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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen
Autoren: Phillip Margolin
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ihr antworten, aber er bekam kein Wort heraus. Er saß nur da, den Blick starr nach vorn gerichtet, während seine Welt in Flammen aufging.
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    Nach der Verhandlung wankte Peter wie benommen zu Haie, Greaves zur ück. Martin Strobridge war einer der eloquentesten Anwälte im Staat Oregon, aber ihm verschlug es die Sprache, als Peter ihm von seinem Versuch berichtete, den Fall Elliot gegen Northwest Maritime zu vertreten. Als Strobridge seine Fassung wiedergefunden hatte, gab er Anweisung, dass niemand Richard erzählen dürfe, was passiert war, aus Furcht, er könnte einen zweiten Infarkt erleiden. Dann suspendierte er Peter von allen Aufgaben in der Kanzlei, während eine Kommission sein Verhalten überprüfte. Strobridge hatte keine Ahnung, wie dankbar Peter dafür war, dass er dem Büro fernbleiben durfte, wo er die Zielscheibe von Hohn und Spott sein w ürde, sobald der Büroklatsch die Nachricht von seiner Blamage verbreitete.
    Peter fuhr von der Kanzlei direkt zum Krankenhaus. F ür nur wenige Minuten erhielt er Zutritt zur Intensivstation. Richards Arzt versicherte Peter, der Zustand seines Vaters sei nicht besorgniserregend. Richard könne das Krankenhaus noch in derselben Woche verlassen. Doch die Erschütterung, seinen Vater an die Infusionsflaschen und die blinkenden Apparate angeschlossen zu sehen, wirkte ebenso nachhaltig wie der Schock, dass er den Fall Elliot verloren hatte. Peter hatte seinen Vater zwar nie spielen sehen, aber zu dem Bild, das er von ihm hatte, gehörte immer Football. Für ihn war Richard Haie ein Mann von grenzenloser Energie, der sich durch die Linien tankte und in die Gegner hinein krachte. Der Richard Haie, der ihn unter schweren Lidern hervor anblickte, war alt und zerbrechlich, und seine Stimme war kaum zu verstehen. Peter versuchte zu lächeln. Er machte ein paar lahme Anläufe zu einer Unterhaltung. Dann stolperte er aus dem Zimmer seines Vaters, ehe die genehmigte Zeit um war, dankbar, dass die Medikamente, die man seinem Vater verabreicht hatte, ihn nicht so klar denken ließen, dass er nach dem Ausgang des Falls Elliot fragen konnte.
    In den Tagen, die zwischen seinem Debakel und der unausweichlichen Vorladung in die Kanzlei Haie, Greaves lagen, versteckte sich Peter in seinem Apartment und versuchte sich ein Szenario vorzustellen, in dem sein Leben so weiterginge wie bisher. Gott sei Dank war Priscilla an irgendeinen unbekannten Ort geflogen und hatte ihn mit seiner Verzweiflung allein gelassen. Peter wusst e, dass seine Taten Folgen haben mussten, aber als der Anruf kam, der ihn ins Büro zitierte, hatte er sich in seiner Phantasie eine Szene zurechtgebastelt, in der er sich entschuldigte und versprach, niemals wieder etwas so Dummes zu tun, und alles war vergeben. Bei einem von Peters Besuchen im Krankenhaus hatte sein Vater nach der Sache Elliot gefragt, und Peter hatte geantwortet, es sei alles erledigt. Kaum hatte er an dem Tag, an dem er bestellt war, das gediegene Eckzimmer seines Vaters betreten, wusste er schon, dass schließlich jemand seinem Vater die Nachricht von seiner Schande mitgeteilt hatte. Der Mann, der Peter gegenüber zusammengesunken hinter dem riesigen Eichenschreibtisch sa ß, war müde. Er musterte Peter mit mattem Blick. Er hatte im Krankenhaus abgenommen, und seine einst frische Gesichtsfarbe war käsig. Nach einer Weile schüttelte Richard langsam und traurig den Kopf. »Nimm Platz, Peter«, sagte er und wies auf einen Lederstuhl. Peter setzte sich.
    »Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommen würde.« Peter hätte gern eine Erklärung abgegeben, sich verteidigt, aber er hatte einen Klumpen, groß wie ein Apfel, im Hals, und er konnte den Blick nur auf die polierte Schreibtischplatte senken. »Du wolltest Hauptbevollmächtigter in einem wichtigen Fall sein. Darum hast du das getan, stimmt's?« Peter nickte.
    »Ich weiß, wie sehr du es mir verübelt hast, dass ich dir deine Chance verweigert habe.« Peter blickte überrascht auf. Er wusste gar nicht, dass er so durchschaubar war. »Aber ich konnte das nicht zulassen.« Richard seufzte. Er sah niedergeschlagen aus. »Ich habe versucht, mir etwas über dich vorzumachen, Peter, aber was du getan hast, hat mich gezwungen, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Du bist ein hochintelligenter junger Mann. Die Ergebnisse deiner IQ-Tests beweisen mir das. Aber du hast deine Möglichkeiten nie ausgeschöpft. Auf der High-School hast du dich nicht dahintergeklemmt, so dass ich meine Beziehungen spielen
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