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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege
Autoren: Wilhelm Wuensche
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bestimmt, wobei er den Hausherrn nicht ansah und dessen Frage ignorierte.
    »Die ist nicht hier.«
    »Und wo finden wir sie?«
    Fermental zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe sie seit meiner Rückkehr aus dem Urlaub vor drei Tagen noch nicht gesehen. Wir haben nur kurz telefoniert. Sie ist wahrscheinlich in den Niederlanden bei ihrem Bruder in Amsterdam.«
    Bevor er noch mehr sagen konnte, stand von Taten auf, um seine Mannschaft einzuteilen. Ihm war nicht aufgefallen, dass alle bereits ihre Arbeit taten.
    Fermental wandte sich jetzt an Holten.
    »Max, nun sag mir mal, was will der hier, und warum bist du hier?«
    Holten ließ die letzten drei Tage Revue passieren. Vor zweieinhalb Tagen hatte die Ehefrau dieses Mannes versucht, ihn auf raffinierte Weise ins Jenseits zu befördern, er hatte einen Tag und eine Nacht in Russland verbracht, war von der russischen Polizei und vom Geheimdienst verhört worden. Er hatte deshalb sofort nach seiner Rückkehr von Taten davon überzeugen können, in diesem Haus eine Durchsuchung vorzunehmen, um Motive und Beweise für zwei Morde und einen Mordversuch zu finden.
    Er wollte und musste nicht lange um den heißen Brei herumreden, denn er hatte noch immer einen heiligen Zorn auf Marie.
    »Ich habe das veranlasst. Deine Frau ist eine Mörderin, zumindest hat sie Beihilfe geleistet, davon bin ich überzeugt. Und sie hat auch mir nach dem Leben getrachtet.«
    Fermental saß nur ganz ruhig da. Er sagte nichts, protes-tierte nicht und sah auch nicht überrascht aus, nur nachdenklich und traurig, so, als sei etwas, das er ohnehin schon vermutet hatte, nun plötzlich Gewissheit geworden. Eine Zeit lang saßen sie sich schweigend und bewegungslos gegenüber. Holten versuchte zu erraten, ob der alte, mit allen Wassern gewaschene Geschäftsmann wohl etwas von den kriminellen Aktivitäten seiner jungen Frau gewusst haben konnte. Aus seiner Reaktion schloss er, dass er wahrscheinlich etwas geahnt hatte. Wenn dieser Verdacht für ihn aus heiterem Himmel gekommen wäre, hätte er sicher weitere Fragen gestellt.
    Endlich stand Fermental auf und ging zur Tür.
    »Ich gehe mit dem Hund spazieren. Tut, was ihr tun müsst.«
    Er nahm die Hundeleine von der Garderobe und verschwand mit gesenktem Kopf durch die Eingangstür nach draußen.
    Holten sah ihm nach und blieb dann noch einige Minuten nachdenklich sitzen. Wenn der Alte mit der Sache etwas zu tun hatte, würde er sich jetzt wahrscheinlich davonmachen. Er stand auf und blickte durchs Fenster, konnte den alten Mann draußen jedoch nicht entdecken. Er zuckte mit den Schultern. Das war schließlich von Tatens Sache.
    Der stand zur gleichen Zeit mit der Haushälterin in der Küche und versuchte sie zu überreden, für alle Kaffee und Tee zu kochen. Die beiden Wachtmeister verfrachteten derweil die ansehnliche Waffensammlung Fermentals in den Transporter der Spurensicherung, Tessmann durchsuchte Fermentals Arbeitszimmer, und Nase begann gerade, das Zimmer der Dame des Hauses in Augenschein zu nehmen. Holten gesellte sich dazu, setzte sich hinter den kleinen, eleganten Schreibtisch und beobachtete sie dabei. Nase stand in der Mitte des Raumes und ließ ihren Blick langsam durch den Raum schweifen. Immer, wenn sie an einem Punkt angekommen war, der interessant schien, suchte sie gezielt dort. Tessmann machte das anders. Er teilte den Raum im Geiste in Planquadrate ein und suchte eins nach dem andern ab. Meistens jedoch war Nase effektiver.
    Holten nahm nun den Schreibtisch genauer in Augenschein. Auf den Stirnseiten zweier aufrecht stehender massiver Mahagoniplatten lag eine Glasplatte, darauf ein Telefon, ein Ablagekorb für Papiere, ein Telefonverzeichnis und ein Glas, in dem verschiedene Stifte standen. An diesem Platz wurde wahrscheinlich nicht intensiv gearbeitet. Gleichgültig blätterte er die wenigen Papiere, die sich in der Ablage befanden, durch. Er fand Quittungen für Kleidungsstücke und Schuhe, einige Prospekte, eine ältere Rechnung von AERAM und eine von einer Autowerkstatt in der Nähe. Als sein Blick auf das Datum fiel, wurde er aufmerksam. Es war der Tag von Lehmbergs Tod, und in Rechnung gestellt waren vier Reifen.
    Holten stand schnell auf und wedelte mit der Rechnung in der Luft herum.
    »Das nehme ich schnell mit. Ich bin in spätestens einer Stunde zurück«, informierte er Nase kurz, und bevor sie irgendwelche Einwände vorbringen oder Fragen stellen konnte, war er bereits nach draußen geeilt.
    Nach weniger als zehn Minuten
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