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Auf die Freundschaft!

Auf die Freundschaft!

Titel: Auf die Freundschaft!
Autoren: Annika Bühnemann
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Wantisek erwartet Sie bereits, gehen Sie bitte einfach durch diese Tür dort.“
    Die Sekretärin deutete auf eine Zwischentür rechts von mir. Ich klopfte erneut, und eine Stimme rief: „Herein!“. Ich folgte der Aufforderung.
    Das Büro des Schulleiters war vollgepackt mit Bücherregalen. Es wirkte dadurch düster, denn es gab nur ein Fenster, vor dem der Schreibtisch stand. Ein Mann saß dahinter und blickte auf, als ich eintrat. Er war älter als ich. Seine Schläfen wurden bereits grau und ein paar Falten zierten sein Gesicht, aber mir fielen sofort seine lachenden Augen und die weißen Zähne auf. Er sah ehrlich gesagt sogar ziemlich gut aus. Bestimmt war er früher Sportlehrer gewesen.
    „Frau Robinson, schön, Sie kennenzulernen! Mein Name ist Dr. Lutz Wantisek.“
    Er stand auf und streckte mir die Hand entgegen.
    „Sehr erfreut. Danke für die Einladung.“
    Ich schüttelte seine Hand. Er hatte einen äußerst festen Händedruck, den ich erwiderte. Dr. Wantisek bedeutete mir, mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch zu setzen, während er sich wieder hinter seinen Schreibtisch setzte. Als ich meine Beine übereinanderschlug, bemerkte ich seinen interessierten Blick auf meinen Waden. Vielleicht war es keine schlechte Entscheidung gewesen, einen Rock anzuziehen statt einer Hose.
    „Sie haben sich also bei uns als Sekretärin beworben“, begann der Direktor nun ein Gespräch und besah sich eine Mappe, die auf seinem Schreibtisch lag. Ich erkannte meine Bewerbungsunterlagen.
    „Ja, die Stelle klingt sehr interessant und ich suche nach einer neuen Herausforderung“, erklärte ich. Stundenlang hatte ich meinen Text vor dem heimischen Spiegel geübt, aber ich konnte mich nicht mehr erinnern, wie es weiterging. Dr. Wantisek blickte auf und lächelte. Es war nicht einfach ein aufmunterndes Lächeln, es war anzüglich. Wollte er etwa mit mir flirten?
    „Haben Sie denn schon einmal als Sekretärin gearbeitet?“, fragte er und starrte mir erneut auf die Beine.
    „Ja, ich habe in den USA gelebt und dort halbtags als Sekretärin gearbeitet.“
    „Sind Sie verheiratet?“
    Ich war perplex.
    „Ich lebe in Trennung.“
    Ich dachte, diese persönlichen Fragen waren im Vorstellungsgespräch nicht erlaubt.
    „Das tut mir leid. Ihr Exmann muss ein ziemlicher Idiot sein, wenn er Sie gehen lässt.“
    „Ähm…danke.“
    Er lächelte wieder und klappte meine Bewerbungsunterlagen zu.
    „Sie sind als Sekretärin unserer Schule an die Schulferien gebunden, was Ihren Urlaub angeht. Sie sind zusammen mit Frau Lohme für den alltäglichen Ablauf verantwortlich und sorgen für die administrative Verwaltung, die ich nicht übernehmen kann. Frau Lohme haben Sie ja bereits kennengelernt. Da dies eine Ganztagsschule ist, haben Sie die Möglichkeit, in unserer Kantine ein Mittagessen einzunehmen. Frau Lohme erklärt Ihnen gerne die Details.“
    „Heißt das, Sie wollen mich haben?“, fragte ich überrascht. So schnell hatte ich nicht mit einer Zusage gerechnet. Ich hatte doch noch gar nichts über meine Stärken erzählt oder über meine alte Anstellung gesprochen.
    „Sie sagen es.“ Er grinste in sich hinein und ließ seinen Blick von meinen Beinen über meinen Körper bis hin zu meinen Augen wandern.
    „Wenn Sie wollen, können Sie ab nächster Woche anfangen. Wir treffen uns eine Woche vor dem neuen Schuljahresbeginn mit dem Kollegium. Die Ferien sind ja äußerst spät zu Ende in diesem Jahr.“
    Überrumpelt stand ich auf und schüttelte Dr. Wantisek die Hand.
    „Vielen Dank, Dr. Wantisek. Sie wissen gar nicht, wie sehr Sie mir damit helfen, ein neues Leben zu beginnen.“
    „Ich helfe Ihnen dabei sehr gerne, wenn Sie mögen“, antwortete er und stand auf.
    „Frau Lohme zeigt Ihnen die Schule und beantwortet Ihnen auch alle aufkommenden Fragen. Und wenn doch noch Fragen unbeantwortet bleiben, rufen Sie mich einfach an.“
    „Danke.“
    „Das meine ich ernst. Rufen Sie mich an.“
    Er sah mich eindringlich an, und in meinem Bauch hüpfte etwas auf und ab. Ich hatte schon lange nicht mehr geflirtet, und leider fiel mir gerade auch keine geistreiche Erwiderung ein.
    „Wir werden sehen“, stammelte ich nur perplex und verabschiedete mich sogleich. Dr. Wantisek lächelte zufrieden, wünschte mir einen weiterhin angenehmen Tag und geleitete mich zurück ins Sekretariat. Dann ging er zurück in sein Büro und schloss die Tür.
    Ich wandte mich an Frau Lohme, die mich schon erwartungsfroh ansah.
    „Und?“
    „Er
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