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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen
Autoren: Phillip Margolin
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auftauchte, in der Hitze flimmernd wie ein Spielzeug, das in einer Blase aus geschmolzenem Glas gefangen war, stand der Staatspolizist absichtlich mit dem Rücken zu dem Ding. Ein langer Blick, ehe er um Hilfe gefunkt hatte, hatte ihm gereicht.
    Der Polizist wusst e, es war respektlos, an die junge Frau als ein Ding zu denken, aber sie sah keiner Frau mehr ähnlich, die er je gekannt hatte. Die Tiere aus der Wüste hatten sich an ihrem Fleisch gelabt, die Naturgewalten hatten sie auf ihre Weise behandelt, und noch etwas hatte sich über sie hergemacht. Irgendeine Person, an die in menschlichen Begriffen zu denken dem jungen Polizisten ebenfalls schwerfiel.
    Eine Gruppe Studenten aus dem Geologieseminar am Whitaker State College, die mit ihrem Professor auf Exkursion waren, hatten die Leiche gefunden. Sie dr ängten sich zusammen, während Angehörige der Kommission für Schwerverbrechen ihre Aussagen aufnahmen. Der junge Staatspolizist bemerkte, dass auch sie den Blick von dem Graben abwandten, obwohl sie von dort, wo sie standen, die Leiche unmöglich sehen konnten.
    Die Stadt Whitaker besa ß eine sechzehnköpfige Polizeitruppe. Das Büro des County-Sheriffs war noch kleiner, es umfasste einen Untersheriff und fünf Stellvertreter. Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn ein Kapitalverbrechen begangen worden war, wurde es von der Kommission für Schwerverbrechen untersucht, zusammengesetzt aus einem Kriminalbeamten aus dem kleinen Büro der Oregon State Police, die ihr Hauptquartier in Whitaker hatte, dem Sheriff der County Whitaker oder einer von ihm bestimmten Person, einem Angeh örigen der Polizeiverwaltung Whitaker und Polizisten aus den Nachbarcountys Blaine und Cayuse. Da die Leiche außerhalb der Stadtgrenzen von Whitaker gefunden worden war und die Oregon State Police den ersten Anruf erhalten hatte, hatte die Kommission Detective Jason Dagget von der Oregon State Police als leitenden Untersuchungsbeamten bestimmt. Dagget hatte ein gerichtsmedizinisches Team aus dem Kriminallabor des Staates Oregon zum Schauplatz beordert, das nun das Gelände um die Leiche herum bearbeitete. Dann hatte er Dr. Harald Guisti angerufen, einen hochgewachsenen, magersüchtigen Mann mit rosiger Gesichtsfarbe, der in Whitaker seit dreißig Jahren als Hausarzt praktizierte und mit dem ärztlichen Leichenbeschauer des Staates vertraglich vereinbart hatte, dass er die Autopsien in den Countys Whitaker, Blaine und Cayuse durchführte. Der verbeulte Range Rover des Arztes hielt rumpelnd vor Detective Dagget. Der Kriminalbeamte ging zur Fahrertür herum. Dr. Guisti stieg aus. Ein plötzlicher Windstoß wehte dem Doktor Sand in die Augen und breitete sein schütteres, graues Haar über seinen teilweise schon kahlen Schädel.
    »Wo ist sie?« fragte Guisti, sobald der Wind sich wieder gelegt hatte.
    »Im Straßengraben. Wir meinen, sie wurde woanders ermordet und hier abgelegt. Blut haben wir nicht viel gefunden. Außerdem ist sie nackt, aber Kleider sind keine da.«
    Guisti grunzte, dann ging er hin über an den Rand des Grabens, an dessen Böschung er sich vorsichtig seitwärts hinab schob, weit genug weg von der Leiche, so dass die Fundstelle nicht beschädigt werden konnte, falls er bei seinem Abstieg etwas los trat. »Wie wurde sie umgebracht?« fragte er Dagget, der hinter ihm herunterkam. »Sie wurde abgeschlachtet, Harald. Schlicht und einfach.«
    Guisti hatte gehofft, die Frau w äre erschossen oder vergiftet worden, weil man bereits vor zwei Monaten eine andere Leiche in einem Felsgelände gefunden hatte, ebenfalls nackt und abgeschlachtet. Guisti glaubte, dass die benutzte Waffe so etwas wie ein Beil gewesen war. Er hoffte, bei der Untersuchung dieser jungen Frau w ürde er nicht zu denselben Schlussfolgerungen kommen, denn er wollte nicht darüber nachdenken, was das für die Leute in Whitaker, Blaine und Cayuse bedeuten würde.

Teil 2 Finger übung für die Hölle
Drittes Kapitel
1
    Die Umgebung der Stadt Whitaker bestand aus Ackerland, das durch Bew ässerungsanlagen, die sich aus dem Camas River speisten, grün gehalten wurde, aber jenseits der Farmen wehten heiße, staubige Winde Steppenhexen über weite, flache Ebenen, die nur gelegentlich durch hohe, braune Berge unterbrochen wurden. Bei der Fahrt durch die Wüste fühlte Peter, wie er innerlich verbrannte und langsam zu grauer Asche zerfiel, und er fuhr in die Stadt Whitaker so leer hinein wie das dürre Land, das sie umgab.
    Die erste Nacht in Whitaker verbrachte Peter
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