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Auf immer und ewig

Auf immer und ewig

Titel: Auf immer und ewig
Autoren: Victoria Veel
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begangen zu haben. Ich konnte bisher weder eine Borderline Persönlichkeit, noch eine andere psychische Störung feststellen. Ein Narzist wie unser Johnny ist er auch nicht.“
    Jonathan „Johnny“  Martinez war ein weiterer meiner Insassen-Schützlinge und saß nun schon seit drei Jahren hier. Mit seinen 26 Jahren gehörte er ebenfalls zu den jüngeren Insassen und musste wie fast alle eine lebenslängliche Haftstrafe abbüßen. Der gebürtige Mexikaner hatte vor vier Jahren drei Menschen erschossen, die wie er im Kokainhandel verwickelt waren. Johnny war ein ausgesprochener Narzist, beschwerte sich jeden Morgen, dass er wie alle Häftlinge nur für 15 Minuten das Bad benutzen durfte. Wenn man mit ihm sprach, fuhr er sich alle paar Sekunden mit der Hand durchs Haar, als wolle er ein unsichtbares Stylinggel einarbeiten. Während er selbst keinerlei Kritik an seiner Person akzeptierte und glaubte, er habe der Welt mit seinen Morden einen Gefallen getan, ging er mit den Menschen in seiner Umwelt äußerst ruppig um und glaubte, er habe eine bessere Behandlung verdient als die anderen Häftlinge. In der einen Stunde am Tag, in denen die Häftlinge Freigang im Hof des Gefängnisses erhielten und beispielsweise Teamspiele wie Basketball spielen durften, saß Johnny nur in der Ecke und schaute jeden argwöhnisch an, der sich ihm auch nur näherte oder ihn ansah. Er begründete das damit, dass jeder hier auf ihn neidisch war und die anderen Häftlinge deshalb eine große Gefahr für ihn darstellen würden.
    Während ich über Johnnys massive psychische Abnormalitäten nachdachte wurde mir wieder bewußt, dass ich keine dieser Störungen je bei Jason feststellen konnte, was ich fast schon beängstigend fand. Jeder meiner Insassen schien irgendeine psychische Störung oder Abnormalität zu besitzen, mit Jason dagegen hatte ich das Gefühl, mit einem völlig gesunden, charmanten Mann zu sprechen, der geistig absolut auf der Höhe ist. Genau das war beängstigend, denn desto mehr ich mit ihm sprach, desto weniger konnte ich glauben dass er kaltblütig fünf Menschen ermordet hatte. Mir fiel auf dass ich ihn nie direkt gefragt hatte, ob er seine Taten bereut.
    Ich verabschiedete mich rasch von Frank, der mich bereits seltsam ansah, da ich seit sicherlich einer Minute nichts mehr gesagt hatte. Meine nächste Sitzung mit Jason war in nur zwei Stunden.
     
    7.
    „Laura- Ich hatte nicht erwartet, dich heute zu sehen. Ich freue mich allerdings sehr. Du siehst wunderschön aus heute.“
    Ich lächelte unsicher, während ich Jason die Handschellen abnahm.
    „Du warst nicht krank, richtig? Was vor drei Tagen zwischen uns passiert ist, hat dich sehr verwirrt. Ich weiß dass du es auch willst, aber dass es verboten ist. Es zerreisst dich innerlich.“
    Jason schien entweder ein unglaublich guter Beobachter zu sein oder meine Gedanken waren einfach zu offensichtlich, ich war vielleicht zu einfach zu durchschauen. Ich ließ mich langsam auf den Stuhl sinken.
    „Wie hast du es geschafft, mir aus dem Gefängnis eine Postkarte zu schicken?“ fragte ich und ignorierte damit seine Aussagen über die letzten Tage.
    Jason lächelte gelassen, faltete die Hände und hatte meine Frage natürlich schon erwartet.
    „Ist doch egal wie ich es geschafft habe. Hast du dich gefreut?“
    Erwartungsvoll sah er mich an und schenkte mir sein einnehmendstes Lächeln. Ich konnte einfach nicht widerstehen, so sehr ich es mir auch vorgenommen hatte.
    „Ja. Natürlich. Ich war sehr überrascht. Auch, dass du dich an die Details mit den Sonnenblumen und dem Apfelwein erinnern konntest.“
    „Natürlich erinnere ich mich daran. Ich erinnere mich an alles. Ich habe nur vergessen auf die Karte zu schreiben, dass das Sonnenblumenfeld, in dem wir sitzen und Apfelwein trinken, in Italien ist.“
    Ich war niemals in Italien gewesen, aber wie fast alle Amerikaner übte Europa eine unglaubliche Faszination auf mich aus. Besonders Italien und Rom hatten es mir angetan und in einer Sitzung hatte ich Jason erzählt, dass ich unbedingt eine Reise durch Italien machen will. Oder durch Kolumbien, wo ich auch niemals gewesen war.
    „Du bist unglaublich.“ entfuhr es mir und ich war fast erschreckt über  die Zärtlichkeit meiner  eigenen Stimme.
    Jasons Augen funkelten und mit einem Ruck schob er seinen Stuhl näher an meinen heran.
    „Laura, ich will ehrlich mit dir sein. Ich möchte dich zu nichts zwingen oder überreden. Aber du bist eine unglaubliche Frau. Du
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