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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1
Autoren: cross
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es ja bemerkt, aber nicht darüber nachgedacht, weil mein Arm pulsierte, und wenn mein Hals nicht aufhörte zu pochen, als wäre er ein pulsierendes Herz, dann würde ich vielleicht auch verstehen, warum der Himmel sich bewegte und die Sonne stillstand und der Boden eine solch glühende Hitze unter meinem Rücken ausstrahlte.
    Ich war rücklings auf den Boden gefallen, mit dem Gesicht nach oben.
    Beim Sturz löste sich die Peitsche aus meiner Hand. Ich hörte Dono wimmern und sah, wie er sich in die Sicherheit der Menge flüchtete.
    Das Gesicht des Drachenmeisters schwebte über mir. Zum ersten Mal bemerkte ich den schwachen Bart, der an seinem Kinn spross. Er hatte genau dieselbe Farbe wie seine Haut, ein mattes, braun durchsetztes Grün, wie schmutziger Salbei. Der Bart war geflochten, und am Ende hing ein großer, hölzerner Knebel. Er schwang hin und her, hin und her, ebenso grotesk wie ein Klumpen Schleim.
    Dono wimmerte wieder. – Nein! Ich war es, die wimmerte, denn Dono war längst verschwunden.
    »Wenn du das nächste Mal rennst, kleines Brut-Balg, dann sei darauf vorbereitet, die Peitsche zu benutzen!«, schnaubte der Drachenmeister verächtlich. Dann hob er meine Peitsche auf und verschwand ebenfalls.
    Eine Frau tauchte auf, mit Haaren wie ein Wasserfall aus Feuer. Sie stand über mir und betrachtete die Menge. Ihr Haar schien wie Flammen in einer Windbö zu züngeln.
    Sie warf den Kopf zurück und zeigte mir ihr Profil, die festen Brüste hochmütig herausgestreckt, die Hände auf die Hüften gestützt und die langen, üppigen Beine weit gespreizt. Trotz und Einladung strahlten von ihr aus.
    Das war kein gewöhnliches Wesen, oh nein. Es war eine Kreatur der Fleischeslust, eine hinreißende Silhouette von lüsternen Kurven und stolzer Haltung. Ich konnte kein Gesicht unter diesem feurigen Haar erkennen, weil die Sonne mir in die Augen schien. Aber ich war sicher, dass diese Frau von beeindruckender, beinahe erschreckender Schönheit sein musste.
    Sie wollte gejagt werden und forderte jeden heraus, sie zu fangen.
    War irgendein ein Mann ihrer würdig? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Würde sie jemand besitzen? Nein. Wie sollte man eine solch ungezähmte Sinnlichkeit erobern?
    Dann hockte sich die Gestalt neben mich und verdeckte die Sonne. Sie sprach.
    »Dumme Zarq. Dumme, alberne, kleine Göre!«
    Es war gar keine Kreatur aus einer Überwelt, sonder Waisi, meine Schwester, die fest entschlossen war, die Aufmerksamkeit jedes anwesenden Aristokraten zu erlangen, indem sie mich von der Straße der Geißelung trug. Sicher, ich hatte ihr vielleicht die Gelegenheit geraubt, alle damit zu beeindrucken, wie sie eine Peitsche schwang, aber sie würde ihre Aufmerksamkeit auch so erlangen.
    Als sie mich in ihre Arme hob, während ihr langes, rotblondes Haar über meine Wangen strich, stieß sie einen weiteren Schwall von Flüchen aus.
    Ich drehte meinen Kopf ein wenig und sah mit meinem vom Gift verschleierten Blick, dass sie tatsächlich die Aufmerksamkeit aller Männer um uns herum erregt hatte. Nicht nur ich in meinem berauschten Zustand konnte den heißen, würzigen Duft der Verführung riechen, den Waisi ausstrahlte. Oh nein. Jede andere Nase an der Straße zuckte, als ihr Duft sie erreichte, und die Augen sowohl der Frauen als auch der Männer ruhten, wenngleich nur für einen kurzen Moment, ausschließlich auf meiner Schwester.
    Dann war der Moment vorüber, und wir tauchten in der Menge unter. Waisi ließ mich ohne viel Federlesens zu Füßen meiner Mutter fallen. Mittlerweile hatten sich Eiterbläschen auf meiner Handfläche gebildet, dort, wo der Drachenmeister die von Gift bedeckte Peitsche gegen meine ungeschützte Haut gedrückt hatte.
    Mutter kauerte sich über mich und wischte wütend mit einem Lappen an dem Gift herum, während Dono kochend neben ihr stand.
    »Misstkerl! Ish hätte diesse Peitsse benutzt, die diesser Djimbi-Abshaum …«
    Mutter ohrfeigte ihn so hart, dass er mit dem Gesicht nach unten im Dreck landete. »Wage nicht, so über den Cinai Komikon zu reden!«
    Dono platzte vor Wut. Sie hätte ihn nicht schlagen dürfen; keine Frau schlug einen Mann, und wegen etwas, was er vor einigen Jahren getan hatte, wurde der neunjährige Dono als Mann angesehen. Aber er war zu weit gegangen, als er den Drachenmeister beschimpfte. Deshalb schluckte er diese Demütigung schweigend. Fast jedenfalls.
    Als Mutter sich wieder meiner Hand widmete, zischte er, die Lippen im Dreck:»Hure. Bist wie er.
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