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Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen
Autoren: Phillip Margolin
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war nicht in der Stimmung für eine nichtssagende Konversation. Als der Aufzug kam, drückte er auf den Knopf für den sechsten Stock und stellte sich nach hinten.
    »Polizeichef Tobias möchte, dass Sie ihn anrufen«, sagte ihm die Empfangsdame, als er die Büroflucht betrat. »Er meinte, es sei wichtig.«
    Alan dankte ihr und drückte das niedrige Gatter auf, das das Wartezimmer vom restlichen Bereich trennte. Sein Büro war in dem schmalen Flur das erste auf der rechten Seite.
    »Polizeichef Tobias hat angerufen«, teilte ihm seine Sekretärin mit.
    »Winona hat mir schon Bescheid gesagt.«
    »Er klang ziemlich aufgeregt.«
    Es war schwer, sich etwas vorzustellen, das William Tobias aufregen konnte. Der schlanke Polizeichef hatte offenbar das Gemüt eines Fleischerhunds. Alan schüttelte den Schirm aus und hängte seinen Regenmantel auf; dann setzte er sich hinter seinen ausladenden Schreibtisch und wählte die Nummer des Polizeipräsidiums auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    »Was gibt's?« wollte Alan wissen.
    »Wir haben wieder eine.«
    Es dauerte einen Moment, bis Alan wusste, wovon Tobias sprach.
    »Ihr Name ist Victoria Miller. Sechsundzwanzig. Attraktiv, blond, Hausfrau. Keine Kinder. Ihr Mann arbeitet bei BRAND, GATES & VALCROFT, der Werbeagentur.«
    »Gibt es eine Leiche?«
    »Nein. Sie ist vermisst, aber wir wissen, dass er es war.«
    »Die gleiche Mitteilung?«
    »Auf dem Kopfkissen des Bettes. AUF EWIG UNVERGESSEN. Und wieder eine schwarze Rose.«
    »Gab es diesmal irgendwelche Anzeichen eines Kampfes?“
    »Nein. Genau wie bei den anderen. Es ist, als ob sie sich in Luft aufgelöst haben.«
    Die beiden Männer schwiegen einen Augenblick.
    »Die Zeitungen wissen immer noch nichts?«
    »Wir haben Glück. Da es keine Leichen gibt, behandeln wir die Sache unter der Rubrik: Vermisste Personen. Aber ich weiß nicht, wie lange wir es noch geheim halten können. Die drei Ehemänner werden nicht ewig den Mund halten. Reiser, der Rechtsanwalt, ruft mich jeden Tag an, manchmal zwei-, dreimal, und Farrar, der Buchhalter, droht uns, sich an die Öffentlichkeit zu wenden, wenn wir nicht bald mit Ergebnissen aufwarten können.«
    »Haben Sie etwas herausbekommen?«
    »Nichts. Die Spurensicherung hilft uns auch nicht weiter. Es gibt keine Fasern oder Haare, die nicht von der Vermissten selbst stammen. Keine Fingerabdrücke. Das Papier, auf dem die Mitteilung steht, kann man an jeder Ecke kaufen. Die Rose ist eine gewöhnliche Rose. Ebenso die schwarze Farbe.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Wir überprüfen alles im Computer, außerdem habe ich Ross Barrow beauftragt, andere Bezirke sowie das FBI anzurufen.«
    »Haben Sie mögliche Verbindungen zwischen den Opfern überprüft?«
    »Sicher. Es gibt eine Reihe von offensichtlichen Übereinstimmungen. Die drei Frauen hatten ungefähr das gleiche Alter, gehörten der oberen Mittelklasse an, hatten keine Kinder, sie waren Hausfrauen und mit erfolgreichen Ehemännern verheiratet. Aber es gibt keine Verbindung der Opfer untereinander.«
    Tobias' Beschreibung konnte auch auf Tina passen. Alan rieb sich die Augen.
    »Wie steht es mit Fitness-Klubs, bevorzugte Geschäfte, Lesezirkel? Haben sie denselben Arzt oder Zahnarzt?« fragte Alan.
    »Daran und an tausend andere Dinge haben wir schon gedacht.«
    »Ja, das glaube ich Ihnen. In welchen Abständen schlägt er zu?“
    »Es sieht so aus, als würde er einmal pro Monat aktiv. Wir haben jetzt... Anfang Oktober? Mrs. Farrar verschwand im August, Mrs. Reiser im September.«
    »Mein Gott. Wir sollten uns schnell etwas einfallen lassen. Die Presse frisst uns mit Haut und Haaren, wenn sie erst einmal dahinterkommt.«
    »Wem sagen Sie das!«
    Alan seufzte. »Danke für den Anruf, und halten Sie mich auf dem laufenden!«
    »Natürlich.«
    Alan legte auf und drehte seinen Stuhl so, dass er zum Fenster hinaussehen konnte. Gott im Himmel, wie hatte er es satt. Den Regen und dieses Arschloch mit seinen schwarzen Rosen, Tina und überhaupt alles. Er wünschte sich an einen sonnenüberfluteten Strand, wo es keine Frauen und keine Telefone gab und die einzige Entscheidung, die er treffen musste, den Schutzfaktor seiner Sonnencreme betraf.
2
    Betsy Tanenbaum war zwar nie als Schönheit bezeichnet worden, doch die meisten Männer fanden sie attraktiv. Auch nannte kaum jemand sie Elisabeth. »Elisabeth«, darunter stellte man sich eine kühle, Aufsehen erregende Schönheit vor. Eine »Betsy« sah nett aus, hatte ein klein wenig mehr als
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