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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Doetsch
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nie dazu gekommen, ihm all diese Dinge zu sagen, ehe er vor sechs Monaten starb.
    Seine Gedanken wanderten zu dem Brief, den er an Cristos geschrieben hatte, woran er sich aber nicht erinnerte, den Brief, der in seiner Hosentasche steckte und auf dem der Text verschwunden war.
    Sein Hund heute Morgen in der Küche, den vor seinen Augen vor mehr als zwanzig Jahren, als er siebzehn war, ein Müllwagen in der Einfahrt überfahren hatte. Wenn er nur eine Sekunde früher da gewesen wäre, um ihn zu retten …
    Dinge aus so fernen Zeiten, die für immer verloren schienen.
    Sie waren alle tot … Doch auch andere Menschen hatten Frank gesehen und sich gemeinsam mit ihm für ihn eingesetzt. Er war kein Geist, kein Produkt seiner Einbildung. Frank hatte ihm geholfen, Mia zu retten und Cristos zu jagen. Jack spähte zu Cristos’ leblosem Körper hinüber und bekam einen mächtigen Schreck, denn Cristos lag nicht mehr da. Weder Blutspuren noch irgendetwas anderes deuteten darauf hin, dass er jemals auf diese Felsen gestürzt war.
    Jack dachte an Ryans Worte und Emilys Andeutung, dass sich alles nur in seinem Kopf abspielte. Der Tumor. War er der Grund für die Sinnestäuschungen? Und führte er dazu, dass er die Toten sah, die er längst verloren hatte? Jack konnte sich nicht vorstellen, dass er den Verstand verlor. Mia lag dort vor ihm. Und wenn sie tot waren, überlegte er nun, bedeutete das vielleicht, dass er …
    »Jack, brich jetzt nicht zusammen«, flehte Mia ihn an, als sie den schmerzvollen Blick in seinen Augen sah.
    »Mia, Ryan hat gesagt, ich würde unter Sinnestäuschungen leiden. Der Tumor könnte auf bestimmte Bereiche meines Gehirns drücken …«
    »Welcher Tumor?«, fragte Mia ihn schockiert.
    »Ich wollte es dir Anfang der Woche sagen. Es tut mir leid. Ich wusste nicht, wie ich es dir beibringen sollte …«
    »Was, Jack?«
    »Ich bin krank.«
    Mia schaute ihn verwirrt an. »Jack, du bist nicht krank. Du bist kerngesund. Du hast dich erst vor einem Monat untersuchen lassen.«
    Jetzt war es an Jack, verwirrt zu sein.
    »Jack«, flüsterte Mia. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als würde sie ihm vom Tod eines Freundes berichten, und bei jedem Wort brach ihr das Herz. »Ich bin es, die krank ist. Erinnerst du dich nicht?«
    »Was? Nein, die Akte in meinem Schreibtisch …«
    »Das ist meine Akte, Jack. Ich bin krank. Ich werde sterben!«, schrie sie. »Vielleicht bleiben mir noch sechs Monate …«
    Jack starrte sie an und war vollkommen durcheinander. Er drückte sie an sich und konnte vor Kummer keinen klaren Gedanken fassen. »Nein, bitte …«
    »Oh, Jack, bitte reiß dich zusammen. Du musst überleben, damit jemand für die Mädchen da ist. Du musst stark sein.«
    »Nein. Mia, du musst überleben. Ich habe dich gerettet.«
    »Oh, Jack. Ich werde kämpfen, aber erinnerst du dich daran, was Ryan gesagt hat? Ich habe kaum eine Chance.«
    Jack brach aufs Neue das Herz. Alles, wofür er gekämpft und was er durchgemacht hatte, um sie zu retten …
    Mia musterte ihn mit ihren warmen, liebevollen Augen. »Du hast mich heute gerettet … und du wirst mich immer wieder retten, Tag für Tag, bis du mich nicht mehr retten kannst.«
    Jack drückte sie an sich. Er hatte so hart gekämpft, um das Schicksal zu ändern, doch es war alles vergebens.
    Seine Sinne waren plötzlich erfüllt von Mia, von dem Duft ihres Parfums, als erfüllte es die Luft ringsherum. Ihr Duft aus dem kleinen Badezimmer, der seine Erinnerung angefacht hatte und den er nachts auf ihrem Kissen roch. Mias typischer Duft.
    Jack schaute auf sein Handgelenk und sah die lange Schnittwunde, die er sich zugefügt hatte, als er die Klippen hinuntergelaufen war. Als er das Handgelenk im hellen Licht des Leuchtturms betrachtete, traute er im ersten Moment seinen Augen nicht. Das Tattoo, das ihm und auch Cristos so große Angst eingejagt hatte, war verschwunden. Es gab keinen Beweis mehr für das Kunstwerk der Cotis. Kein Tropfen Tinte und kein Wort erinnerten daran. Fassungslos blickte Jack auf seinen Arm, der stark blutete.
    Und das Licht des Leuchtturms wurde schwächer und durch das Morgenlicht ersetzt …
    Jack riss die Augen auf. Er lag am Ufer des tosenden Byram River. Das Mondlicht tanzte auf dem nassen Laub und den Steinen, und der aufgewühlte Fluss beherrschte das Bild. Ein paar Trümmerteile des Autos waren ganz in seiner Nähe ans Ufer geschwemmt worden, auch Pakete und Taschen aus dem Kofferraum. Mias Parfum hing in der Luft, ihr
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