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Auf immer und ewig

Auf immer und ewig

Titel: Auf immer und ewig
Autoren: Victoria Veel
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Ich nannte die Therapie daher „Kurse“.
    Johnny sah mich abwertend an, in seinen Augen noch immer Wut.
    „Steck dir deine blöden Kurse sonst wohin. Das ist nicht das, was ich will. Du bist meine Vertrauensperson, du bist die Einzige, die etwas an meiner Lage ändern kann. Und ich will nicht in diesem Trakt sein. Das habe ich nicht verdient. Tu etwas.“
    Johnnys durchdringende Stimme wurde mir langsam unangenehm. Er bettelte nicht, aber er schrie auch nicht. Seine Worte klangen wie ein Befehl, kalt und fordernd.
    „Ich kann dir leider nicht mehr anbieten als das, was ich dir gerade eben angeboten hast. Mir sind absolut die Hände gebunden.“ sagte ich mir fester Stimme.
    Johnny begann zu zittern vor Wut. Sein Gesicht färbte sich knallrot und seine dunklen Augen sahen aus, als würden sie gleich in Flammen aufgehen. Nie hatte ich ihn so wütend gesehen.
    „Was verdammt muss ich tun, damit ich aus diesem Drecksstall rauskomme?  Muss ich dir erst weh tun? Du zwingst mich ja gerade dazu, allerliebste Laura.“ zischte Johnny mich an.
    Ein Gefühl der Angst kroch langsam und kalt in mir hoch. Ich wußte, dass diese Situation brenzlig wurde und ich sofort handeln musste, meiner eigenen Sicherheit wegen. Johnny hatte mir nie etwas getan, aber ich hielt ihn auch für unberechenbar.
    „Bleib sitzen.“ begann ich ruhig, als könnte ihn der Klang meiner Stimme beruhigen. „Ich hole jetzt die Wärter.“ sagte ich und stand langsam auf.
    In diesem Moment sprang Johnny auf einmal auf, sprang mit einem Satz auf mich zu und riss mich brutal in seine Richtung. Mit seiner linken Hand umklammerte er meine Hände hinter meinem Rücken und presste sie hart zusammen, während sein rechter Arm um meinen Hals fuhr und ihn fest drückte.  Erschrocken versuchte ich, Luft zu kriegen, doch Johnny presste meinen Hals so hart, dass mir das Atmen fast unmöglich gemacht wurde.
    „Hör zu Schlampe, ich sage es nur einmal.  Entweder du hilfst mir oder du stirbst in diesem gottverdammten Gefängnis. Deine Entscheidung.“ Flüsterte mir Johnny boshaft ins Ohr.
    Ich versuchte noch immer, nach Luft zu schnappen und wehrte mich so gut ich konnte gegen seinen harten Griff, aber ich konnte mich keinen Zentimeter bewegen. Mit jeder Sekunde wurde ich schwacher und hoffte, dass Johnny mich loslassen würde, anderenfalls würde ich jeden Moment ohnmächtig werden.
    „Johnny. Lass mich los.“ stieß ich keuchend hervor. Johnny lachte kalt und lockerte seinen Griff nicht. Im selben Moment wurde die Tür des Gesprächsraums aufgestoßen und zwei Wärter stürmten auf Johnny zu und rissen ihn von mir los, während er laut lachte, als sei das alles nur ein Spiel. Ich sank zusammen, der Ohnmacht nahe. Was für ein Glück ich hatte, dass Johnny mich vor zwei Minuten angegriffen hatte und nicht vor zehn, als ich den Wärtern gerade erst das Zeichen gegeben hatte, dass alles okay war. Nun stürmte eine Schwester auf mich zu und kniete sich neben mich. An den Rest erinnere ich mich nur vage, aber ich wurde ins Krankenzimmer befördert, wo es mir langsam wieder besser ging.
     
    9.
    Meinem Vorgesetzten Frank schien der Vorfall fast mehr zu belasten als mich selbst. Er wollte mir direkt so lange frei geben wie ich möchte, doch ich lehnte dankend ab. Mir ging es bereits nach einer Stunde viel besser und auch wenn mich der Vorfall psychisch belastet hatte zog ich es vor, die Zähne zusammen zu beißen und einfach weiter zu arbeiten. Mir war so etwas vorher nie passiert, aber von Anfang an war ich darauf vorbereitet worden, dass es eines Tages passieren könnte, ein Übergriff eines der Insassen. Ich war also vorbereitet gewesen, wenn man es so nennen könnte. Vielleicht wollte ich aber auch, weil ich Jason sehen wollte. Johnny wurde nicht in einen anderen Trakt verlegt, aber sein Fall wurde sofort einem meiner Kollegen zugewiesen, sodass ich Johnny nicht noch einmal sehen musste. Im Grunde hätte ich sogar mit Johnny weiter gearbeitet, mit verstärkten Sicherheitsvorkehrungen selbstverständlich. Ich hasste es, aufzugeben. Und ich hatte so lange mit ihm gearbeitet dass es mich ausgesprochen störte, ihn einfach abgeben zu müssen. Doch so waren die Vorschriften. Es hieß, dass ich ihm nicht mehr unvoreingenommen und ohne persönlichen Bezug gegenüber treten könnte, somit war ich als Psychologin ungeeignet für ihn.
    Der Vorfall verbreitete sich im Gefängnis wie ein Lauffeuer und in den nächsten Tagen wurde ich sicherlich zwanzig Mal am Tag gefragt,
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