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AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

Titel: AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen
Autoren: Gunter Dueck
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bestehen, dass die Reichen den Armen das Geld schenken würden, also ihren Vorteil aufgäben. Beide, Reich und Arm, glauben gar nicht, dass es so ideal zugehen könnte.
    Die Debatte, wie eine Kultur zu ändern wäre, bleibt also in Verteilungsdiskussionen stecken, die im Ergebnis eigentlich nie auf Veränderung des Status quo drängen. Das Ganze verbleibt so argwöhnisch im sattsam bekannten Gleichgewicht der gegensätzlichen Meinungen. Ist es denn in einer normalen Demokratie wirklich so schwer, diese eingespielten Gleichgewichte der Vorurteile aufzugeben? Realisten sagen schon immer zynisch, dass erst Kriege oder Katastrophen Anlass zu einem Umdenken sein können. Und die Katastrophe in Form der Finanzkrise 2009 haben wir ja gerade. Trotzdem sehe ich eher ein erstarrtes Warten, dass alles bald vorbei sein möge. Eine Demokratie mit ihrer Gewaltenteilung und den vielen Wahlen hat ja gerade die große Stärke, relativ stabil zu sein. Die Stabilität Deutschlands ist ein wichtiger positiver Standortfaktor. In Zeiten starker Veränderungen aber wird die Stabilität zur Inflexibilität.
    Ich möchte Ihnen später im Buch den Vorschlag unterbreiten, ein Wirtschaftssystem zu bauen, das die Strukturen der Zukunft vorausahnt und in einer für alle berechenbaren Weise »auf die Schiene« bringt, sodass sich Individuen und Unternehmen auf bevorstehende Änderungen vorbereiten können. Ich wünsche mir eine »strukturkultivierende Marktwirtschaft«.
    Die Gemeinschaft (der Staat oder eine konzertierte Aktion) richtet ihre Infrastrukturen auf die Zukunft aus. Zum Beispiel könnte die heutige Bundesregierung einen verbindlichen »Fahrplan« für den Ausbau des Breitbandinternets herausgeben. Das würde heute etwa 60 Milliarden Euro kosten, »nicht mehr als die Rettung einer halben Bank«, wie ich der Presse neulich schlagzeilenwirksam unter beifälligem Gelächter erklärte. Zu einem solchen Schritt entschließt sich niemand, es gibt nur jede Menge Lippenbekenntnisse. Wir wissen alle, dass wir in nächster Zukunft ein superschnelles Internet für die Industrie und ganz allgemein als Infrastruktur der neuen Wissensgesellschaft brauchen. Dieselben Leute, die die 60 Milliarden für die Zukunft nicht geben wollen, argumentieren wie selbstverständlich, dass der entscheidende Anstoß zu Deutschlands Wirtschaftswunder der energische und kompromisslose Ausbau des Autobahnnetzes in den 60er-Jahren war, der für Deutschland eine moderne Infrastruktur schuf. Das stimmt! Die Autobahnen ebneten die Wege zur Erschließung vieler Wirtschaftsgebiete und zur Erschließung vieler Kurorte für den Tourismus.
    Ein kompromissloser Ausbau des Internets hätte ähnlich dimensionierte positive Auswirkungen, wie viele später folgende Beispiele zeigen. Trotzdem geht der Ausbau der wesentlichen Infrastruktur der Zukunft nur stotternd voran.
    Eine strukturkultivierende Marktwirtschaft nimmt meiner Vorstellung nach solche Veränderungen für eine gute Zukunft energisch wahr. Der Staat sieht sich heute viel zu statisch. Er sieht sich für Infrastrukturen wie Recht, Soziales, Verteidigung, Bildung, Ordnung, Gesundheit oder Verkehr zuständig, vergisst aber die Strukturen der Zukunft. Wir haben noch einen Landwirtschaftsminister aus der Zeit des Primärsektors, wir haben ein »Industrieministerium«, das sich Wirtschaftsministerium nennt. Ein Dienstleistungsministerium hat man glatt vergessen, obwohl Deutschland längst im tertiären Sektor angelangt ist (wir haben keine Service-Lobby, wie es eine Industrie-Lobby und eine Bauern-Lobby gibt). Die Forderung nach einem »Internetministerium« ist gestellt und diskutiert, aber unter Lächeln aufgegeben worden. Ein entsprechendes Wahlversprechen hätte keine Stimmen gebracht.
    In die Zukunft will niemand schauen, die kommt von allein und ist für viele schlimm genug. Umso intensiver wollen die Wähler, dass die überholten Infrastrukturen der Vergangenheit unter erheblichen finanziellen Mitteln gerettet oder künstlich am Leben erhalten werden. Die Landwirtschaft ist ein Milliardengrab. Mein Vater hatte mit seinem Hof schon 1980 einen Halbtagsjob, ich erzählte es bereits. Aber seitdem sind die Höfe immer noch nicht zusammengelegt worden, die Felder kaum verändert. Dadurch verdienen die Bauern nicht mehr gut. Sie darben und bekommen Subventionen.
    Eine strukturkultivierende Marktwirtschaft überlässt die Strukturbildung nicht den Zufälligkeiten des Marktes und seiner Krisen. Die Gemeinschaft soll neue
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