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Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Titel: Auf Schreckenstein geht's lustig zu
Autoren: Oliver Hassencamp
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Boote hing, so komisch das klingen mag, mit Stephans Geschichtsunterricht zusammen. Seit er die Jahreszahl der Seeschlacht bei Salamis (480 v. Chr.) behalten hatte, rumorte der griechische Seeheld Themistokles in seinem Unterbewusstsein. Dieser hatte ihn auf den stürmisch begrüßten Einfall gebracht, den Mädchen eine Seeschlacht zu liefern. Ottokar hatte sofort die technische Seite der Vorbereitungen übernommen. Acht Boote standen den Rittern zur Verfügung. Sechs hiervon wurden zu Zerstörern umgebaut, das heißt, sie wurden mit Laub getarnt, um vom See her möglichst spät erkannt zu werden. Die zwei restlichen Boote montierte er mit Balken und Brettern fest nebeneinander, wodurch eine Plattform wie bei einer Schiffsbrücke entstand. Nun aber kam das Tollste: Auf diese Plattform wuchteten die Jungen Mauersäges Versöhnungsgeschenk — die Feuerspritze. Das erste und einzige doppelrumpfige Schlachtschiff der Seekriegsgeschichte war fertig. Während die Rosenfelserinnen ahnungslos dem Lockvogel Doktor Waldmann entgegenschaukelten, lag die Schreckensteiner Flotte gut getarnt und nach strategischen Gesichtspunkten verteilt auf der Lauer. Rechts und links vom Steg, wo das Gebüsch bis ans Wasser herunterreicht, die Zerstörer unter der Führung von Dampfwalze und im Bootshaus das Schlachtschiff mit Admiral Stephan an Bord.
    „Sie kommen“, raunte Doktor Waldmann mit gedämpfter Stimme vom Steg herüber.
    „Ist gut!“ gab Stephan zurück, indem er mit Ottokar die Spritze einer letzten Prüfung unterzog.
    „Na, dann wollen wir die Blümchen mal gießen“, scherzte Ottokar und rieb sich die Hände.
    Die Mädchen waren jetzt auf Rufweite heran.
    „Willkommen auf Schreckenstein“, erhob der Doktor seine Stimme, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Mädchen antworteten mit großem Geschnatter.
    „Habt ihr auch eure Badesachen dabei?“ fragte er weiter. Ein vielstimmiges „Jaaaa“ war die Antwort. Da stachen die äußersten Zerstörer, die den weitesten Weg hatten, in See. Doktor Waldmann hatte einen großartigen Einfall: Er jodelte. Die Mädchen kicherten und versuchten, auch ihrerseits zu jodeln, was allgemeines Gelächter auslöste. Das Ablenkungsmanöver klappte ausgezeichnet. Obwohl auch die restlichen Zerstörer gestartet waren, hatten die Mädchen noch nichts bemerkt. Mit ihren großen Laubsträußen am Bug waren die Boote vom Wasser aus wohl auch schwer zu erkennen.
    „Sind die doof!“ wunderte sich Ottokar, der durch ein Astloch die Einkreisung verfolgte. In diesem Augenblick erhob sich draußen ein ungeheures Geschrei: Die Mädchen hatten den Überfall bemerkt.
    „Das hätte ich nicht von dir gedacht, Papa“, schrie Sonja herüber.
    „Ich von dir auch nicht“, war die gelassene Antwort.
    Ottokar wartete nur noch, bis die Zerstörer den Kreis geschlossen hatten, dann zog er die Schiebetür des Bootshauses auf: „Okay, jetzt ist es soweit! Äußerste Kraft voraus!“
    An der Hinterwand standen zehn der kleineren Jungen und schoben mit langen Stangen das schwere Schlachtschiff an. Draußen ein Bild des Jammers: Die Mädchen hatten sich zusammendrängen lassen, wodurch sie die Ruder nicht mehr frei bewegen konnten. Schimpfend und kreischend kauerten sie in ihren hellblauen Schulkleidern auf den Bänken, während die nur mit Badehosen bekleideten „Zerstörer“ mit kurzen, flachen Ruderschlägen erbarmungslos in den Knäuel spritzten.
    „Ho ruck, ho ruck“, feuerte Stephan die vier Ruderer des Schlachtschiffes an, die keuchend wie Galeerensträflinge in den Riemen hingen.
    Als erste fand Sonja die Fassung wieder.
    „Raus hier. Verteilt euch!“ rief sie und griff nach einem Ruder. Die Mädchen richteten sich auf und schoben die Boote auseinander.
    „Da!“ schrie plötzlich eine und deutete auf das Schlachtschiff. Es sah zum Fürchten aus, und die Mädchen verloren den Mut zum Ausbruch.
    „Jetzt“, zischte Ottokar und begann wie ein Wilder zu pumpen.
    „Hat jemand Durst?“ rief Mücke hinüber. Ein kurzes Gurgeln, und prasselnd schoss die erste Salve ins Ziel.
    „Maschinen stop!“ befahl Stephan in der Seemannssprache. Der Wasserdruck schien ihm doch zu stark, um näher heranzugehen. Die Mädchen, völlig durchnässt, versuchten nun doch freizukommen. Aber es war bereits zu spät. Sie brachten die Ruder durcheinander, konnten sich über die Richtung nicht einigen und wenn sich ein Boot lösen wollte, klammerten sich sofort ein paar Kopflose daran, als könnten sie dadurch dem
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