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Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Titel: Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen
Autoren: Lydia Benecke
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vergewaltigen, übermächtig. Er verliert die Kontrolle über sich. In seinem späteren Geständnis sagt er: »Das war so nicht geplant, die Dinge sind schiefgelaufen.«
    Über das, was genau passiert, bevor Rodney sie brutal vergewaltigt, gibt es später abweichende Aussagen. Monique zufolge schlägt Rodney ihr irgendwann vor, sie solle zum Spaß für ein Foto ihr T-Shirt über den Kopf ziehen. Als sie dies tut, schlägt er sie mit einem großen Ast nieder. Rodney schildert diesen Teil der Geschichte etwas anders. Monique habe nicht nur zugestimmt, Nacktbilder von sich machen zu lassen. Sie habe auch freiwillig in sexuellen Posen mit ihm zusammen posiert. Dabei habe sie schließlich auch erlaubt, dass er sie fesselt. Doch dies sei ihr schnell unangenehm geworden und sie habe versucht, sich aus den Fesseln zu befreien. Daraufhin habe er sie bewusstlos gewürgt.
    Beide Schilderungen können wahr sein oder auch nicht. Rodney hätte einen Grund zu lügen, weil er möglicherweise versuchen will, Monique eine Teilschuld zuzuschieben. Er könnte damit den Eindruck erwecken wollen, dass seine Hemmschwelle gesunken sei, weil Monique freiwillig sehr viel mit sich machen ließ. Selbst wenn Rodneys Schilderung wahr sein sollte, so hat Monique natürlich trotzdem keine Schuld an dem, was er anschließend tut. Doch viele schwere Straftäter schieben die Schuld an ihren Taten zumindest teilweise auf das Verhalten ihrer Opfer. Dadurch fühlen sie sich besser, weil sie vor sich selbst und – falls sie überführt werden – auch gegenüber anderen ihre Taten irgendwie begründen können.
    Monique ihrerseits könnte sich dafür schämen, falls sie sich zunächst freiwillig von Rodney hat fesseln lassen. Vor allem Opfer von Sexualstraftaten geben sich manchmal selbst die ganze oder zumindest eine Teilschuld an dem, was die Täter ihnen antun. Es braucht oft viele Jahre Therapie, bis sie dieses unangebrachte Schuldgefühl nicht mehr empfinden. Sollte Monique ein solches Gefühl gehabt haben, könnte sie sich zu sehr geschämt haben, um in diesem Punkt die Wahrheit zu sagen. Somit hätten sowohl Rodney als auch Monique einen guten Grund, genau an dieser Stelle zu lügen.
    Welche der beiden Versionen stimmt, spielt für das, was ab einem gewissen Punkt in Rodneys Kopf passiert, aber auch keine große Rolle. Zu diesem Zeitpunkt hat er seine stärkste sexuelle Phantasie – Frauen gegen ihren Willen zu quälen und zu erniedrigen – seit Monaten nicht mehr ausleben können. Mit der nackten Monique völlig allein in der Wildnis zu sein, hat seine sexuelle Erregung aber immer mehr gesteigert. Irgendwann bricht die Kontrolle über sein stärkstes Verlangen zusammen. Als die Polizeibeamten ihn später fragen, warum er Monique brutal vergewaltigt hat, meint er das, was er antwortet, völlig ernst. Dennoch wird es kein normaler Mensch nachvollziehen können: »Du bist in einer unvernünftigen Situation. Dein Gehirn und du wissen einfach nicht, was zu tun ist … Du bist nicht vernünftig … Du denkst nicht nach … Ich vergewaltigte sie.«
    Rodney beißt Monique in die Brüste und den Schambereich. Dann vergewaltigt er sie vaginal und anal. Als sie vor Schmerzen schreit, fährt Rodney sie an, sie solle still sein, und knebelt sie mit ihrem T-Shirt. Irgendwann während der Vergewaltigungen beginnt er sie mit den Händen bewusstlos zu würgen. Nach einer Weile, als Rodney bereits von ihr abgelassen hat, kommt Monique wieder zu sich. Sie spürt, dass ihre Hand- und Fußgelenke gefesselt sind, und bleibt reglos. Neben sich hört sie ein Schluchzen. Als sie vorsichtig ein Auge öffnet, sieht sie Rodney neben sich liegen. Er weint.
    Ihr wird klar, dass sie nur überleben kann, wenn es ihr gelingt, Rodneys Sympathie zu gewinnen. Was sie dann tut, rettet ihr wahrscheinlich das Leben. Monique rollt sich ein Stück zu ihm herüber, berührt seinen Arm vorsichtig und fragt freundlich: »Bist du okay?« Er sagt nichts, tut aber auch sonst nichts. Dann bittet sie ihn in verzweifeltem Ton, niemandem zu erzählen, was passiert ist. Als er weiterhin schweigend neben ihr liegt, fragt sie ihn, ob er sie zu sich nach Hause mitnehmen könnte. Sie würde gerne mehr Zeit mit ihm verbringen. Obwohl Rodney nichts sagt, löst er nach einigen Minuten ihre Fesseln und gestattet ihr, sich anzuziehen. Gemeinsam kehren sie zu seinem Auto zurück und fahren durch die Berge in Richtung Stadt, ohne ein Wort zu sagen.
    Rodney fährt mit Monique nach Riverside und geht mit ihr
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