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Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen
Autoren: Phillip Margolin
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Messer ins Herz. Als der Rabbi sein Gebetbuch schloss und die Trauergäste langsam weggingen, blieb Betsy am Grab stehen.
    »Lasst sie ein paar Minuten mit ihm allein«, hörte Betsy ihre Mutter zu Ricks Eltern sagen. Ricks Vater drückte ihr den Schirm in die Hand.
    Der Friedhof erstreckte sich über sanfte Hügel. Die Grabsteine in der Nähe von Ricks Grab waren verwittert, aber die Gräber waren gepflegt. Im Sommer würde eine Eiche Schatten spenden. Betsy starrte auf Ricks Grabstein. Die sterblichen Überreste ihres Ehemannes waren nun von Erde bedeckt. Seine Seele war von ihm gegangen. Ob sie vielleicht zusammen eine Zukunft gehabt hätten, würde für immer ein Geheimnis bleiben. Diese Endgültigkeit machte ihr Angst.
    »Betsy.«
    Sie blickte auf. Samantha Reardon stand neben ihr. Sie trug einen schwarzen Regenmantel und einen breitkrempigen Hut, der ihr Gesicht verdeckte. Betsy sah sich nach Hilfe um. Die meisten der Trauergäste liefen schnell zu ihren Wagen, um aus dem Regen herauszukommen. Ihr Bruder ging neben dem Rabbi, Rita sprach mit zwei Freundinnen. Ricks Familie stand mit dem Rücken zum Grab eng beieinander.
    »Die Kautionsanhörung war für heute angesetzt.«
    »Die Beerdigung. Ich konnte doch nicht...«
    »Ich will keine Verzögerung, Betsy. Ich habe auf Sie gezählt, und Sie hintergehen mich. Ich war im Gericht, und Sie waren nicht da.«
    »Wegen Ricks Beerdigung.«
    »Ihr Mann ist tot, Betsy, aber Ihre Tochter lebt noch.«
    Betsy spürte, dass es sinnlos war, vernünftig mit Samantha reden zu wollen. Ihr Gesicht war völlig ausdruckslos. Ihre Augen waren wie tot.
    »Ich kann den Richter anrufen«, schlug Betsy vor. »Ja, das werde ich tun.«
    »Das wäre gut, Betsy. Ich war so verärgert, als ich erfuhr, dass die Anhörung verschoben wurde, dass ich vergessen habe, Kathy etwas zu essen zu geben.«
    »Bitte«, schluchzte Betsy.
    »Sie haben mich geärgert, Betsy. Wenn Sie mich ärgern, dann werde ich Kathy bestrafen. Eine Mahlzeit pro Tag, mehr bekommt sie nicht, bis Sie getan haben, was ich Ihnen gesagt habe. Sie bekommt gerade so viel zu trinken und zu essen, dass sie überlebt. Die gleiche Ration, die ich in Hunters Point bekommen habe. Kathy muss leiden, weil Sie nicht gehorchen. Jede Träne, die sie vergießt, vergießt sie wegen Ihnen. Ich werde mich bei Gericht erkundigen, und es ist besser, wenn man mir dann einen Termin für die Anhörung nennen kann.«
    Samantha Reardon ging. Betsy folgte ihr ein paar Schritte und blieb dann stehen.
    »Sie haben Ihren Schirm vergessen«, meldete sich Alan Page.
    Betsy drehte sich um und starrte ihn an. Der Schirm war ihr, während sie mit Samantha gesprochen hatte, aus der Hand gerutscht. Page hielt ihn über sie beide.
    »Wie halten Sie das nur durch?« fragte Page.
    Betsy schüttelte den Kopf. Sie wagte nicht zu sprechen.
    »Sie werden das überwinden. Sie sind stark, Betsy.«
    »Danke, Alan. Ich bin Ihnen für alles dankbar, was Sie für mich getan haben.«
    Sie dachte an die vergangenen Tage. Es war schwer, mit dem Schmerz fertig zu werden, wenn das Haus voller fremder Leute war. Die FBI-Agenten und die Polizei versuchten, so wenig wie möglich zu stören, aber es gab keine Möglichkeit, allein zu sein, außer in ihrem Schlafzimmer. Page war wunderbar gewesen. Er war mit der ersten Gruppe am Samstagabend gekommen und bis zum Morgengrauen geblieben. Am Sonntag kam er mit belegten Broten wieder. Diese einfache menschliche Geste hatte Betsy zum Weinen gebracht.
    »Gehen Sie nach Hause, Betsy. Aus diesem Regen hier heraus«, schlug Page vor.
    Sie verließen das Grab. Page hielt den Schirm über sie, während sie den Hügel hinauf zu Rita Cohen gingen.
    »Alan«, meinte Betsy und blieb plötzlich stehen, »können wir die Anhörung in der Sache Darius für morgen ansetzen?«
    Page war einigermaßen überrascht. »Ich kenne Richter Norwoods Terminkalender nicht, aber warum wollen Sie morgen vor Gericht gehen?«
    Betsy suchte nach einer vernünftigen Erklärung für ihre Bitte.
    »Ich halte es nicht aus, im Haus herumzusitzen. Ich glaube nicht, dass der Entführer anrufen wird, wenn er schon die ganze Zeit nicht angerufen hat. Wenn... Wenn das eine Entführung wegen Lösegeld ist, müssen wir dem Entführer die Möglichkeit geben, mit mir Kontakt aufzunehmen. Er wird wahrscheinlich annehmen, dass meine Telefone abgehört werden. Wenn ich bei Gericht bin, unter Menschen, versucht er vielleicht, an mich heranzukommen.«
    Page überlegte, wie er Betsy
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