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Auf Tour mit Bob Marley

Auf Tour mit Bob Marley

Titel: Auf Tour mit Bob Marley
Autoren: Mark Miller
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Bühne, und die Musik der Wailers wirkte vollkommen natürlich. Alles, was wir damals taten, schien in dieselbe Richtung zu gehen, und es war ein wunderbares Gefühl, ein Teil davon zu sein.
    Bob hatte auch eine geheimnisvolle Seite, und mir wurde schnell klar, dass man gut daran tat, sich auf diesem Gebiet nicht einzumischen. Bob schenkte den Lehren der Bibel große Aufmerksamkeit, und seine Interpretation dieser Lehren manifestierte sich in seiner Musik, er brachte damit sogar eine ganze Industrie hervor. Bis er mit seiner ureigenen Musik und seinen Melodien die gängigen Grenzen durchbrach, war der Reggae in den meisten Musikläden auf die hinteren Regale beschränkt und in den meisten Läden sogar überhaupt nicht zu finden. Dass Bob dies gelang, spricht sehr für seine Beziehung zu Chris Blackwell [2] , gleichgültig was über Blackwell Negatives gesagt wird. Er half Bob auf viele Arten, die endlosen Zyklen einer normalen Musikerkarriere abzukürzen und viel schneller die Berühmtheit zu erreichen, die er bis heute hat.
    Egal wohin man in dieser Welt kommt, jeder kennt Bob Marley. Selbst auf der abgelegenen Insel im Indischen Ozean, wo ich einmal im Jahr Urlaub machte, sah ich Kinder mit alten, zerrissenen Bob-Marley-T-Shirts herumrennen. Überall auf dem Planeten ist Bob Marley in dem Bewusstsein mehrerer Generationen verankert, und seine Platten verkaufen sich immer noch. Seine Lehre hat nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt und wird noch viele weitere Generationen erleuchten.
    Bei unserer letzten großen Tournee im Jahr 1980 hatten wir in Europa mehr Zuschauer angezogen als jedes andere musikalische Ereignis. Ich weiß noch, dass ich mit Bob Marley im Bus saß und Tausende von Fans einen Blick auf ihn erhaschen wollten, und er lachte nur darüber. Es wirkte ganz unwirklich. Bob fragte, warum sich all die Leute um unseren Bus drängten, und bekam die Antwort, dass sie seinetwegen da waren. Da hörte er auf zu lachen, zeigte wieder das pfiffige Lächeln, das so typisch für ihn war, und nickte zustimmend.
    Schon bald nachdem ich mich der Gruppe angeschlossen hatte, merkte ich, dass Bob sich immer stärker zur Religion der Rastafari hingezogen fühlte. Ich weiß noch, wie er einmal über »Jah« sprach. Er sagte: »Das Leben und Jah sind ein und dasselbe. Jah ist das Geschenk der Existenz. Ich bin in gewisser Hinsicht ewig, ich werde nie kopiert werden. Die Einzigartigkeit jedes Mannes und jeder Frau ist ein Geschenk Jahs. Was wir daraus machen, ist unser einziges Geschenk für Jah. Was bei diesem Kampf entsteht, wird, mit der Zeit, die Wahrheit.« Er war wirklich engagiert, was das soziale Elend seines Volkes und der ganzen Weltbevölkerung betraf. Einmal sagte er: »Es ist besser, im Kampf für die Freiheit zu sterben, als sein ganzes Leben ein Gefangener zu sein.« Das hört sich heute noch sehr aktuell an, nicht wahr? Bobs Verbindung mit der Rastabewegung begann schon früh in seinem Leben, und dieser Glaube trug ihn bis zu seinem Tod. Er sagte: »Fakten und noch mehr Fakten, und Dinge und noch mehr Dinge: Das ist alles eine einzige verdammte Scheiße. Hört, was ich sage: Es gibt nur eine Wahrheit, und das ist die Wahrheit von Jah Rastafari.« Wie für die meisten Rastas war das Ganjarauchen für Bob ein »Sakrament« (siehe Anhang 2: »Bob, das Kraut, das Essen und die Fans«), aber ich kenne auch genug, die es einfach nur zum Vergnügen rauchen.
    »Alle Regierungen sind angeblich dazu da, um den Menschen zu helfen«, soll er einmal gesagt haben. »Aber warum sagen sie dann, dass man das Kraut nicht rauchen darf? Das Kraut … ist eine Pflanze, oder nicht? Und je mehr ich darüber nachdenke, umso weniger sehe ich einen Grund [für das Verbot].«
    Einmal sah ich, wie er mit einem Jeep herumfuhr und ein paar Leute ihn fragten, warum er keinen BMW fahre. Er lächelte sein pfiffiges Lächeln und sagte: »Ich fahre einen Jeep. Einen alten Jeep, damit niemand mehr sagen kann, dass ich einen BMW fahre. Ich konnte diesen BMW nicht ausstehen, ha, ha, ha! Ein BMW macht nichts als Schwierigkeiten, Mann!« Es war eine total witzige Anspielung auf die Abkürzung BMW für B ob M arley and the W ailers.
    Ein anderes Mal fragte ihn ein Journalist, wie es sei, berühmt zu sein. Er überlegte eine Weile, dann schaute er dem Reporter tief in die Augen und sagte: »Ich werde mit dem Ruhm fertig, indem ich nicht berühmt bin … Für mich selbst bin ich nicht berühmt.« Diese Antwort ist typisch für ihn. Er war auch
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