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Auf die Freundschaft!

Auf die Freundschaft!

Titel: Auf die Freundschaft!
Autoren: Annika Bühnemann
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Zuhörerinnen an, bevor ich weitersprach.
    „Dr. Wantisek hat mich ins Theater eingeladen. Morgen Abend, nur er und ich. Ich glaube, es ist eines dieser Wenn-du-da-zusagst-dann-weißt-du-ja-worauf-das-hinausläuft-Treffen, versteht ihr?“
    „Ich denke, er ist am Wochenende immer unterwegs. Hattest du das nicht mal erwähnt?“, fragte Maria.
    „Ja, das hat er zu mir mal gesagt. Scheint dieses Mal eine Ausnahme zu sein.“
    „Aber du kannst dich doch nicht mit deinem Chef treffen!“ Karin stöhnte auf.
    „Na, hör mal! Weißt du, wie lange ich keinen Sex mehr hatte?“
    „Er ist dein Chef!“
    „Lass sie doch“, schaltete sich Hannah ein. Hannah hatte nicht nur in Bezug auf Zigaretten eine sehr liberale Einstellung.
    „Klar, dass du mal wieder zu ihr stehst“, giftete Karin. „Habt ihr überhaupt keine Selbstachtung?“
    Es war sinnlos, sich mit ihr über Sex zu unterhalten, wenn man nicht verheiratet war oder, wie in meinem Fall, in Trennung lebte. Für sie gehörte unehelicher Sex verboten.
    „Selbstachtung hin oder her. Er sieht verdammt gut aus und er steht auf mich.“
    „Nur, weil er dir ab und zu ein Kompliment macht?“, fragte Maria.
    „Er macht mir nicht einfach Komplimente. Er zieht mich mit seinen Blicken aus, wenn ich nur den Raum betrete. Wenn niemand im Raum ist, flirtet er richtig mit mir. Nur wenn Ramona oder einer der Lehrer da ist, benimmt er sich wie ein normaler Chef. Ich weiß nicht, ob ich ihm zusagen sollte.“
    „Klar!“, rief Hannah.
    „Er ist ja nicht verheiratet oder in festen Händen, oder?“, fragte Maria.
    Ich schüttelte den Kopf. Seine Frau war vor ein paar Jahren bei einem Autounfall gestorben, hatte er mir erzählt.
    „Und du hast auch niemanden, und mit Ken ist Schluss?“
    „Genau so ist es.“
    „Nun, wo ist dann das Problem?“
    Karin schnaubte entrüstet. Hannah unterstützte Maria.
    „Ihr seid zwei erwachsene Menschen mit Bedürfnissen, ihr scheint euch zu verstehen, du fühlst dich nicht abgeneigt, mit ihm eine Affäre anzufangen, also tu es doch. Dir kann keiner vorschreiben, wie du dein Leben zu leben hast oder ob es moralisch ist, mit seinem Vorgesetzten zu poppen.“
    Karin fühlte sich sichtlich unwohl. Sie mochte diese drastischen Begriffe nicht.
    „Dir kann alles so lange egal sein, wie dein Job nicht drunter leidet“, fuhr Hannah fort. „Das einzige Problem, das ihr habt, entsteht doch erst, wenn sich einer in den anderen verliebt. Liebe macht immer alles kompliziert.“
    Den letzten Satz sagte sie mit Nachdruck.
    „Und was ist, wenn Mike es erfährt?“, fragte Karin.
    „Was ist schlimm daran?“ Hannah sah mich fragend an.
    „Er darf es auf keinen Fall wissen!“, rief ich eine Spur zu laut. Eine lange erschreckende Sekunde stellte ich mir vor, dass Mike sehen würde, wie seine Mutter mit seinem Direktor im Bett landete. Mikes Ansicht nach waren Eltern geschlechtslose Wesen, die arbeiteten und das Haus putzten. Was war ich außerdem für eine Mutter, die sich auf ihren Chef einließ und nicht einmal ernste Absichten dabei hatte?
    „Mike wollte bei seinem Kumpel übernachten. Ich werde ihm einfach sagen, dass ich bei euch bin.“
    „Das klingt doch gut. Du musst dich ja jetzt noch nicht festlegen, wie weit du gehen willst“, sagte Maria. „Und wenn es sich ergibt, dann hast du seit langem mal wieder Sex.“
    „Ich weiß, ich stehe mit meiner Meinung allein auf weiter Flur“, begann Karin, „aber du musst dir im Klaren sein, dass er dein Chef bleibt. Du kannst ihm nicht einfach aus dem Weg gehen, wenn sich die Affäre in eine Richtung entwickelt, die du nicht willst.“
    „Papperlapapp“, unterbrach sie Hannah. „Wenn er mehr will und du nicht, sagst du ihm das klipp und klar. Wenn er damit nicht umgehen kann, findet ihr schon eine Lösung. Entweder guckst du dich dann woanders um, oder er hat genug Selbstwertgefühl, um professionell zu sein und darüber zu stehen.“
    Karin zuckte mit den Schultern und murmelte etwas Unverständliches, das vage wie „…nicht meine Vorstellung einer Beziehung“ klang. Hannah sprang – wie immer – sofort darauf an.
    „Hat ja nicht jeder das Bedürfnis, sich selbst aufzugeben“, spöttelte sie. Wenn ich die beiden nicht schon seit Kindestagen gekannt hätte, hätte ich es als Beleidigung gedeutet. Aber gerade Hannah stichelte am liebsten die Menschen, die ihr besonders nahe standen.
    „Traurig“, antwortete Karin überheblich. „Du weißt nicht, was dir entgeht.“
    „Du weißt, dass
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