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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1
Autoren: cross
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Dotterhirniger Djimbi-Abschaum!«
    »Du ahnungsloser kleiner Balg«, fuhr Mutter ihn an. »Wir besitzen mehr Weisheit als alle Ludu Din Din zusammen. Ihr seid nichts gegen uns. Nichts!«
    Wir. Sie hatte wir gesagt. Als wäre sie wie der Drachenmeister, geboren aus den Lenden der verachteten Dschungeleinwohner.
    Ich muss zusammengezuckt sein oder mich angespannt oder gar gekeucht haben. Mutter brach jedenfalls mitten in ihrer Tirade ab und sah mich an. Ein gehetzter, schmerzlicher Ausdruck flog über ihr Gesicht.
    Und in dem Moment erkannte ich sie als das, was sie war.
    Als hätte mich ein unsichtbarer Schleier vor dem Offensichtlichen bewahrt, ein Schleier, der mir durch Magie bei meiner Geburt vor die Augen gelegt worden war. Aber ihr Eingeständnis, das sie so vehement in meiner Anwesenheit ausgesprochen hatte, hatte diesen Schleier fortgerissen, und plötzlich sah ich unter der sonnengebräunten Haut meiner Mutter die braungrüne Pigmentierung eines Abweichlers, einer Perversen, einer Drachenhure. Eben einer Djimbi.
    Mein Herzschlag beschleunigte sich, und mein rasender Pulsschlag pumpte die letzten Tropfen Gift durch meine Adern.
    Ich wurde erneut ohnmächtig.

2
    A ls ich zu mir kam und meine Umgebung wahrnahm, war es dunkel. Es herrschte diese erstickende Finsternis, die das Re-Tal zu verschlingen scheint, sobald die Berge das Zwielicht verschlucken. Die feuchte Luft roch nach Dschungel, nach Humus, feuchtem Laub, süß duftenden Nachtblumen. Das Aroma der feuchten Pflanzen war vollkommen anders als der trockene Geruch der unter der Sonne glühenden Straße der Geißelung. Wir befanden uns am östlichen Rand von Brut Re, nicht weit vom Hof des Töpferclans. Jede Zunft bildet innerhalb einer Brutstätte einen eigenen Clan, der innerhalb der Mauern seines eigenes Hofs lebt. Wir Töpfer von Danku Re, dem Töpferclan von Brut Re, machten da keine Ausnahme.
    Ich kam langsam zu mir, belebt von den vertrauten Gerüchen des Dschungels. Dann erinnerte ich mich an das Eingeständnis meiner Mutter und die unvermittelte Enthüllung, die es mit sich gebracht hatte, und wimmerte.
    »Heho, Zarq, keine Angst, nur keine Angst. Wir sind fast zu Hause.«
    »Ich hatte einen bösen Traum.«
    »Es war nur ein Traum.«
    »Du hast gesagt, du wärst eine Djimbi.«
    Sie gab einen undefinierbaren Laut von sich und schob meine Beine hoch, mit denen ich mich an ihrer Taille festklammerte.
    »Mama?«, flüsterte ich. »Du bist doch keine Djimbi.«
    »Ich bin eine.« Sie spie die Worte aus, als wären es glühende Steine. »Deine Nabelgroßmutter, meine Mutter, ist eine Dschungelgeborene Djimbi. Sie wurde bei ihrer Gefangennahme vergewaltigt und mit ihrer Mutter als Sklavin zur Brutstätte Xxamer Zu gebracht. Kurz darauf kam ich zur Welt. Ich bin auch eine Djimbi.«
    »Meine Großmutter stammt aus dem Dschungel?«, fragte ich ungläubig. »Meine Großmutter aus Brut Xxamer Zu?«
    »Ja.«
    »Aber dann bist du nur eine Mischlings-Djimbi, ja?«
    »Wegen meiner Hautfarbe spielt es keine große Rolle, ob ich ein Mischling oder reinblütig bin. Außerdem spreche ich die Sprache, besitze gewisse Fähigkeiten der Djimbi. Ich bin eine Djimbi.«
    »Aber …«
    »Wir reden morgen früh weiter darüber«, schnitt sie mir brüsk das Wort ab. »Jetzt sei leise, heho. Leise.«
    Wir taten es nie. Darüber reden, meine ich, über ihr Djimbi-Blut und über meine Djimbi-Vorfahren. Bis zu ihrem Tod sprach sie nicht mehr über ihre Mutter, und selbst da nicht mit Worten.
    Und ich, zu beschämt durch das, was ich erfahren hatte, nämlich dass ich eine halbe Djimbi war, ich fand niemals den Mut, ihr Schweigen zu brechen.
     
    In dieser Nacht besuchte ich die Paarungskammern. Mutter trug mich den ganzen Weg. Nicht, weil ich nicht hätte laufen können, ohne ohnmächtig zu werden, sondern weil sie nicht wollte, dass ich jemanden im Frauenhaus weckte. Ich merkte an der feuchten, kühlen Luft, dass es sehr spät war, aber ich war zu müde, um Fragen zu stellen.
    In den Verschlägen der auf Pfählen gebauten Paarungshütte war es immer heiß und stickig, und es stank. Mutter legte mich in einem Verschlag auf die Matten und schob leise die Schiebetür zu, ohne sie zu verriegeln. Dann kehrte sie an meine Seite zurück. Ich döste wieder ein.
    Als ich wach wurde, beugte sich mein Vater über mich. In der Hand hielt er eine übel riechende Talgkerze. Er hockte auf seinen Hacken, und seine behaarten Schienbeine drückten gegen meinen Bauch, als er vorsichtig meine
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