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Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Titel: Auf Schreckenstein geht's lustig zu
Autoren: Oliver Hassencamp
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war zu ihrem Kahn zurückgeschwommen und schippte mit ihren Freundinnen eifrig das Wasser heraus. Mücke, der Witzbold, reichte ihr darauf eine winzige leere Konservenbüchse mit den Worten: „Lasst euch helfen und nehmt das.“ Die Mädchen waren in keiner Weise böse, im Gegenteil, die Plantscherei mit den Jungen schien ihnen gefallen zu haben. Winkend und scherzend trennten sie sich, und als Stephan ihnen abschließend noch einen Gruß an Fräulein Doktor Horn nachrief, lachten sie, bis sie außer Hörweite waren.
     
     
     

Eine Löwin lernt um
     
    Diesmal ließ sich der Ausflug nach Schreckenstein nicht verheimlichen. Zwar hatten sich die Mädchen etwas sehr Schlaues ausgedacht, um ihre durchnässten Kleider zu verstecken: Sie zogen ihre Badeanzüge an und rannten so ins Haus. Aber erstens verstieß das gegen die strengen Sitten auf Rosenfels, und zweitens hinterließen die tropfenden Kleider Spuren im Gang, die bemerkt werden mussten. Als dann noch der Schuldiener nach dem Abschließen des Bootshauses meldete, die Kähne seien alle voll Wasser, war der Krach da. Alles Herausreden auf „Spiele im Wasser“ und „Übermut“ half nichts, damit brachten sie nur Sonja in Verlegenheit, und so fasste sich schließlich Ingrid ein Herz und erklärte, sie wären im Vorbeirudern am Schreckenstein mit einer Feuerspritze berieselt worden. Die Direktorin rief darauf sofort beim Rex an und beschwerte sich. Der nahm sich kein Blatt vor den Mund und erklärte, es handle sich hier nicht um eine brutale Belästigung, wie sich Fräulein Doktor Horn ausdrückte, sondern um einen wohlüberlegten und von ihm ausdrücklich gutgeheißenen Denkzettel für das Verschwinden der Kleider. Die Heimleiterin, die auf diese Weise zum erstenmal von dem Streich erfuhr, ordnete sofort ein allgemeines Kartoffelschälen an.
    Anderntags rief Fräulein Doktor Horn erneut beim Rex an. Ihr war nachträglich etwas eingefallen, worüber sie sich noch nicht beklagt hatte: dass nämlich der Kleiderstreich nichts weiter sei als eine berechtigte Revanche für die verrammelten Klassenzimmer und somit endgültig die Schuld bei den Schreckensteinern zu suchen sei. Sowohl auf dem Schloss als auch auf der Burg wurde dieses diplomatische Nachspiel der Direktoren mit großem Interesse verfolgt. Von den Schülern wie von den Lehrern. Hier platzten zwei so entgegengesetzte Schulsysteme aufeinander, dass alle gespannt waren, wie die Sache ausgehen würde. Der Rex schien besonders großen Gefallen an dieser Auseinandersetzung zu haben. Eines Nachmittags ruderte er sogar hinüber, um mit Fräulein Doktor Horn zu sprechen. Der geheime Nachrichtendienst über Doktor Waldmann und Sonja klappte vorzüglich. Die Jungen waren gerade beim Leichtathletik-Training, da kam der Doktor und verkündete: „Ich erfahre eben von drüben, dass Direktor Meyer und Fräulein Doktor Horn das Sitzungszimmer mit heiteren Mienen verlassen haben.“
    Natürlich empfingen die Jungen ihren Rex schon am Steg, doch er spannte sie auf die Folter. Erst nach dem Abendessen stand er auf, klopfte an sein Glas und sagte: „Mit eurer Seeschlacht habt ihr mir einen großen Dienst erwiesen, und dafür möchte ich euch danken. Ihr habt mir damit geholfen, Fräulein Doktor Horn zu überzeugen, dass unser System hier richtig ist, zumindest für eine Jungenschule auf dem Land. Ich habe ihr erzählt, wie wir diese Form gemeinsam gefunden haben, dass unsere Schule nicht auf Strafe, sondern auf Vertrauen beruht. Solange sich jeder für sein Tun voll verantwortlich zeigt, hat er bei uns größte Freiheiten. Da hat sie gestaunt.“
    Er machte eine Pause, und die Lehrer und Jungen lachten und klatschten Beifall. Dann fuhr er fort: „Sie hat so gestaunt, dass sie es jetzt auch einmal auf unsere Art probieren will.“
    Nun staunten die Jungen, und ein Murmeln ging durch den Saal.
    „Das Hauptverdienst an dieser glücklichen Wendung hat die von uns allen geschätzte Sonja Waldmann.“
    Wieder Beifall und Bravo-Rufe. Doktor Waldmann wurde vor Vaterstolz ganz verlegen.
    „Und nun“, schloss der Rex, „habe ich noch eine Überraschung für euch: Um auch weiterhin ein gutes Einvernehmen zwischen den beiden Schulen am Kappellsee herzustellen, lädt Fräulein Doktor Horn uns alle für nächsten Samstag zu einem Gartenfest ein.“
    Ein unbeschreiblicher Jubel brach los. Das hatte niemand erwartet.
    Da hob der Rex die Hand, zum Zeichen, dass er noch etwas sagen wolle: „Solltet ihr mich allerdings am Samstag
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