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AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

Titel: AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen
Autoren: Gunter Dueck
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Verantwortung weiterbildet, erneuert und forscht. Statt Erfahrung und Routine wie einst zählen hier eher Offenheit, Neugier, Leidenschaft für die oft selbst gewählte Aufgabe.
    Aber das wissen Sie ja alles. Es steht fast jeden Tag in der Zeitung. Ich will hier nur ganz klar herausstellen: Der neue Mensch ähnelt demjenigen, den die Idealisten sehen: »Der Mensch ist Gott ähnlich, in ihm sind vielerlei Anlagen zur Großartigkeit, die nur durch gute Erziehung entdeckt und gefördert werden müssen. Er ist kein Tier, das auf eine Routinetätigkeit abgerichtet werden muss, bei der man es ständig überwacht.«
    Zum Eintritt in die Wissensgesellschaft gehört eine andere Einstellung zum Menschen! Und die Unternehmen der Wissensgesellschaft brauchen eine andere, dazu passende Kultur. Diese Einsicht fehlt in Deutschland fast überall. Man versucht Menschen mit den Mitteln des Effizienzmanagements unter Stress zu setzen. Man hetzt sie in Evaluationen und Exzellenzwettbewerbe. Professoren werden unter Zeitdruck gesetzt. »Die Ideen müssen schneller sprudeln.« Alle Hinweise darauf, dass Kulturen des Wissens in Harvard, Princeton und Silicon Valley ganz anders florieren, weil sie beste, für Forschung günstige Arbeitsbedingungen bieten, werden abgeschmettert. Deutschland verkürzt Studiengänge und die Schulzeit und verkauft es als Anpassung an internationale Standards. Dass dabei vor allem gespart wird, bleibt unter dem Teppich. Die Talente fliehen in die Wissenskulturen anderer Länder. »In Deutschland fehlen vernünftige Arbeitsbedingungen.«
    Deutschland muss sich einen anderen Job suchen, eine andere Kultur und Menschenauffassung aber auch.

 
    Hin zu einer kultivierenden Wirtschaftspolitik
     
    Die Menschen der heutigen Gesellschaft, die mehrheitlich in Berufen des Dienstleistungssektors arbeiten, sehen das nicht so. Ich habe Ihnen schon erzählt, dass ich als Politiker mit dem Programm »Jeder soll Abitur machen!« glatt abgewählt würde. Da kommt das alte Menschenbild des Konkurrenzdenkens aus den Menschen heraus.
    Die Leistungsträger, die ja meist Abitur haben, ereifern sich: »Ich bin besser als die anderen. Wenn alle Abitur haben, verliere ich den Wettbewerbsvorteil, den ich jetzt durch das Abitur habe. Wenn jeder Abitur hat oder wenn gar jeder studiert, entwertet das meine eigene Leistung. Was jetzt als Hochleistung zählt, ist dann Standard. Ich sehe auch nicht, wie das gehen sollte, nämlich dass fast jeder Abitur macht. Das kann nur gehen, wenn auch Schlechtere als ich selbst das Abitur schaffen. Deshalb funktioniert das nur, wenn man den Standard und die Mindestleistungsanforderungen so weit senkt, dass es jeder Idiot schafft.«
    Ich erwidere immer mit etwas hilflosem Blick, dass schon heute fast jedes Kind Abitur macht, dessen Eltern Abitur haben. Ich selbst würde daraus schließen, dass man Bildung einfach unter Gebildeten mitbekommt und quasi mit der Muttermilch trinkt. Die Statistiken Deutschlands heben ja immer hervor, dass es hier (und besonders und fast nur hier) für Kinder aus anderen Familien viel, viel schwerer ist, Abitur zu machen. Und ich höre dann oft den elitären Standpunkt weiter argumentieren, dass es an den besseren Genen liegen könnte. »Und warum studieren in Schweden fast alle?«, frage ich. Ich komme nicht wirklich durch.
    Der im Wesentlichen elitäre Standpunkt sieht im eigenen Wissen Vorteile gegenüber anderen und hat kein Interesse an Bildung für alle, so wie Reiche die Programme für Vermögensbildung der Massen ablehnen.
    Dann gibt es noch die anderen, die eben kein Abitur haben und oft in der Schule Überforderung erfuhren und unter Demütigungen litten. Denen sage ich »Jeder soll Abitur machen« und werde gleich als Zyniker von einem anderen Stern angesehen, der – selbst ein Professor – unendlich selbstverliebt einfach eine unerhörte Forderung in den Raum stellt, die eine gute Hälfte der Bevölkerung zu Versagern und Faulpelzen stempelt. Viele derer, die kein Abitur haben, sind ganz erschrocken über meine implizite Zumutung, dass sie sich bilden sollten. Sie haben sich längst von dieser Idee verabschiedet, wenn sie sie je hatten.
    Das Gleiche haben wir früher erlebt, als die Volksparteien Vermögensbildung für alle forderten. Irgendwie steckt darin ja der erzieherische Aufruf zum Sparen und Verzichten. Das wollten die »Armen« nicht wirklich und die »Reichen« lächeln sofort sarkastisch. Für sie würde der einzige Weg zur Vermögensbildung darin
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