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Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Titel: Auf Schreckenstein geht's lustig zu
Autoren: Oliver Hassencamp
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Beschuß entgehen.
    „Wollt ihr mal ‘n Tellschuss sehen?“ fragte Mücke, indem er einem sehr dicken Mädchen die Baskenmütze vom Kopf spritzte.

    Da machte sich drüben ein Boot frei. Wie die Berserker ruderten zwei Mädchen und waren drauf und dran, die Kette der Zerstörer zu durchbrechen.
    „Das ist Beatrix!“ entfuhr es Stephan. „Äußerste Kraft voraus!“ Doch das schwere Schlachtschiff konnte nicht so schnell.
    „Spritz die Kiste voll!“ brüllte er Mücke an, der sofort zu indirektem Beschuss überging und in hohem Bogen den Kahn wie eine Badewanne füllte. Doch schon hatte Dampfwalze die Flucht bemerkt. Mit ein paar Ruderschlägen war sein Zerstörer ran und nun tat er etwas, das Stephan ihm bei seiner langen Leitung gar nicht zugetraut hätte. Ungeachtet des eigenen Feuers ging er breitseits und riss dem verblüfften Mädchen das Ruder aus der Hand. Doch Beatrix gab sich noch nicht geschlagen. Im Nu montierte sie ihrer Kollegin ein Ruder ab und versuchte, den schon halbvollen Kahn aus der Reichweite des Schlachtschiffes zu bekommen. Aber schon kam Dampfwalze wieder, diesmal auf der anderen Seite. Zwei Griffe und das Boot war endgültig manövrierunfähig.
    „Kommst dir wohl sehr mutig vor!“ schrie ihm eine nach, die aussah wie ein nasser Wäschesack.
    „Zielwechsel, die sind erledigt!“ kommandierte Stephan, immer noch wie ein Besessener pumpend.
    „Sollen schließlich alle was von uns haben“, grinste Ottokar am anderen Ende des Hebels. Hans-Jürgen hatte inzwischen mit seinem Zerstörer ein weiteres Boot der Ruder beraubt. Nur Sonja leistete noch ernsthaften Widerstand. Breitbeinig wie ein Seemann stand sie in ihrem Kahn und gab Anweisungen: „Vorsicht, Renate, hinter dir!“ — „Mehr nach links, Sophie!“
    Da klatschte ihr eine wohlgezielte Salve Mückes auf den Rücken, dass sie vor Schreck das Gleichgewicht verlor und ins Wasser fiel. Großes Gelächter vom Bootssteg begleitete diesen Volltreffer. Dichtgedrängt standen dort die restlichen Schreckensteiner und feuerten ihre Seehelden an, wie eine Fußballmannschaft auf dem eigenen Platz. Unter Mückes Beschuß war inzwischen ein weiteres Mädchen über Bord gegangen.
    „Ätsch, ich kann schwimmen“, rief sie, kaum wieder aufgetaucht, herüber.
    In diesem Augenblick wurde Stephan, der auf der anderen Seite stand, am Bein gepackt. Er klammerte sich an die Pumpe und drehte sich um — Beatrix! Die „blöde Kuh“ musste unter dem Schlachtschiff durchgetaucht sein.
    „Runter mit dir, du Feigling!“ rief sie wütend und zog immer noch an seinem Bein.
    „Was heißt hier Feigling!“ mischte sich Ottokar ein.
    „Mit der Übermacht ist das keine Kunst!“ zischte sie herauf. Von Wuschelkopf war keine Rede mehr.
    „Soll ja auch keine Kunst sein, sondern Rache!“ fügte Mücke schlagfertig hinzu. Jetzt sprang Dampfwalze von seinem Zerstörer auf das Schlachtschiff, packte eines der Ruder und drückte damit die Tobende unter Wasser.
    „Bist du wahnsinnig, das ist doch ein Mädchen“, ging Stephan hoch und versuchte, ihm das Ruder zu entreißen. Beatrix tauchte wieder auf und schnappte nach Luft.
    „Du hast mir gar nichts zu befehlen!“ brüllte Dampfwalze so laut, dass alle herüberschauten, und schon waren sie ineinander verkeilt, jeder krampfhaft bemüht, dem anderen den Riemen aus der Hand zu drehen. Da sich der Kampf am äußersten Rand der Plattform abspielte, konnte das nicht lange gut gehen. Und richtig, da schnappte auch schon die fixe Beatrix nach dem Ruderblatt, ein Ruck und... platsch lagen die beiden Rivalen im Wasser.

    Großes Hallo auf beiden Seiten. Und während der Admiral und sein Flottillenchef unter Wasser weiterrauften, ging oben der Kampf zu Ende.
    „Mein Schuh!“ rief ein Mädchen, dem der Rock wie eine Wurstpelle an den Beinen klebte, worauf sofort ein Wettauchen der Froschmänner einsetzte, bis das gute Stück gefunden war. Anschließend wurden herumtreibende Badesachen aufgelesen und die Ruder zurückgegeben, wobei die Mädchen noch einen Ritter über Bord zogen. Sonja schwamm sogar bis an den Steg und reichte ihrem Vater die Armbanduhr hinauf: „Dafür krieg ich ‘ne neue!“
    „Sollst du haben, mein Kind“, antwortete der Doktor freundlich. Der Kuhhandel schien ihm zu gefallen.
    „Dann wären wir wieder quitt“, rief sie lächelnd und schwamm zu ihrem Kahn zurück.
    Stephan und Dampfwalze saßen auch wieder in ihren Booten. Beide hatten viel Wasser geschluckt.
    Beatrix, die Heldin des Tages,
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