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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters
Autoren: Charles Bukowski
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einem kalten Bier an einem Freitag oder Samstag oder Sonntag hin und fang an, die Sache in die Maschine zu hacken, und bis Mittwoch hat die ganze Stadt ein Exemplar auf dem Tisch. Ich kriege Briefe von Leuten, die nie ein Gedicht gelesen haben, weder von mir noch von sonst jemand. Leute kommen an meine Tür — ehrlich gesagt, es sind mir viel zu viele —, um mir mitzuteilen, daß sie von NOTES OF A DIRTY OLD MAN begeistert sind. Ein heruntergekommener Typ kommt an und bringt einen Zigeuner plus Frau mit und wir quatschen und saufen die halbe Nacht. Eine Dame vorn Fernamt in Newburgh, N. Y., schickt mir Geld. Sie möchte, daß ich das Biertrinken aufgebe und lieber was Anständiges esse. Ich höre von einem Irren, der sich »König Arthur« nennt und in der Vine Street in Holly wood lebt und mir beim Schreiben meiner Kolumne helfen will. Ein Typ kommt in aller Herrgottsfrühe angeschossen und sagt: »Ich habe Ihre Spalte gelesen und glaube, daß ich Ihnen helfen kann. Ich war früher mal Psychiater.« Ich schick ihn wieder weg.
Ich habe hier Kolumnen aus annähernd 14 Monaten zusammengestellt. Ich hoffe, daß Ihnen das Zeug was sagt. Wenn Sie mir Geld schicken wollen, in Ordnung. Wenn Sie mich dafür hassen wollen, auch in Ordnung. Fest steht, wenn ich Dorf schmied wäre, würden Sie sichs zweimal überlegen, bevor Sie mir an den Karren fahren. Aber ich bin bloß ein alter Schnorrer, der ein paar Stories auf Lager hat. Und der für eine Zeitung scheibt, die wie er selbst schon morgen früh hinüber sein kann.
Komisch. Stellen Sie sich vor, wenn man dem Jesuskind nicht zwischen den Beinen rumretuschiert hätte, würden Sie das jetzt nicht lesen. Na dann: viel Spaß.
    Charles Bukowski

    Irgendein mickriger Freier wollte den Zaster nicht ausfahren, die ganze Runde behauptete Pleite zu sein, das Spiel war im Eimer, ich saß da mit meinem alten Kumpel Elf, Elf hatte als Kind 'ne Macke gehabt, lag jahrelang im Bett und machte solche verrückten Übungen, Gummibälle kneten und so, und als er eines Tages das Bett verließ, war er so breit wie hoch, ein röhrender muskelbepackter Schrank von Mensch, der Schriftsteller sein wollte, aber zu sehr wie Thomas Wolfe schrieb — und abgesehen von Dreiser war T. Wolfe der mieseste Schreiber, den Amerika je hervorgebracht hat — und plötzlich hatte ich dem Elf eine gescheuert und die Flasche fiel vom Tisch (er hatte was gesagt, das mir nicht paßte), und als der Elf wieder hochkam, hatte ich die Flasche in der Hand (teurer Scotch) und erwischte ihn halb am Kinn und halb am Hals und er ging wieder zu Boden, ich fühlte mich ganz Herr der Situation, ich war Schüler Dostojewskis und hörte Symphonien von Mahler im Dunkeln, und ich hatte Zeit, einen Schluck aus der Flasche zu nehmen, sie wieder hinzustellen, mit der Rechten zu täuschen und ihm die Linke unter den Gürtel zu wuchten, und er fiel gegen die Kommode, der Spiegel ging in Scherben — es klang wie im Kino — blitzte und splitterte, und dann landete der Elf eine direkt über meiner Nase und ich kippte nach hinten über einen Stuhl, das Ding klappte unter mir zusammen als sei es aus Stroh, billiges Stück Möbel, und dann hatte er mich in der Mangel — ich hatte nicht genug Pulver hinter meinen Schlägen, überhaupt keinen rechten Ehrgeiz, und ich hatte ihn noch längst nicht fertiggemacht — und er ging auf mich los wie ein bescheuertes rachgieriges Individuum aus einem Horrorfilm, und für jeden (nicht einmal besonders guten) Schlag, den ich anbrachte, steckte ich drei ein, aber das reichte ihm noch nicht, er wollte nicht aufhören, das Mobiliar ging eins nach dem anderen zu Bruch, ich hoffte irgendwie, jemand würde den Krach hören und der verdammten Schau ein Ende machen — die Vermieterin, die Polente, der liebe Gott, IRGEND JEMAND , aber es ging weiter und weiter, und dann konnte ich mich an nichts mehr erinnern. Als ich wieder zu mir kam, schien die Sonne, und ich lag unter dem Bett. Ich kroch darunter hervor und brachte es irgendwie fertig, aufzustehen. Platzwunde unterm Kinn, zerschrammte Knöchel. Ich war schon in schlimmerem Zustand aufgewacht, und in weit schlimmeren Lokalitäten dazu. Knast, zum Beispiel. Ich schaute mich um. Es war alles echt gewesen; ich hatte nicht geträumt. Alles in die Brüche gegangen, verschmiert, verschüttet, durcheinander — Lampen, Stühle, Kommoden, Bett, Aschenbecher — ramponiert, völlig sinnlos, alles beschissen, kaputt, am Boden zerstört. Ich trank einen Schluck Wasser
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