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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition)
Autoren: Susanne Fröhlich
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ihr von Christoph. Von meinen konfusen Gedanken.
    »Er ist kein schlechter Kerl – du weißt, ich mag ihn. Aber ob sich mit euch wirklich was ändert, da habe ich schon Zweifel«, kommentiert sie die Lage.
    Die habe ich eben auch, sonst wäre ja alles ganz einfach. Christoph und ich haben eine Vergangenheit, das verbindet nun mal. Eine Vergangenheit, die unglaublich viele schöne Momente beinhaltet. Aber braucht es nicht mehr? Neue schöne Momente? Das heute im Parkhaus hatte was davon. Meine Fuß-Paule-Geschichte amüsiert Sabine.
    »Der hört sich doch kernig an, und er hat dir zur Seite gestanden. Probier ihn aus!«, rät sie mir. Meinen latenten Fußpflegerdünkel findet sie albern.
    »Ich habe gar nichts gegen den Beruf an sich«, versuche ich, mich zu rechtfertigen, »es geht mir eher darum, dass es für einen Mann ein seltsamer Beruf ist.«
    »Makler finde ich wesentlich fieser!«, bemerkt sie nur trocken.
    Sabine ist manchmal eine weise Frau.
    »Außerdem hättest du immer perfekte Füße für null Euro!«, ergänzt sie noch und lacht.

    Zwei Stunden später sitze ich wieder im Auto, auf dem Weg ins Krankenhaus. Drei kurze Tage in meinem Leben, und alles scheint mir völlig anders zu sein als noch vor diesen drei Tagen. Ich bin richtiggehend aufgewühlt. Mein Date war eine mittlere Katastrophe, aber daraus hat sich ein neues Date ergeben. Mein Ex und Noch-Mann ist nachdenklich geworden und zeigt so etwas wie zaghaftes Interesse. Und dann das mit meiner Mutter. Die Welt kann sich schnell ändern.
    Mama ist wach, und mein Vater liegt dicht neben ihr im schmalen Bett. Das rührt mich. Er hält ihre Hand, und als ich das Zimmer betrete, lässt er sie los, fast so, als hätte ich ihn bei etwas Unanständigem ertappt. Süß. Das hätte ich später gerne auch. Jemand, der mir in einer solchen Situation die Hand hält. Klar kann man vieles auch allein. Auch Sabine würde mir sicherlich die Hand halten, aber dasselbe ist es eben doch nicht.
    »Ist irgendwas passiert?«, fragt mich mein Vater verunsichert.
    »Nein, nein, bis auf das mit Mama ist alles im Lot. Ich wollte nur unbedingt noch mal nach ihr schauen«, erkläre ich mein Kommen.
    »Ach so, dann ist es ja gut. Setz dich, Schätzchen, nimm dir was zu trinken, wenn du magst«, antwortet mein Vater.
    Er will aufstehen und sich auf den zweiten Besucherstuhl setzen, aber ich fordere ihn auf, zu bleiben, wo er ist.
    »Körperkontakt tut ihr gut, sagen die Ärzte!«, rechtfertigt er sein Rumliegen.
    »Körperkontakt tut immer gut! Na ja, fast immer!«, relativiere ich meine Aussage, denn ich muss kurz an den Körper von Rakete denken.
    Ich bleibe eine Dreiviertelstunde und erzähle ein wenig von Istanbul. Die Rakete-Details lasse ich natürlich weg. Mein Vater erklärt mir, dass er abends immer bleibt, bis Mama schläft, und morgens dann ab sieben Uhr wieder hier ist.
    Seit langer Zeit rede ich mal wieder mehr als nur zwei Sätze mit meinem Vater. Normalerweise ist meine Mutter die Wortführerin, mein Vater nickt ab und an oder zuckt mit den Schultern. Jetzt aber sind die Rollen anders. Mein Vater wirkt auch ganz anders. Entschlossener als sonst. Da sieht man mal, Männer können auch anders. Manchmal müssen sie einfach nur dazu gezwungen werden, auch wenn es in diesem Fall sehr unschöne Umstände sind.
    »Wir gehen zusammen in die Reha – da suche ich was richtig Schönes mit der Erika zusammen raus, gell«, sagt er und streicht meiner Mutter zart über den Arm.
    Hier werde ich heute Abend nicht mehr gebraucht, denke ich, und es freut mich. Meine Eltern hatten viele Höhen und Tiefen, das hier sieht, trotz des traurigen Anlasses, nach Höhe aus. Muss man eben auch die Tiefen aushalten, um die Höhen erleben zu können.

    Vor dem Klinikum setze ich mich auf ein Mäuerchen um kurz innezuhalten. Es ist ein schöner, lauer Sommerabend, immer noch warm.
    »Verfolgen Sie mich?«, tönt da eine Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehe, steht Fuß-Paule vor mir.
    Was macht der denn hier? Stalkt der mich?
    »Hallo«, sage ich und bin nicht sicher, ob ich mich freuen soll.
    »Was machst du denn hier?«, will ich wissen, schon um den Stalking-Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen.
    »Ich habe für heute Abend einen Korb bekommen, von einer sehr netten Frau, und habe beschlossen, dann eben noch ein wenig zu arbeiten!«, antwortet er.
    Arbeiten? Im Krankenhaus? Ich versuche, kein zu doofes Gesicht zu machen. Dann fällt mir ein – so wie es mobile Friseure fürs Krankenhaus
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