Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen
Autoren: Phillip Margolin
Vom Netzwerk:
Ordnung?«
    »Ellen und ich feiern nächsten Monat unseren zweiunddreißigsten Hochzeitstag.«
    Der Präsident sah Colby fest in die Augen. Der kameradschaftliche Gesichtsausdruck verschwand. Jetzt war er wieder der hartgesottene Politiker, der bei der letzten Wahl mit überwältigender Mehrheit gewonnen hatte.
    »Ich kann mir kein zweites Fiasko wie diese Hutchings-Sache leisten«, erklärte er. »Ich sage Ihnen das im Vertrauen, Ray. Sie hat mich belogen. Mabel Hutchings saß genau da, wo Sie jetzt sitzen, und hat mir ins Gesicht gelogen. Dann hat das dieser Reporter von der Post herausgefunden und...«
    Er ließ den Satz unbeendet. Den beiden im Raum war schmerzlich bewusst, welche Einbuße an Prestige der Präsident hatte hinnehmen müssen, als der Senat die Nominierung von Mabel Hutchings nicht bestätigte.
    »Gibt es in Ihrer Vergangenheit etwas, das uns Probleme bereiten könnte, Ray? Irgendetwas? Als Sie Aufsichtsratsvorsitzender von Marlin Steel waren, haben Sie da jemals Bestechungsgelder an die Gewerkschaften gezahlt? Haben Sie als Student in Harvard und Princeton Marihuana geraucht? Haben Sie auf der High-School je ein Mädchen belästigt?«
    Colby wusste, dass diese Fragen nicht unverschämt waren. Viele Kandidaten des Präsidenten für wichtige Posten auch im Obersten Gerichtshof waren an solchen Dingen gescheitert.
    »Es wird keine Überraschungen geben, Mr. President.«
    Die Stille im Oval Office war fast greifbar. Schließlich ergriff der Präsident wieder das Wort.
    »Sie wissen, warum Sie hier sind, Ray. Wenn ich Sie als Obersten Richter des Supreme Court nominiere, werden Sie annehmen?«
    »Ja, Mr. President.«
    Der Präsident grinste. Die Atmosphäre im Raum entspannte sich merklich.
    »Wir werden es morgen bekanntgeben. Sie werden einen guten Obersten Richter abgeben.«
    »Ich stehe in Ihrer Schuld«, antwortete Colby und traute sich nicht, mehr zu sagen. Als er ins Weiße Haus bestellt worden war, hatte er gewusst, dass ihm der Präsident dieses Angebot machen würde, aber das hielt ihn nicht davon ab, sich wie im siebten Himmel zu fühlen.
    Raymond Colby setzte sich so leise wie möglich auf und tastete mit seinen Füßen auf dem Teppich herum, bis er seine Hausschuhe gefunden hatte. Auf der anderen Seite des Ehebettes bewegte sich Ellen. Der Senator beobachtete im Mondlicht ihre schönen Züge. Amüsiert schüttelte er den Kopf. Nur seine Frau war in der Lage, nach allem, was heute passiert war, tief und fest zu schlafen.
    Im gemütlichen Wohnzimmer von Colbys Stadthaus in Georgetown gab es eine Hausbar, aus der er sich einen Bourbon genehmigte. Im oberen Geschoß tickte eine antike Standuhr die Sekunden herunter, wobei jede Bewegung der alten Zeiger in der Stille deutlich zu hören war.
    Colby stellte sein Glas auf dem Kaminsims ab und nahm einen Rahmen mit einer verblichenen Schwarzweißfotografie in die Hand, die seinen Vater an dem Tag zeigte, als er seinen ersten Fall vor dem Supreme Court vertrat. Howard Colby, ein angesehener Teilhaber der berühmtesten Anwaltskanzlei der Wall Street, starb, zwei Monate nachdem diese Aufnahme gemacht worden war, an seinem Schreibtisch. Raymond Colby mochte in Harvard Jura studiert haben, mochte Aufsichtsratsvorsitzender der Marlin Steel Company gewesen sein, dann Gouverneur des Staates New York und später Senator geworden sein, aber er sah sich immer noch neben seinem Vater, wie sie beide damals auf den Stufen zum Supreme Court gestanden hatten. Ein zehnjähriger Junge neben einem weisen, aber schroffen Riesen, den Raymond geliebt und bewundert hatte.
    Dreiundfünfzig breite Stufen führten von der Straße zum Eingang des Gerichtsgebäudes. Raymond hatte sie gezählt, als er an der Hand seines Vaters hinaufgestiegen war. Als sie zwischen den Säulen am Westeingang hindurch kamen, war sein Vater stehengeblieben und hatte ihm die Inschrift in dem strahlend weißen Marmor der Großen Halle gezeigt. »Gleiches Recht für Alle.«
    »Das ist es, worum es hier geht, Raymond. Gerechtigkeit. Dies ist der Gerichtshof der letzten Hoffnung. Die letzte Instanz für alle Rechtsfälle in diesem Land.«
    Mächtige Eichentüren bewachten den Gerichtssaal, doch der Raum selbst war klein. Hinter einer erhöhten Brüstung aus Mahagoni standen neun hochlehnige Stühle, keiner glich dem anderen. Als die Richter sich auf ihre Plätze begaben, stand sein Vater auf. Als Howard Colby sich an das Gericht wandte, war Raymond erstaunt gewesen, als er in der Stimme seines Vaters
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher