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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung
Autoren: Brian Lumley
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einen krachenden Schlag auf den Hinterkopf.
    Der Schlag schleuderte Dragosani zurück, und die Maschinenpistole prallte auf den Boden. Er stieß gegen die Wand, stand dort einen Moment lang mit gespreizten Armen und Beinen und rutschte dann in die Hocke. Nun sah er, dass das Gewehr in Harrys Händen zerbrochen war, dort, wo der Schaft mit den Läufen verbunden war. Harrys Augen suchten den Raum fieberhaft nach einer anderen Waffe ab. Dragosani wusste, dass er im Vorteil war und keine menschengemachte Waffe brauchte, um diese Sache zu Ende zu bringen.
    Galenskis blubbernde Schreie aus dem Vorraum waren plötzlich verstummt. Harry zog sich in Richtung der halb geöffneten Tür zurück.
    Dragosani hatte nicht die Absicht, ihn entkommen zu lassen. Er hechtete vor, packte ihn an der Schulter und hielt ihn mühelos mit einer Hand auf Armeslänge fest.
    Harry war wie hypnotisiert von der puren Grässlichkeit des Gesichts dieses Mannes und konnte nicht wegsehen. Er schnappte nach Luft und hatte das Gefühl, durch die unglaubliche Macht dieser Kreatur ausgequetscht zu werden.
    »Ja, hechle nur«, knurrte Dragosani. »Hechle wie ein Hund, Harry Keogh – und stirb wie ein Hund!« Und er bellte ein Lachen, das nichts ähnelte, was Harry jemals zuvor gehört hatte.
    Der Nekromant hielt sein Opfer weiter fest, nahm eine Kauerstellung ein und öffnete die Kiefer weit. Von seinen nadelspitzen Zähnen tröpfelte der Geifer, und irgendetwas, das keine Zunge sein konnte, bewegte sich in dem klaffenden Mundwerk. Seine Nase presste sich flach an sein Gesicht und wurde zerfurcht wie die gewundene Schnauze einer Fledermaus, und ein rotes Auge quoll scheußlich heraus, während das andere sich zu einem Schlitz verengte. Harry starrte gebannt direkt in die Hölle und konnte sich nicht abwenden.
    Siegesgewiss schleuderte Dragosani schließlich sein Geschoss aus mentalem Schrecken ab – und in genau dem Moment flog die Tür hinter Harry auf und riss ihn aus dem Griff des Nekromanten. Die Tür deckte ihn, als er auf den Boden stürzte, während zur selben Zeit jemand anders knarrend den Raum betrat, um die volle Wucht von Dragosanis Angriff abzubekommen. Zu spät erinnerte sich Dragosani an Max Batus’ Warnung: Man durfte nie die Toten verfluchen, denn die Toten können nicht noch einmal sterben!
    Der Schlag wurde abgelenkt, zurück gelenkt auf Dragosani selbst. In Batus Geschichte war ein Mann von einem einzigen Schlag zusammengeschrumpft worden, aber in Dragosanis Fall war es anders – vielleicht sogar noch schlimmer.
    Er schien von einer Riesenfaust gepackt und quer durch den Raum geschleudert zu werden. Die Knochen in seinen Beinen knackten, als sie vor die Tischkante prallten. Wieder flog er gegen die Wand, aber diesmal sackte er auf dem Boden zusammen. Er kämpfte sich in eine sitzende Haltung und schrie ununterbrochen mit einer Stimme, die quietschte wie eine Riesenkreide auf einer Schultafel.
    Seine gebrochenen Beine zappelten auf dem Boden, als wären sie aus Gummi, und er fuchtelte mit seinen Armen wild vor seinen Augen herum. Er war blind, denn es waren seine Augen, die von dem Schlag getroffen worden waren, den er selbst ausgelöst hatte.
    Harry trat hinter der schützenden Tür hervor, sah den Nekromanten dort sitzen und hielt den Atem an. Es sah aus, als wären Dragosanis Augen von innen explodiert. Sie waren nur noch Krater in seinem Gesicht, Fetzen aus scharlachrotem Knorpel hingen auf seine eingefallenen Wangen herab. Harry wusste, dass es vorbei war, und der Schock des Ganzen holte ihn jetzt ein. Von Ekel erfüllt wandte er sich von Dragosani ab und sah, dass dessen Henker bereits auf ihn warteten.
    »Bringt es zu Ende«, befahl er ihnen. Knarrend bewegten sie sich auf das angeschlagene Ungeheuer zu.
    Dragosanis Erblindung betraf auch den Vampir in ihm, der durch seine Augen gesehen hatte. Doch obwohl das Geschöpf nicht ausgewachsen war, waren seine fremdartigen Sinne genügend ausgebildet, um das unaufhaltsame Herannahen düsterer und ewiger Vernichtung zu spüren. Es fühlte den Pflock, der von einer mumifizierten Klaue gehalten wurde, und wusste, dass in diesem Moment ein rostiges Schwert hoch erhoben wurde. Dragosani war jetzt nur noch eine zerschmetterte Hülle und ohne Wert für den Vampir. Wie ein böser Geist, den man ausgetrieben hatte, verließ er seinen Körper.
    Dragosani hörte auf zu schreien, hustete und griff sich an die Kehle. Schaum und Blut flossen heraus, als sich sein Kiefer unfassbar weit öffnete
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