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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen
Autoren: Phillip Margolin
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letzte Chance geben, etwas aus dir zu machen.« Peter sank erleichtert zusammen, er fühlte sich wie ein Wanderer, der, tagelang im Wald verirrt, dem Tode nahe und aller Hoffnungen beraubt, plötzlich die Stimme seines Retters hört. »Alles, Dad. Ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht. Ich werde tun, was du verlangst.«
    »Mein Vorschlag gefällt dir vermutlich nicht, aber es ist wohl dein letzter Ausweg. Wenn du mir beweisen kannst, dass aus dir ein verantwortungsvoller, erwachsener Mensch geworden ist, werde ich meine Entscheidung, dich zu enterben, überdenken. Ich habe deshalb mit einem alten Freund gesprochen, Arnos Geary. Arnos und ich, wir kennen uns seit Urzeiten. Wir haben an der Oregon State zusammen Football gespielt, und wir waren mal Geschäftspartner. Er hat ein Anwaltsbüro in Whitaker, einer Kleinstadt mit ungefähr dreizehntausend Einwohnern im Osten von Oregon, und die Lizenz zur Armenverteidigung für die County Whitaker und mehrere andere kleine Countys dort in der Gegend. Sein Mitarbeiter hat nun gerade aufgehört. Arnos ist bereit, dir den Job zu geben. Er bringt f ür den Anfang jährlich siebzehntausend.« Peter traute seinen Ohren nicht. Vor zwei Jahren war er einmal in Whitaker gewesen, um Aussagen zu Protokoll zu nehmen. Es gab vier Straßen in Whitaker. Wenn Wind war, konnte man vor Staub die Häuser nicht sehen. Gäbe es dort nicht das College voller Ackerbaustudenten, wäre der Ort völlig tot. »Das tue ich nicht«, sagte er und schüttelte heftig den Kopf. »Dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.« Peter erhob sich. Es reichte ihm.
    »Du irrst dich.« Peters Stimme zitterte, und Tränen stiegen ihm in die Augen. »Du hast mir vielleicht nichts mehr zu sagen, aber ich habe dir eine Menge zu sagen. Du nennst mich egozentrisch. Aber du bist der arroganteste Dreckskerl, dem ich je begegnet bin. Du nennst dich Vater. Aber zu mir warst du nie ein Vater. Mom hat mich großgezogen. Du bist hin und wieder erschienen und hast Vorschriften gemacht. Und es ist sicherlich keine Überraschung für mich, dass du mich für einen Versager hältst. Während ich aufgewachsen bin, hast du mich bei jeder Gelegenheit, die sich dir bot, wissen lassen, wie wenig du von mir hieltest. Meine Noten waren nie gut genug. Ich habe im Sport nie genug zuwege gebracht. Tja, ich sage dir, niemand konnte deinen Maßstäben standhalten. All American, High-School-Abschlussredner, Primus deines Jahrgangs in Jura. Wie sollte ich denn mit einem Gott konkurrieren? Aber ich habe es versucht, doch das hast du mir nie als Verdienst angerechnet. Und jetzt, wo ich dir beweisen wollte, was ich vor Gericht leisten kann, hast du mich bei jeder Gelegenheit, die sich dir bot, klein gemacht. Du fürchtest dich zuzugeben, was für ein guter Anwalt ich bin. Na schön, ich werd's dir zeigen. Ich besorg mir einen Job bei einer anderen Firma. Ich trete als Teilhaber ein, und Haie, Greaves kann mich am Arsch lecken.« Richard hörte sich Peters Tirade gelassen an. Als Peter fertig war, fragte Richard: »Welche Firma soll dir denn einen Job geben nach dem tollen Ding, das du dir geleistet hast? Alle wissen, was du getan hast. Bei allen Juristen Portlands bist du das Thema. Wie willst du denn einen Job bekommen, wenn dein zukünftiger Arbeitgeber mit uns geredet hat? Ich sage dir ohne Umschweife, dass dir hier niemand eine Empfehlung geben wird.“
    Peters Spr üchemacherei verpuffte. Er wusste, dass es stimmte, was sein Vater sagte.
    »Du wirst mir vielleicht nicht glauben«, sagte Richard, »aber ich liebe dich wirklich. Du hast keine Vorstellung, wie weh es mir tut, dich rausschmeißen zu müssen. Aber ich muss es tun, um deinetwillen. Geh nach Whitaker. Dort wird es keine Versuchungen für dich geben. Lerne, auf deinen eigenen zwei Füßen zu stehen und deinen Verhältnissen entsprechend zu leben. Lerne, ein guter Anwalt zu sein. Lerne, ein Mensch zu sein.“

Zweites Kapitel
    Die Sonne war eine flammende, runde Scheibe, die gnadenlos auf den braunen Sand herunterbrannte, der die riesige Weite des Ödlands östlich von Whitaker bedeckte. Es gab keine Wolken, die es an dem blassblauen und unversöhnlichen Himmel gegen sie aufgenommen hätten. Der junge Oregoner Staatspolizist war dankbar für seinen Stetson und wünschte sich sehnlich eine kleine Brise, die ihn abkühlen und eine Staubwolke aufwirbeln würde, die dicht genug war, um das Ding zu verdecken, das halb im Straßengraben zwischen den Beifußbüschen lag. Als Dr. Guistis Wagen
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