Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufbruch der Barbaren

Aufbruch der Barbaren

Titel: Aufbruch der Barbaren
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
die es anbeteten…«
    »Sie sind keine Schamanen. Sie sind Götzendiener, und die Menschen nennen sie Priester…«
    »Gottesdiener, ja«, entfuhr es Urgat. »Er nannte sich Oannon, ein schwarzgekleideter Teufel, der mit den Augen bannen konnte. Wenn er wirklich ein Mensch war… aber er muß ein Mensch gewesen sein, wie hätte ihn Nottr sonst töten können… Und er betete ein Idol an, das er Genral nannte. Und er schwor bei diesem ungeheuerlichen Götzen, daß er uns zu seinen Sklaven machen würde.«
    »Genral«, flüsterte der Schamane. »Ich kenne keine Gottheit dieses Namens… und doch weckt das Wort Erinnerungen an etwas sehr Altes, Grauenvolles…« Er schüttelte sich.
    »Es war ein kniendes Ungeheuer, mehr Tier als Mensch, mit Hufen und schuppigen Brüsten. Es hatte drei Köpfe, den eines Fisches, eines Vogels und eines Wolfes. Bei Imrirr, nie werde ich diesen Anblick vergessen! Und vor dem Götzen stand ein Steinsarg, von der Art, worin sie in Ugalien ihre Könige bestatten. Doch verschlossen war er nicht mit einer Platte aus Stein, sondern einer aus Glas. Aber es war nicht zerbrechlich. Es sah aus, als würde es selbst Axthieben standhalten. Darunter sahen wir einen jungen Mann… einen Südländer nach der dunklen Farbe seiner Haut. Dieser Oannon nannte ihn Kwirin, und es war deutlich zu sehen, daß er ihn haßte. Er nannte ihn den Erzfeind Genrals, und er sagte, daß Kwirin für alle Zeiten hier gefangen liege und in seiner unerträglichen Einsamkeit die Geister der Menschen aufsauge, um sich an ihnen zu vergnügen.«
    Er blickte auf und sah, daß der Schamane gespannt an seinen Lippen hing. Da fiel es ihm leichter, weiterzusprechen.
    »Die Stimmen, die uns dorthingelockt hatten, kamen aus dem Sarg… so, als wären sie alle dort gefangen. Dann…«
    »Dann?« drängte Juccru.
    »Ich weiß nicht, was danach geschehen ist. Aber ich weiß, daß ich nicht allein war. Ich war mitten unter diesen… anderen. Sie hatten alle Furcht wie ich… waren alle verloren wie ich… gefangen wie ich. Wir… wir taten etwas. Da waren Krieger… und wir… wir… taten etwas mit ihnen, wir… brachten sie irgendwo anders hin… mit seltsamen magischen Lichtern…« Er schüttelte den Kopf. »Es ist alles wie ein Traum, nein, noch ungreifbarer als ein Traum. Ich habe erst wieder Erinnerungen von dem Augenblick an, als Nottr mit seinen Kriegern vor uns stand und der Priester Oannon in seinem Blut lag. Aber auch sie sind nur flüchtige Bilder, die ich mit diesen… anderen teilte. Als meine Sinne wirklich zurückkehrten… als ich wieder wußte, daß ich Urgat war… ich selbst, verstehst du? Und daß ich den Wind fühlte und die Kälte und den Schmerz… das war mit einem Paar hungriger Bestien, die mich zu Boden gerissen hatten und mir an die Kehle wollten. Da war ich frei und allein, und Imrirr weiß, wie dankbar, ich dafür war, denn die Wölfe oder den Tod im Kampf fürchtete ich nicht. Auch meine Gefährten fanden bei diesem Kampf wieder zu sich. Wir sahen, daß es nicht eines der üblichen Geplänkel war, zu denen es im Winter dann und wann kommt. Es wimmelte von Wölfen. So viele wir auch töteten, es stürmten immer neue heran, und ein gefleckter Teufel war ihr Anführer…«
    »Es gibt Legenden über solche Wölfe im Süden.«
    »Der Bitterwolf… Ja, Nottr hat davon erzählt.«
    »War dieser Anführer ein Bitterwolf?«
    Urgat zuckte die Schultern. »Ich weiß nur, daß ich glaube, was der Schamane Skoppr sagte, daß sich die Wölfe zu einer Horde sammeln, wie es nie zuvor eine gab in den Wildländern. Weshalb sollte nicht ein Bitterwolf ihr Führer sein, wenn er solch ein besonderes Tier ist. Besondere Kräfte brauchen besondere Führung.« Und er fügte hinzu: »Wie diese Horde. Keiner könnte sie führen außer Cian’taya…«
    »Hat er in der Tat mit diesem gefleckten Wolf gesprochen?«
    »Wir wären alle getötet worden, wenn Nottr es nicht getan hätte. Ja, er redete mit diesem Wolf. Er ist Cian’taya, der-mit-den-Wölfen-spricht! Er nannte ihn Hark… wie den Wolfsbruder seines Gefährten Mythor. Er berührte ihn, kraulte ihn am Schädel, sprach zu ihm, und schließlich zog das ungeheuerliche Rudel ab. Ich sage, dir, Schamane, Imrirrs Hand ist über Nottr. Und so lange sie über Nottr ist, ist sie auch über der Horde. Wenn deine Geister dir Omen senden, so wäge zweimal, ehe du sie zu seinem Schaden deutest.«
    »Ich bin kein Scharlatan, daß ich…«
    »Das hoffe ich, Juccru. Nottr will gegen Geister
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher