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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen
Autoren: Phillip Margolin
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allerhöchste Achtung. Und Richard und Lyle Compton waren in zahllosen Gerichtsschlachten freundschaftlich gesinnte Gegner gewesen.
    »Wird er wieder gesund?« fragte Pruitt mit ehrlicher Besorgnis.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Gut, ich vertage die Sitzung, und wir treten morgen wieder zusammen, damit Sie uns über den neuesten Stand informieren können«, sagte der Richter.
    Peter hatte bef ürchtet, der Richter könnte versuchen, den Prozess von sich aus abzubrechen. »Es gibt keinen Grund, zu vertagen«, sagte er und hoffte, man würde ihm nicht anhören, wie sehr ihm die Sache am Herzen lag. »Es wird Stunden dauern, bis ich meinen Vater besuchen kann.«
    Richter Pruitts Stirn zog sich kraus. Er sah Peter an, als sei er sicher, dass er ihn falsch verstanden hatte.
    »Sie haben doch nicht etwa vor, den Prozess fortzusetzen?« fragte der Richter.
    »Aber natürlich. Schließlich ist die Beweisaufnahme fast abgeschlossen, und man muss auf Mrs. Elliot Rücksicht nehmen. Es wäre schrecklich anstrengend für sie, wenn sie einen zweiten Prozess durchstehen müsste.«
    »Ja, schön, das mag ja sein, aber Ihr Vater ist der Hauptbevollmächtigte«, sagte der Richter.
    Lyle Compton war klein, kahl und rundlich. Gew öhnlich lächelte er entwaffnend. Als Anwalt vertrat er Versicherungsgesellschaften, aber er war verständnisvoll gegenüber Klägern und fair und auf charmante Weise nicht unvers öhnlich, bis er zur Verhandlung gezwungen wurde.
    »Peter, es wäre nicht richtig, wenn man den Prozess durch Sie fortsetzen ließe«, sagte Compton in aller Aufrichtigkeit. »Mrs. Elliot hat das Recht, vom Besten vertreten zu werden. Wenn Sie eine Vertagung beantragen oder auf Verfahrensfehler plädieren, werde ich mich nicht dagegenstellen.«
    Peter hatte seine Miene auch weiterhin unter Kontrolle, aber innerlich kochte er. Er glaubte, Compton versuche, ihn herumzubekommen, auf Verfahrensfehler zu pl ädieren, damit er seinen Fall retten konnte. Und dieser Seitenhieb - Mrs. Elliot verdiene den Besten... Peter verhärtete sich innerlich. Er würde Compton zeigen, was es hieß, es wirklich mit dem Besten aufzunehmen. »Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, Mr. Compton, aber ich denke, ich möchte den Prozess fortführen.«
    »Fühlen Sie sich damit nicht überfordert, Mr. Haie?« fragte der Richter. »Sie sind noch nie in einem so komplizierten Fall Hauptbevollmächtigter gewesen, nicht wahr?«
    »Nein, Euer Ehren, aber ich habe an diesem Fall von Anfang an mitgearbeitet. Ich habe die Zeugen vorbereitet, die notwendigen Schriftsätze und die Rechtsmemoranden verfasst. In aller Bescheidenheit glaube ich, dass ich alle Feinheiten von Mrs. Eliots Verfahren genauso gut kenne wie mein Vater, wenn nicht besser.«
    »Möchte das denn auch Ihre Mandantin?« fragte der Richter.
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen. Sie weiß noch nicht, was passiert ist.«
    Richter Pruitt machte ein besorgtes Gesicht. »Na, dann nehmen Sie sich doch ein paar Minuten Zeit, um mit Mrs. Elliot zu reden. Aber bevor Sie das tun, muss ich Ihnen sagen, dass Sie meiner Ansicht nach einen Riesenfehler machen, wenn Sie den Prozess fortführen. Sie sollten bei Ihrem Vater im Krankenhaus sein. Ich weiß, dass Sie die Interessen Ihrer Mandantin im Auge haben, das ist lobenswert, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie imstande sein wollen, sich auf diesen Fall zu konzentrieren, ohne zu wissen, ob ihr Vater durchgekommen ist.«
    Peter f ühlte sich für den Bruchteil einer Sekunde in Hochstimmung. Der Prozess ging weiter, und er persönlich würde den Fall vertreten. Aber als er zu seiner Klientin hin überging, beschlichen ihn momentan Selbstzweifel. Abgesehen davon, dass sein Vater Peters Fähigkeiten nicht vertraute - gab es denn sonst noch einen Grund, warum er ihn angewiesen hatte, auf Verfahrensfehler zu plädieren? Peter erinnerte sich, wie aufgeregt sein Vater kurz vor dem Herzinfarkt gewesen war. Um was war's da gegangen? Um irgendeinen Zeugen und irgendwelche Papiere. Während Peter sich neben Mrs. Elliot setzte, versuchte er sich alles in Erinnerung zu rufen, was er über den Fall wusste. Ihm fiel kein Zeuge ein, der unbedingt aussagen musste, außer den beiden, die für diesen Morgen vorgesehen waren, und keine Papiere, die vorgelegt werden mussten. Ehe er über die Sache weiter nachdenken konnte, drehte Mrs. Elliot ihren Rollstuhl herum, so dass sie Peter ansehen konnte. »Wo ist Mr. Haie?« fragte sie ängstlich.
    Auf der Stelle verga
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