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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters
Autoren: Charles Bukowski
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willst du hin?«
Der kleine Affe von Flip war dabei, sich hochzustemmen, hob den Hammer, und mehr brauchte ich nicht — der elektrische Lichtblitz auf dem Eisen des Hammers — ich hatte den Koffer in der linken Hand, den stählernen Apparat in der rechten, er war in ausgezeichneter Position, grad neben meinem Knie, und ich holte mit großer Präzision (und einiger Wut) aus und gabs ihm mit der flachen Seite auf die Schläfe, auf die ganze Schädelwand.
Ein Schock, als habe der Blitz eingeschlagen, als schreie alles auf einmal los, und dann wieder völlige Stille. Ich war draußen, ganz plötzlich, auf dem Gehsteig, ohne zu wissen, wie ich all diese Stufen heruntergekommen war. Und da war auch schon ein gelbes Taxi. CABBY !
Schon saß ich drin. »Union Station.«
Es war ein gutes Gefühl. Das ruhige Geräusch der Reifen in der Morgenluft. »Nee, Moment mal«, sagte ich. »Lieber zum Busdepot.«
»Was los, Mann?« fragte der Fahrer.
»Ich hab grad meinen Alten umgelegt.«
»Dein Alten umgelegt?«
»Schon mal was von Jesus Christus gehört?«
»Klaar.«
»Also dann: Busdepot.«
Ich hockte eine geschlagene Stunde im Busdepot und wartete auf den Bus nach New Orleans. Ich fragte mich, ob ich den Flip gekillt hatte oder nicht. Schließlich stieg ich ein, mit Koffer und Schreibmaschine, verstaute die Maschine tief hinten in der Ablage, damit mir das verdammte Ding nicht am Ende selbst den Schädel ramponierte. Es war eine lange Fahrt. Aber ich hatte immer eine Flasche auf dem Schoß, und irgendwann gab es dann auch ein Techtelmechtel mit einer Rothaarigen aus Fort Worth. In Fort Worth stieg ich mit ihr aus, aber sie wohnte bei ihrer Mutter und ich mußte mir ein Zimmer suchen, und aus Versehen erwischte ich eins innem Nuttenhaus. Die Weiber keiften die ganze Nacht, na, man kennt das ja ... » HEY ! Das Ding hängst du aber bei MIR nicht rein, da kannste zah'len, was du willst! . . .« Die Klosetts rauschten in einer Tour; Türen flogen auf und knallten zu. Die Rothaarige, war'n nettes unschuldiges Ding, oder vielleicht tat sie nur so, um sich einen besseren Freier zu angeln. Jedenfalls, als ich die Stadt wieder verließ, war es mir nicht gelungen, bis unter ihren Rock vorzudringen. Am Ende kam ich dann doch noch nach New Orleans.
Aber der Elf, erinnert ihr euch? Der Schrank, mit dem ich die Schlägerei hatte. Also, im Krieg, da wurde er von einem Maschinengewehr umgelegt. Ich hörte, daß er noch 3 oder 4 Wochen im Lazarett lag, bis er schließlich abkratzte. Und das Merkwürdige ist, er hatte mich mal gefragt: »Angenommen, irgendein BLÖDES Arschloch mit 'nem Maschinengewehr macht den Finger krumm und legt mich um . . .?«
»Naja, dann ist es deine eigene Schuld.«
»Na Mensch, bei DIR weiß man ja genau, daß du nicht an einer Salve aus 'nem Maschinengewehr krepieren wirst.« »Worauf du einen lassen kannst, Baby. Es sei denn, es ist eins von Uncle Sam . . .«
»Ach, erzähl mir doch keinen Scheiß! Ich weiß doch genau, daß du dein Land liebst. Es steht doch ganz groß in deinen Augen. Liebe, echte Vaterlandsliebe!«
An diesem Punkt kriegte er die erste von mir gelangt. Und den Rest kennt ihr ja.
Als ich in New Orleans ankam, vergewisserte ich mich, daß ich nicht in einem Hurenhaus landete. Obwohl die ganze Stadt wie eins aussah.
    Wir hockten in unserem Büro, die Mannschaft hatte wieder 7:1 verloren, die Saison war bereits zur Hälfte rum und wir mit 25 Spielen im Keller, und ich wußte, dies würde meine letzte Saison als Manager der »Blues« sein. Unser erster hitter schaffte ganze 234 und unser erster home run Mann war bis her über 6 nicht hinausgekommen. Unser erster pitcher stand bei 7 & 10 mit einem E. R. A. von 3,95.
Old Man Henderson holte die Flasche aus der Schublade, goß sich seine Ration hinter die Binde und schob mir den Rest herüber.
»Und um den Braten fett zu machen«, sagte er, »hab ich mir vor 2 Wochen auch noch die Krätze geholt.«
»Oje. Tut mir leid für Sie, Boß.«
»Und Boß wirst du mich auch bald nicht mehr zu nennen brauchen.«
»Ich weiß. Aber kein Baseball-Manager auf der Welt kann diese lahmen Krücken vor dem Abstieg retten«, sagte ich und nahm einen langen Schluck aus der Flasche.
»Und was noch viel schlimmer ist«, sagte Henderson, »ich glaub, meine eigene Frau hat mir die Krätze angehängt.« Ich wußte nicht, ob ich darüber lachen sollte oder nicht. Jemand klopfte leicht an die Tür zu unserem Büro. Die Tür ging auf, und da stand dieser komische Typ mit Papierflügeln
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