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Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition)
Autoren: Marcel von Treppen
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Genmanipulation strengstens verboten war? Piloten mussten die Kontinente in mehr als dreißig Kilometer überfliegen, um nicht wahnsinnig zu werden. „Paul, die Vorfahren, die unsere Sprache sprachen stammten von England, genauer gesagt aus Großbritannien, in dessen Blütezeit mehr als fünfzig Millionen Menschen lebten. New Avignon hat eine größere Landfläche als Großbritannien, ein angenehmeres Klima und nur 20 Millionen Einwohner. Wir brauchen die Kontinente nicht als Lebensraum. Wir müssen die Aborigines nicht ausrotten“ -“Denke an die Rohstoffe, die uns entgehen. Unsere Wirtschaft hätte ganz andere Möglichkeiten. Schon in der Forschung fehlen uns die seltenen Elemente.“ Da hatte er recht. Unsere Festkörperphysik musste weit hinter dem zurückliegen, was unsere Vorfahren vermochten. Irgendetwas fehlte uns im Verständnis der Quantenphysik. „Über die wichtigsten Rohstoffe verfügen wir. Wir können sogar Sternenschiffe bauen, verfügen über die Technik mit Schiffen Lichtgeschwindigkeit zu erreichen.“ „Annähernd Lichtgeschwindigkeit“, verbesserte er mich. Als Physiker musste er das besser wissen. Ich wusste, er sah die Sache mit den Aborigines anders, „Die Aborigines waren vor uns da, ihnen gehörte diese Welt und sie haben eine Seele“ - „Darüber gibt es theologischen Disput“ - „Die Aborigines sind auch Gottes Geschöpfe. Er hat ihnen Verstand, Intelligenz und auch eine Seele gegeben.“ Ich führte in solchen Diskussionen schnell solche Hammerargumente. „Sie sind primitiv, verfügen kaum über Technik. Macht euch die Erde untertan, heißt es“ - „Das galt für die Erde“. Ich musste lächeln. Wenn alles gut gegangen war auf der Erde, lebte dort eine friedliche Superintelligenz, die kaum no ch etwas mit Menschen zu tun hatte. Mit etwas Glück konnte man Menschen vielleicht in Zoos antreffen, in Reservaten. Menschen, die Menschen bleiben wollten, dumm, verletzlich und sterblich. Kein Mensch konnte ernsthaft Mensch bleiben wollen. Dieser Gedanke war meine Häresie, rüttelte an den Grundfesten des Neokatholizismus und an der Staatsideologie, die im sozialistischen New Havanna gepflegt wurde. Die Ablehnung der Gentechnik war der Grund, warum wir hier waren. Wir zündeten beide unsere Zigaretten an. Ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, dass es auf der Erde noch Menschen gab, es sei denn eine Sekte wie die Passagiere der Voyager hätte unter solchen Verhältnissen dreißig Tausend Jahre überlebt. „Ich würde gerne zur Erde fliegen“, sagte Paul und ich konnte mich dem Reiz dieser Vorstellung nicht ganz entziehen. All mein Halbwissen über die Vorfahren hätte ich zu Wissen umwandeln können. „Die Aborigines sind Heiden, keine Katholiken“ - „Na und, darf man sie deswegen umbringen. Kein Mensch weiß, woran sie glauben.“ Er trank an seinem Bier, und ich hoffte, er würde das Thema wechseln. Die Musik in der Kneipe wurde etwas lauter und eine Tänzerin bewegte sich auf die Tanzfläche und begann mit ihrem schicklichen Tanz. Paul und ich waren abgelenkt, folgten gebannt ihrer Bewegung. Die Tänzerin war unter dem Namen Francesca vorgestellt worden. Praktisch alle Blicke der Gäste waren auf die Tanzfläche gerichtet, Gespräche waren verstummt. Francesca brachte die Dialektik der sittlichen und unsittlichen Bewegungen. Jeder wünschte sich, dass sie ihr Kopftuch löste, was sie natürlich nicht tat.
     
     
     
    Francesca bekam größeren Applaus. Paul klatschte begeistert. Während sie sich verbeugte, stellte er sich vor, dass sie ihr Haar nach vorne fallen ließ. „So jemanden möchtest Du sicherlich heiraten“, scherzte ich „Ja sicher. Sie ist fantastisch“ - „Von Physik wird sie weniger verstehen“ - „Das ist doch völlig egal!“ Gegenseitiges Verständnis, auf einer personellen Ebene war wichtig, dachte ich. Wenn ich meinen Job als Lehrer wiederbekommen würde, hätte ich eine Chance zu heiraten. Nicht die erst Beste versteht sich. Paola und ich hatten uns verstanden. Sie konnte mir jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Vielleicht war sie Telepath, ein sehr schöner Telepath, bei der ich nicht das Gefühl gehabt hatte, ausspioniert zu werden, wen auch nicht auszuschließen war, dass sie für die Staatssicherheit arbeitete. Sie diente ihrer Gesellschaft genug damit, dass sie ihre Beine breitmachte, mit ihrem Charme und ihrer Lebenslust, die mir nicht vorgespielt vorkam. „Francesca wird wohl heute Abend nochmals auftreten“, meinte ich zu Paul,
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