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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Doetsch
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allmählich die Dunkelheit der Nacht vertrieb, die Schatten verjagte und den neuen Tag ankündigte.
    Und als Cristos in diesen letzten Augenblicken keine Luft mehr bekam, seine Lunge wie Feuer brannte und ihm das Herz beinahe aus der Brust sprang, wusste er, dass er dem Tod nicht ein zweites Mal entkommen würde. Jack stand mühsam auf. Aus der Wunde in seiner Brust sickerte Blut. Er packte Cristos’ geschwächten Körper und warf ihn über den Rand der Klippen. Er schlug unten auf dem steinigen Ufer auf und blieb reglos liegen.
    Jack eilte die felsigen Klippen hinunter, rutschte aus, suchte Halt und schnitt sich an den scharfen Felsen die Hand auf. Das erste Licht des Morgengrauens schimmerte noch in weiter Ferne, und Jack hatte Mühe, in der Dunkelheit, die sich hartnäckig über den Klippen hielt, etwas zu sehen. Auf dem gefährlichen Pfad konnte er die Füße nicht sicher aufsetzen. Er musste höllisch aufpassen, damit er nicht ausrutschte, die Felsen hinunterstürzte und sich tödlich verletzte. Jack spähte auf Cristos’ leblosen Körper, der am Fuße des Abhangs über einem Gesteinsbrocken hing und auf den einen kurzen Moment das Licht des Leuchtturms fiel. Im Sand unter ihm hatte sich eine Blutlache gebildet. Und dann rutschte Jack aus. Er schlidderte die Klippen hinunter und hatte Angst, zu stürzen und sich den Kopf aufzuschlagen. Als er sich mit der linken Hand an dem verwitterten Gestein festzuhalten versuchte, brach ein Stück ab. An der scharfen Kante schlitzte er sich den linken Unterarm auf, und die Wunde zerstörte das Tattoo.
    Die letzten Meter sprang Jack hinunter zu dem steinigen Ufer, wo Mia mit verdrehten Gliedern reglos mit dem Gesicht in dem flachen Wasser lag. Er fiel neben ihr auf die Knie, drehte sie schnell auf den Rücken und starrte auf die große Wunde in ihrer Brust.
    Jack fühlte keinen Puls und spürte keinen Atem. Behutsam legte er Mia in den Sand, neigte ihren Kopf nach hinten und begann sofort mit der Mund-zu-Mund-Beatmung. Während Jack Luft in ihre Lunge und in ihre Seele blies, legte er die Hände auf das Brustbein und begann rhythmisch zu drücken, damit das Blut wieder durch ihre Adern floss. Kurz darauf begann die Wunde wieder zu bluten.
    »Bitte, Mia. Atme. Atme, verdammt.« Jack presste noch einmal die Lippen auf ihren Mund und hauchte ihr neues Leben ein.
    »Du darfst nicht sterben. Lass mich sterben, bitte, lass mich sterben. Ich tausche mein Leben gegen deins.«
    Jack blies noch mehr Luft in Mias Lunge und drückte rhythmisch auf ihren Brustkorb. Er riss ihr Kleid auf, platzierte die Hände genau unterhalb eines BH -Trägers und schaute auf die Wunde. Sie war über dem Herzen und hatte zum Glück das lebenswichtige Organ verschont. Vielleicht, vielleicht …
    Mit einem lauten Keuchen kehrte Mia hustend und würgend ins Leben zurück. Aus ihrem Mund schoss das Wasser, das in ihre Lunge eingedrungen war. Jack hob sie hoch, nahm sie in die Arme und legte sie auf seinen Schoß.
    »Jack …«, flüsterte Mia.
    »Pst …«
    Mia hob den Blick und ließ ihn über die Felsen zu den Klippen hoch über ihnen wandern. »Wie habe ich das überlebt?«
    »Das Wasser muss deinen Sturz abgemildert haben.«
    Sie strich über die Schusswunde und zuckte zusammen. Jack drückte eine Hand darauf und versuchte, die Blutung zu stillen.
    »Wie hast du …?«
    »Frank ist tot.«
    Mia schaute ihn an. »Wie meinst du das?«
    »Er wurde erschossen.«
    »Ich weiß, dass er erschossen wurde. Alle wissen, dass er erschossen wurde. Es war nicht deine Schuld.«
    »Ich weiß.« Jack neigte verwirrt den Kopf zur Seite.
    »Ach ja? Nach all den Jahren hörst du nun endlich auf, dir die Schuld zu geben …«
    »Ich verstehe nicht. Wie meinst du das?«
    »Jack, Frank ist vor fünfzehn Jahren gestorben. Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Plötzlich brach Jacks Verstand auseinander und setzte sich wieder zusammen. Frank »Apollo« Archer war von den beiden Jugendlichen erschossen worden und in Jacks Armen gestorben … Und doch hatte Jack Frank noch an diesem Tag gesehen und den ganzen Tag mit ihm verbracht, ehe er vor ein paar Minuten in dem Herrenhaus gestorben war. Dasselbe Szenarium wie damals … erschossen von zwei Männern … in die Enge getrieben … eine Kugel ins Herz.
    »Mein Gott«, flüsterte Jack. »Das kann nicht sein …«
    Jack dachte an seinen Vater, sein Bedauern, nie mit ihm gesprochen zu haben, ihm niemals gesagt zu haben, wie er fühlte und dass er ihn trotz allem liebte. Er war
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