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Aufgeflogen - Roman

Aufgeflogen - Roman

Titel: Aufgeflogen - Roman
Autoren: dtv
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meist in der Heimat, stellen, was für viele wegen des teuren Flugs unmöglich ist.
     
    Dennoch kommt es selten zur Anzeige öffentlicher Stellen an die Ausländerbehörde, da Menschen in der Illegalität vor der Inanspruchnahme ihrer sozialen Grundrechte (wie gesundheitliche Grundversorgung, Klagen gegen soziale Ungerechtigkeiten vor Gericht) zurückschrecken und denKontakt zu diesen Stellen meiden, um nicht zu riskieren, abgeschoben zu werden.
    Das führt dazu, dass das Leben als Illegaler in Deutschland mit dem hohen Risiko verbunden ist, dass Erkrankungen oder Verletzungen nicht oder nicht rechtzeitig behandelt werden. Dass Impfungen bei Kindern unterbleiben, dass Frauen auf medizinische Hilfe bei Schwangerschaften und Entbindungen verzichten, dass Neugeborene keine Geburtsurkunde erhalten, dass Kinder statusloser Eltern weder einen Kindergarten noch eine Schule besuchen können, dass illegal beschäftigten Ausländern der vereinbarte Lohn von betrügerischen Arbeitgebern vorenthalten werden kann.
    Wir sehen diese Menschen im Schatten nicht, denn sie halten sich an die ungeschriebenen 10   Gebote der Illegalen:
Steige niemals ohne ein Ticket in ein öffentliches Verkehrsmittel ein.
Gehe niemals bei Rot über die Verkehrsampel.
Melde dich nie mit Namen am Handy.
Greift dich jemand körperlich an, weiche aus und fliehe, rufe nicht die Polizei.
Halte dich weit entfernt von öffentlichen Plätzen, wie z.   B. dem Bahnhof oder Volksfesten.
Wird deine Arbeit schlecht oder gar nicht entlohnt, schalte kein Gericht ein.
Gehe Streitigkeiten am Arbeitsplatz oder wo auch immer aus dem Weg.
Vermeide auffälliges Verhalten.
Vermeide, wenn möglich, in ein Krankenhaus eingeliefert zu werden.
nie deine Wohnungstür, ohne zu wissen, wer davorsteht.
     
    Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Leben von Menschen in der Illegalität ist ungeheuer anstrengend, hart, unvorstellbar zermürbend, entwürdigend und oft sehr grausam. So ein Leben nimmt man nicht aus Abenteuerlust auf sich, sondern in sehr vielen Fällen steckt nackte Not dahinter.
    So ist es höchst dankenswert und wichtig, dass sich die Autorin Lotte Kinskofer dieser Problematik angenommen hat und sehr anschaulich und ungeheuer spannend schildert, wie unglaublich schwierig es ist, sich als illegalisierte Person in Deutschland aufzuhalten, und wie schwer es ist, mit diesen Unsichtbaren ins Gespräch zu kommen oder gar eine Beziehung aufzubauen, wie es Christoph versucht.
    Aber es wird nicht nur das Schicksal einer Illegalisierten erzählt, sondern fast nebenbei erfährt man auch noch etwas über abgelehnte Asylbewerber und ihr oft hartes Leben bei uns in Deutschland. Auch zu uns kam ein ehemaliger Kindersoldat, der sich nicht traute, seine Geschichte zu erzählen, weil der Übersetzer seinem Stamm angehörte, und er befürchtete, dass dieser und alle anderen Stammesangehörigen ihn in Deutschland verfolgen könnten, so wie es ihm in seiner Heimat widerfahren war. Sein Asyl wurde abgelehnt, er erhielt eine Duldung, da man ihn ohne Pass nicht abschieben kann, so wie offenbar auch Adamu.
     
    Wir können nicht alle Menschen in Not bei uns aufnehmen, aber wir können uns dafür einsetzen, dass bei Entscheidungen, wer hierbleiben darf und wer gehen muss, die von Deutschland anerkannte ›Allgemeine Erklärung der Menschrechte‹ der UNO von 1948 zugrunde gelegt wird.Demnach müsste die Übermittlungspflicht (siehe Gesetzestext oben), die es so nur in Deutschland gibt, auf sicherheitsrelevante Kriterien reduziert werden.
     
    Birgit Poppert wurde bei ihrer nebenberuflichen Tätigkeit als Deutschlehrerin für Asylbewerber darauf aufmerksam, dass es für illegal in Deutschland lebende Ausländer praktisch keine Krankenversorgung gab. Diese Erkenntnis führte zur Gründung des Café 104 in München, das mittlerweile ein richtiges kleines Zentrum für Menschen mit ungesichertem Status geworden ist. Für ihr Engagement wurde Birgit Poppert 2009 mit dem Preis der Stadt München, ›München leuchtet‹, ausgezeichnet.

Informationen zum Buch
    Christoph ist mit Isabel zusammen. Doch eigentlich weiß er fast gar nichts über sie. Wo wohnt sie? Wer sind ihre Eltern? Warum verschwindet sie dauernd so plötzlich? Als Christoph die Ungewissheit nicht mehr aushält, spioniert er Isabel nach. Und findet heraus, dass sie illegal in Deutschland lebt. In einer Schattenwelt. Bevor Christoph etwas unternehmen kann, wird bei Isabel im Haus jemand ermordet. Und damit steht die Polizei vor der
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