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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen
Autoren: Phillip Margolin
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lassen musste, um dich an eine gute Hochschule zu bekommen, auf der du vier Jahre herumgehangen und so schlechte Noten erhalten hast, dass ich alle nur möglichen Hebel in Bewegung setzen musste, um dich in einer juristischen Fakultät unterzubringen. Und dann habe ich noch mal dasselbe gemacht, um dir in dieser Kanzlei einen Job zu verschaffen, in der verzweifelten Hoffnung, dass aus dir endlich doch ein verantwortungsvoller erwachsener Mensch werden würde.
    Zum Teil gebe ich mir selbst die Schuld an deinem Versagen. Ich wei ß, ich war nicht so oft da, wie ich es hätte sein sollen, als du groß wurdest, weil ich so verdammt hart gearbeitet habe, um diese Firma aufzubauen. Und wenn ich da war, habe ich versucht, meine Abwesenheiten damit wiedergutzumachen, dass ich dich wahnsinnig verwöhnte. Hinterher ist man immer klüger. Deswegen verstehe ich jetzt, dass es besser für dich gewesen wäre, wenn du ohne derartig viel Hilfe von nur durchs Leben gekommen wärst. Wenn du dich mit Niederlagen hättest aus einandersetzen m üssen, hättest du vielleicht die Zähigkeit entwickelt, die Charakterstärke...« Richards Stimme schwand. Er schloss die Augen und rieb sich die Lider. Als er sie wieder öffnete, wirkte er traurig und resigniert. »Tja, darauf kommt's jetzt nicht an. Ganz gleich, wem die Schuld zu geben ist - du bist, der du bist, und deshalb konnte ich dich den Fall Elliot nicht verhandeln lassen. Ich weiß, du hast die Intelligenz, um ein guter Anwalt zu sein, aber du bist faul und egozentrisch. Du hast immer die einfache Lösung gewählt. Du hast dich nie hundertprozentig für etwas eingesetzt. Für dich war die Sache Elliot eine Chance, dich mit deinen Prozesserfahrungen aufzuspielen und in der Firma weiter nach oben zu kommen, aber an diesem Prozess hing Mrs. Elliots Leben. Deine Arroganz und deine Gedankenlosigkeit haben diese arme Frau um das Geld gebracht, das sie für die ärztliche Behandlung und ihre Kinder dringend benötigt hätte. Du hast ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder zerstört, und am traurigsten für mich als deinen Vater ist dabei, dass es dich meiner Ansicht nach gar nicht interessiert.«
    »Dad, ich...«, setzte Peter an, aber Richard schüttelte den Kopf. »Es gibt nichts mehr zu sagen, Peter. Mrs. Elliot wird die Kanzlei wegen fehlerhafter Prozessführung verklagen, und ich werde ihren Anwälten sagen müssen, dass du meiner direkten Anweisung, auf Verfahrensfehler zu plädieren, zuwidergehandelt hast, dass du Richter Pruitt getäuscht hast, damit du einmal im Mittelpunkt des Geschehens stehen konntest, und dass dein Verhalten ein eklatantes Beispiel von Stümperei war. Unter diesen Umständen kannst du natürlich nicht mehr hier bleiben. Als Entgegenkommen mir gegenüber räumt dir das Büro die Möglichkeit ein, von dir aus den Dienst zu quittieren. Das ist aber auch das allerletzte Entgegenkommen meinerseits.«
    Richard beugte sich vor. Er stemmte die Ellbogen auf den Tisch und faltete die H ände.
    »Es tut nur weh, dass ich dir das sagen muss, aber zu deinem eigenen Nutzen muss ich offen zu dir sein. Vielleicht ist es deine letzte Chance. Ich habe lange und intensiv darüber nachgedacht, was ich dir sagen sollte, und ich hoffe und bete, dass ich das Richtige tue. Erstens habe ich mein Testament geändert, um dich zu enterben. Zweitens bekommst du von mir nie wieder auch nur einen Penny. Du lebst in einem Stil, den du dir nicht verdient hast. Von nun an wirst du so leben, wie es deinem Gehalt entspricht. « Die Worte trafen Peter wie ein Hammer. Er konnte nur noch den Mund aufsperren und starren. Sein Vater kehrte ihm den Rücken, die Kanzlei nahm ihm den Job weg. Keinen einzigen Penny mehr, hatte Richard gesagt. Wie sollte er da seinen Zahlungen für den Porsche und die Eigentumswohnung nachkommen? Wie sollte er seine Schulden bezahlen? Und das Testament. Enterbt, hatte Richard gesagt.
    »Dad«, brachte Peter heraus, »ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht. Es tut mir leid. Ich... Es ist nur...« Richard schüttelte den Kopf. »Spar dir deine Worte, Peter. Ich liebe dich, aber ich ertrage deinen Anblick nicht mehr. Du hast keine Ahnung, wie schwer es für mich ist, mir selber einzugestehen, dass mein einziger Sohn ein Versager ist. Ich hatte so hohe Hoffnungen in dich gesetzt. Aber du enttäuschst alle. Mich, die Firma, Mrs. Elliot.«
    »Das kannst du nicht tun. Du kannst mich nicht einfach aus deinem Leben streichen.«
    »Nein, das kann ich nicht. Ich werde dir eine
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