Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
versucht, mein Bein hochzuklettern. Ich schüttle sie ab, aber sie kommt immer wieder zurück. Siehst du, siehst du? Wieder! Wieder!« Seine Stimme verlor sich in statischem Rauschen und einem prasselnden Lachanfall.
    Während die Geräusche des Wahnsinns aus dem Funkgerät drangen, stieß Yul Galenski plötzlich in seinem Vorzimmer einen Schreckensschrei aus. »Die Treppe! Sie kommen die Treppe herauf!« Seine Stimme war so schrill wie die eines Mädchens; er besaß keine Kampferfahrung; er war ein Bürohengst, ein Sekretär. Aber wer konnte auch schon Erfahrung mit so etwas haben?
    Der OvD hatte bleichgesichtig und zitternd am Fenster gestanden; nun aber schnappte er sich eine Maschinenpistole und eilte hinüber zu Galenski, der von der Tür zur Treppe zurückwich. Auf dem Weg griff er nach den Handgranaten auf Dragosanis Schreibtisch. Wenigstens er ist ein Mann!, dachte Dragosani widerwillig.
    Dann ertönte das erschreckte Heulen des OvD, sein Fluchen, das Geknatter seiner Maschinenpistole, und schließlich die Explosionen von Handgranaten, die er entsichert und in das Treppenhaus hinabgeworfen hatte. Unmittelbar nach der Detonation kam die letzte Botschaft des unbekannten Postens herein: »Nein! Nein! Mutter Gottes! Mein Schütze hat sich selbst erschossen, und jetzt kommen sie durch die Schießscharten! Hände ohne Arme! Köpfe ohne Körper! Ich glaube, ich muss meinem Schützen folgen, er hat es jetzt alles hinter sich. Diese ... Leichenteile! Sie kriechen über die Granaten! Nein – hört auf damit!«
    Man hörte das typische tsch-tsching einer Granate, die entsichert wird, noch mehr Geschrei und Gebrabbel und Geräusche des Chaos, und schließlich den Knall einer Explosion, auf den ... nichts mehr folgte. Das Funkgerät stand da und rauschte vor sich hin.
    Plötzlich erschien das Schloss Bronnitsy sehr still ... Es war eine Stille, die nicht andauern konnte. Während sich der OvD von dem Treppenabsatz in Galenskis Büro zurückzog, wo Rauch und Korditgestank in beißenden Schwaden von unten heraufstiegen, tauchten Harry Keogh und seine Tatarengefährten aus dem Möbius-Kontinuum auf. Sie erschienen in dem Vorraum, als ob jemand sie urplötzlich angeschaltet hätte.
    Der OvD hörte Galenskis erbärmliches Geheul des Grauens und Unglaubens und wirbelte im Halbkreis herum. Er sah, was Galenski gesehen hatte: einen grimmigen, verrußten jungen Mann, umgeben von einschüchternden Mumiengestalten aus schwarzem Leder und schmutzig-weißen Knochen. Ihr Anblick allein – genau hier, in einem Raum mit ihm – genügte fast, ihn zu versteinern, ihn verzweifeln zu lassen. Aber nicht ganz. Das Leben war kostbar.
    Mit einer Fratze der Verzweiflung und Angst gurgelte der OvD etwas Sinnloses hervor und legte seine Maschinenpistole an ... und wurde von den Füßen gerissen und zurück auf den Treppenabsatz geworfen; sein Gesicht verwandelte sich in einen rohen Brei, als Harry seine letzte Patrone auf kurze Entfernung abfeuerte.
    Im nächsten Augenblick hatten Harrys Gefährten ihre Aufmerksamkeit Galenski zugewandt, der in einer Ecke hinter seinem Schreibtisch herumkroch und schlotterte; Harry trat inzwischen hinein in das, was einst Gregor Borowitz’ innerstes Heiligtum gewesen war. Dragosani warf das stumme Funkgerät vom Tisch und wandte sich zu ihm um. Sein riesiger Kiefer klappte überrascht auf; er streckte eine nervöse Hand aus, zischte wie eine Schlange, seine roten Augen flammten auf. Und für einen ganz kurzen Moment schätzten beide sich gegenseitig ab.
    In beiden Männern waren dramatische Veränderungen vor sich gegangen, aber bei Dragosani handelte es sich um eine totale Metamorphose. Harry erkannte ihn zwar, aber unter anderen Umständen wäre das wohl kaum der Fall gewesen.
    Bei Harry selbst war nur wenig seiner früheren Persönlichkeit oder Identität übrig geblieben. Er hatte eine Menge unterschiedlicher Talente geerbt und nun mit Sicherheit den Homo sapiens überflügelt. Beide Männer waren inzwischen zu fremden Wesen geworden, und in dem eingefrorenen Moment, in dem sie sich gegenseitig anstarrten, wurde es ihnen beiden klar. Und dann ...
    Dragosani erblickte das Gewehr in Harrys Händen, konnte aber nicht wissen, dass es unbrauchbar war. Hasserfüllt fauchend und in der Erwartung, jeden Moment das Brüllen der Waffe zu hören, machte er einen Satz auf Borowitz’ großen Eichenschreibtisch zu und langte nach einer Maschinenpistole. Harry drehte das Gewehr um, trat vor und versetzte dem Nekromanten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher