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Aufgeflogen - Roman

Aufgeflogen - Roman

Titel: Aufgeflogen - Roman
Autoren: dtv
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nicht nur ausgefragt werden. Doch die Polizisten gehen nicht auf seine Frage ein.
    »In der Wohnung hängt ein Foto von dir und Isabel.«
    Christoph nickt und versucht es noch einmal.
    »War der Sturz des Hausmeisters ein Unfall oder hat ihm jemand was getan? Das wissen Sie doch sicher schon!«
    Keine Antwort, weitere Fragen.
    »Weißt du, wo Isabel jetzt ist?« Christoph schüttelt den Kopf.
    »Sie hat sich den ganzen Tag nicht bei dir gemeldet?« Kopfschütteln.
    »Und du hast sie auch nicht kontaktiert?«
    Erneutes Kopfschütteln.
    »Können wir dein Handy sehen?«
    Christoph überlegt kurz: Dürfen die das? Was ist, wenn er sich weigert? Es würde auf alle Fälle verdächtig wirken. Er bemerkt den auffordernden Blick seines Vaters. Warum soll er es nicht rausrücken? Er hat es doch schon bearbeitet.
    Der Kripobeamte sieht sich die Einträge an, geht die SMS durch.
    »Da ist nichts von Isabel Hernandez.«
    Christoph schießt das Blut in den Kopf. Er hat einen Fehler gemacht. Er hätte einen Teil der SMS löschen sollen, nicht alles, schon gar nicht die Nummer. Das ist verdächtiger als alles andere.
    »Vielleicht hatte sie gar kein Handy?«, schaltet sich Christophs Vater ein, aber es klingt nicht sehr überzeugend.
    Die Polizisten verabschieden sich.
    »Komm bitte morgen früh zu uns«, sagt der eine und gibt Christoph eine Visitenkarte.
    »Trotz Schule?«
    Der Kripobeamte grinst: »Du wirst schon nicht allzu viel versäumen.«
     
    »Wo ist sie?«, fragt Christophs Vater, als die Polizei gegangen ist.
    »Keine Ahnung.«
    Der Blick seines Vaters sagt ihm: Ich weiß, dass du lügst.
    Er schenkt sich ein Glas Rotwein ein, bietet auch ihm eins an, doch Christoph schüttelt den Kopf.
    »Die Polizei geht schon lange nicht mehr von einem Unfall des Hausverwalters aus«, vermutet sein Vater. »Das merke ich an dem Verhalten der Beamten. Und wenn das so ist, dann steht deine Freundin unter Mordverdacht. Sonst würden sie nicht so schnell hier auftauchen   – und sie auch nicht so fieberhaft suchen. Vermutlich haben sie schon eine Fahndung eingeleitet.«
    Er schweigt.
    »Hast du mit der Sache zu tun?«
    Er schweigt.
    »Du machst dich strafbar und bringst dich in Gefahr.«
    Er schweigt.
    »Wir machen uns Sorgen.«
    Das ist seine Mutter. Sie steht in der Tür, beunruhigt, aufgewühlt.
    »Ich gehe ins Bett, ich bin müde«, sagt Christoph.
    »Es spricht für dich, wenn du Isabel helfen willst.« Typisch Mom.
    »Aber du hast keine Chance.« Typisch Dad.
     
    Er geht in sein Zimmer, legt sich aufs Bett, starrt an die Decke.
    Wenn er Pech hat, erfahren die Beamten von derFrau des toten Hausmeisters, dass er schon in der Wrangelstraße war. Er hat also gewusst, dass Isabel verschwunden ist. Er hat auch gewusst, dass Kröger tot war.
    Er hat gelogen   – und sie werden wissen wollen, warum.
    Hätte er gleich sagen sollen, dass er dort war?
    Egal, er kann es ohnehin nicht mehr ändern.
    Aber eines ist klar: Er muss vorsichtig sein. Denn jede seiner Bewegungen kann Isabel und ihre Mutter verraten.
    Er muss stillhalten und warten.
    Obwohl er viel lieber vorbeifahren würde. Jetzt. Sofort.
    Aber er wagt es nicht einmal, bei ihnen anzurufen.

5.   Kapitel
    Ich wusste, dass sie mich anlog. Sie war eine verdammt gute Schweigerin, aber eine schlechte Lügnerin. Sie sei drei Mal schwarz mit der S-Bahn gefahren, sagte sie. Deshalb die Flucht, als sie den Polizisten sah.
    »Bei Rot an der Ampel stehen bleiben, aber schwarzfahren?«
    Mir kam das komisch vor.
    »Ich habe eben vergessen zu stempeln.«
    Ausgerechnet sie, die nie etwas liegen ließ, verlor oder vergaß?
    Und wird man gleich verhaftet, nur weil man Schwarzfahrer ist?
    »Es war eine Panikreaktion. Tut mir leid.«
    Dass meine Freundin mir nicht alles erzählen wollte, damit konnte ich leben. Aber jetzt hatte ich den Verdacht, es stecke mehr dahinter.
    Jeder Versuch, mit ihr darüber zu reden, ging schief. Wir waren ein Paar, aber sie vertraute mir nicht.
     
    Es war nun Sommer, kurz vor den Ferien, und inzwischen hatten alle in der Schule mitgekriegt, dass was lief zwischen uns. Ben hatte sich eine Zeit lang übermeinen neuen Lebenswandel lustig gemacht. Ein paar Fragen, ein paar Zoten, ein paar verpasste Partys, dann war ich draußen aus der Clique. Es war kein Spaß mehr, mit mir befreundet sein. Das wusste ich selbst. Mein Leben drehte sich um Isabel. Auf einmal war ich so, wie ich nie werden wollte: Ich hatte nur noch eine Frau im Kopf.
    Doch Isabel hatte kaum Zeit.
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