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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition)
Autoren: Susanne Fröhlich
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gibt, gibt es garantiert auch mobile Fußpflege. Bei dem, was man da manchmal unter Bettdecken hervorblitzen sieht, eigentlich eine sehr gute Erfindung. Ich will gar nicht im Detail daran denken, was der Arme da ab und an zu sehen bekommt.
    »Wie geht es deiner Mutter? Auf welcher Station liegt sie? Wie heißt der Arzt, der für sie zuständig ist?«, stellt er mir mehrere Fragen auf einmal.
    »Es geht ihr, glaube ich, ganz gut, soweit ich das beurteilen kann. Sie ist auf dieser Stroke-Unit-Abteilung, für die Schlaganfall-Sofortversorgung«, füge ich erklärend hinzu. »Den Arzt habe ich noch nicht getroffen«, ergänze ich.
    »Da habe ich auch schon mal gearbeitet. In meiner Ausbildungszeit!«, bemerkt er. »Hör mal, Andrea, wollen wir jetzt nicht einfach spontan noch irgendwo einen Wein trinken gehen? Dieser Zufall sollte doch nicht ungenutzt verstreichen, oder?«
    Er hat recht. Jetzt nein zu sagen, wäre blöd. Ich bin gar nicht ordentlich zurechtgemacht, dämmert es mir da. Keine Spezialunterwäsche, einfach nur Jeans und T-Shirt. Und auch keine Super-High-Heels, sondern Flip Flops. Ach was soll’s, entscheide ich, er trägt auch nicht mehr den Anzug vom Flughafen, sondern Jeans und Turnschuhe.
    »Zur Entspannung tut ein Gläschen Wein ganz gut. Gib dir einen Ruck!«, insistiert er.
    »Gerne«, sage ich, »ein Glas Wein ist jetzt genau das Richtige.«
    Wir entscheiden uns für die Pizzeria gegenüber.
    Als wir den Laden betreten, schießt mir durch den Kopf, dass ich schon wieder kein Geld dabeihabe. Nur ein paar Münzen im Auto, fürs Parkhaus. Der muss mich ja für die Superschnorrerin halten.
    »Deine kriminelle Bekannte hat nicht damit gerechnet, noch auszugehen, also, mit anderen Worten, ich habe mal wieder kein Geld bei mir!«, gestehe ich direkt.
    »Ich glaube, du bist eine verdammt teure Frau, Andrea, aber auf einen Wein mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an!«, lacht Paul. »Quatsch, gar kein Problem«, betont er grinsend.
    Es ist lustig mit ihm. Er ist klug, ironisch, aber nicht sarkastisch. Er gefällt mir immer besser.
    »Woher kanntest du denn diesen Zöllner?«, will ich beim ersten Glas Wein wissen.
    »Sein Sohn war mein Patient. Klumpfuß beidseitig, kompliziert, aber ist gutgegangen.« Er bemerkt mein fragendes Gesicht. »Ich bin Pädiater, also Kinderarzt, aber auch Orthopäde und spezialisiert auf Füße. Wenn du mal einen schlimmen Hallux hast, wende dich vertrauensvoll an mich«, erklärt er mir.
    Er ist Pädiater, nicht Podologe.
    »Ich dachte, du bist Fußpfleger!«, platzt es aus mir heraus.
    »Na ja, im weitesten Sinne bin ich das ja auch!«, lacht er schon wieder. »Aber wie kommst du denn darauf, dass ich Fußpfleger bin?«, fragt er dann doch erstaunt.
    »Das hat euer Schrebergartenvorsitzender gesagt. Der Paul ist Podologe, der macht irgendwas mit Füßen.«
    »Ist doch auch wurscht«, befindet Paul, »lass uns über andere Dinge reden.«
    Irgendwie ist es auch wurscht. Paul ist wunderbar! Das ist ein Mann, in den ich mich verlieben könnte, geht es mir durch den Kopf. Er erzählt mir von seinem Kongress in Florida. Von seinen Wünschen. Seinen Träumen. Von seiner Ex, die mit seiner heißgeliebten 13-jährigen Tochter auf Mallorca lebt. Er hört zu, und aus einem schnellen Glas Wein wird ein langer Abend mit Pizza und mehr Wein. In meinem Kopf geht es rund. Christoph, Rakete, Paul! Eben noch die große Männerflaute und jetzt das.
    Um halb zwölf bin ich wirklich müde.
    »Ich muss heim, es wird Zeit! Ich bin schlagkaputt!«, entschuldige ich meinen Aufbruch.
    Vor der Pizzeria verabschieden wir uns. Er nimmt mich in den Arm. Ich drehe seinen Kopf und küsse ihn. Mit allem drum und dran. Ohne darüber nachzudenken, ob man das macht. Vor allem, ob Frau das macht. Wer küssen will, sollte küssen, ist meine neue Devise. Wir küssen und küssen. Ich bin froh, auf der Straße zu stehen, sonst wüsste ich nicht, ob ich mich beherrschen könnte. Der Mann küsst höllisch gut. Auch das noch! Aber Rakete konnte auch küssen, sagt eine kleine warnende Stimme in mir. Den Rest sehen wir später, überlege ich, und dann überlege ich überhaupt nichts mehr und küsse noch eine Runde.
    »Sehe ich dich am Donnerstag?«, fragt mich Paul in einer Atempause.
    »Ja, am Donnerstag gehen wir aus. Es war wundervoll mit dir. Tschüs«, flüstere ich ihm ins Ohr.
    Er küsst mich sanft auf die Stirn »Tschüs, Andrea, bis Donnerstag.«

    Ich bin total aufgedreht und hundemüde zugleich. Was
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