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Auf vier Pfoten zur Millionenbeute

Titel: Auf vier Pfoten zur Millionenbeute
Autoren: Stefan Wolf
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für den deutschen Fischmarkt. Die Plastiksäcke mit dem Hellpush waren extra gut versteckt: in einem Hohlraum unter der Ladung.
    Noch zwei Stunden.
    Zeit zum Nachdenken. Zeit zum Entscheiden. Zeit, das Risiko abzuwägen. Aber eigentlich wusste er’s längst. Wusste es etwa seit Mitternacht, was er tun würde.
    Die Idee war ganz plötzlich gekommen. Oder vielleicht doch nicht? Jetzt war ihm, als hätte der Gedanke schon immer in ihm geschlummert – als hätte er immer nur auf diese eine Chance gewartet.
    Die Chance seines Lebens. Wahrscheinlich würde sie nie wieder kommen in dieser geballten Größe.
    Ja, dachte er, ich tue es.
    Kurz nach Mitternacht – als er versehentlich drei Aufputscher zu viel geschluckt hatte – stand der Plan plötzlich vor seinem inneren Auge: klar umrissen, wie auf einem Plakat mit Skizze und deutlicher Schrift. Und jetzt um 6.12 Uhr entschied er endgültig, diese, seine Chance zu nutzen.
    Alles eine Frage der Nerven, dachte er, der Raffinesse, der Klugheit und der Härte. Im schlimmsten Fall werde ich umgebracht. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich’s schaffe, beträgt mindestens 95 Prozent.
    Olaf Ladicke wollte seinen Auftraggeber, den Drogenboss Drasto Barzik, betrügen. Das bedeutete: Die Drogenlieferung musste versteckt werden. Ladicke musste untertauchen. Wem er die Hellpush-Sendung verkaufen konnte, wusste er genau. Natürlich würde Barzik seinen Rambo Jörg Diminivski auf ihn ansetzen. Aber der konnte lange nach ihm suchen. Und sobald das Geschäft mit Rudi van Schniffingen, dem Amsterdamer Drogenboss, abgewickelt war, würde Ladicke in der weiten Welt verschwinden.
    Dann schwimme ich im Geld, dachte er. Schöne Frauen werden sich um mich reißen. Zum Frühstück schon Champagner. Und nur noch seidene Unterhosen. Dazu den ganzen Tag Sonne und faules Rumliegen am Strand. Das wird ein Leben!
    Taktisch wäre es wohl klüger gewesen, nicht wieder zurückzukommen bis in unmittelbare Nähe seiner künftigen Feinde. Aber zwei Gründe erforderten das. Zum einen musste er unbedingt nochmal in seine Wohnung. Denn dort – in einem Versteck – hatte er gefälschte Papiere für den Notfall: Reisepass und internationalen Führerschein auf einen anderen Namen. Beides brauchte er dringend.
    Zum anderen wusste er nur hier ein absolut sicheres Versteck für die Drogen.
    Sechs Kilometer westlich der Autobahn-Spange »Schön- wiesen« liegt die Ruine des ehemaligen Mönchsklosters Menonli. Der eher unbekannte, gleichwohl vermögende Orden hatte sich Anfang des vorigen Jahrhunderts von selbst aufgelöst. Aus einem Grund, gegen den kein Kraut gewachsen ist: Es gab keine Mitglieder mehr.
    Der letzte Mönch verstarb zwar erst im hohen Alter von 101 und hatte jahrelang um Mitglieder geworben. Doch die überaus strengen Regeln schreckten jeden ab, der nicht total auf dem weltabgewandten Psychotrip war.
    Die Klosteranlage war riesig. Aus der Sicht von Sportfliegern, die bisweilen drüber hinflogen, sah das Kloster aus wie eine dicht gebaute Kaserne. Oder ein Sanatorium. Allerdings mit Abteikirche. Die Anfänge gingen auf das 12. Jahrhundert zurück. Und immer wieder und wieder waren neue Gebäude entstanden. Gebäude für: Küche, Dörr- und Trockenhaus, Refektorien (Speisesäle) und Kleiderkammer, Mühlen, Kreuzgang, Werkstätten für Handwerker, Schlafsaal und Raum zum Aufwärmen – dem Kalfaktorium –, Bäder, Dreschtenne und Scheune, Toiletten, Hühnerstall, Entenhaus, Gärtnerhaus, Hostienbäckerei, Krankenhauskapelle, Arzthaus, Krankenstation, Schreibstube, Bibliothek, Küsterei und Sakristei, Schule und Gäste. Und vieles mehr. Eine wahrlich autarke (wirtschaftlich unabhängige) Welt für sich, die alles besaß – nur eines Tages keine Mitglieder mehr.
    Seit 100 Jahren verfielen die Gebäude. Der öffentlichen Hand war die Erhaltung zu teuer. Private Interessenten fanden sich nicht. Zwar hatte ein gieriger Immobilienhai in den siebziger Jahren die hirnrissige Idee gehabt, die mönchischen Klausurzellen in Eigentumswohnungen zu verwandeln. Aber eine rechtzeitig gestartete Umfrage hatte ihn vor der Pleite bewahrt. Niemand wäre dort eingezogen.

    Â 

    Auch der Plan, aus dem Ex-Kloster ein Altersheim zu machen, kam nicht auf die Hufe.
    Der Verfall ging voran. Menonli wurde zur touristischen Sehenswürdigkeit. Aber auch
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