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Auf die Freundschaft!

Auf die Freundschaft!

Titel: Auf die Freundschaft!
Autoren: Annika Bühnemann
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ich in seinen Audi steigen konnte. Ich bedankte mich. Mir wurde warm. Sicherlich war ich rot angelaufen. Doch mein Begleiter sprach mich nicht darauf an, sondern startete den Motor und lenkte den Wagen durch die Straßen.
    „Kennen Sie das Stück?“, fragte Dr. Wantisek mich.
    „Ehrlich gesagt, nein. Ich weiß nicht einmal, worum es geht.“
    „Es ist wirklich eine lustige Geschichte. Also, es geht um diesen Jungen namens Anton.“
     
    Als Frau konnte ich mich glücklicherweise auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren: Während er mir das Stück erklärte, fragte ich mich, was ich von diesem Abend erwartete. Erwartete ich einfach eine unterhaltsame Vorstellung im Theater mit meinem Chef als Begleiter oder doch einen anregenden Abend mit einem Mann, den ich mit nach Hause nehmen wollte? Ich musterte Dr. Wantisek.
    Er sah trotz – oder gerade wegen – der grauen Schläfen verdammt gut aus. Wenn er lächelte, bildeten sich tiefe Falten um seine Augen. Das fand ich unheimlich attraktiv. Außerdem war er gut in Form. Ich vermutete, dass er regelmäßig Sport trieb. Gleich bei unserem ersten Treffen vor ein paar Wochen war mir sein faszinierendes Lächeln aufgefallen. Er hatte tolle Zähne, die mir keck entgegenstrahlten, wenn er mich sah. Bei seinem Anblick musste ich an eine ältere Ausgabe von Gerard Butler denken. Dieser Blick konnte Steine schmelzen lassen.
    Außerdem war er ein Mann mit Niveau und Ansprüchen. Ich konnte ihn mir nicht in Jogginghose und Unterhemd vorstellen. Im Gegenteil, ich war mir sicher, dass Dr. Wantisek sogar mit Krawatte schlief und duschte.
    Er hatte ein moschusartiges Parfum aufgelegt, das den ganzen Wagen erfüllte. Er lächelte mich an, und ich sah, wie seine Augen verschmitzt auf meine Oberschenkel schielten. Er war halt ein Mann. Ehrlich gesagt fühlte ich mich geschmeichelt.
     
    Das Theaterstück begann pünktlich um acht Uhr. Ich amüsierte mich so gut, dass ich fast enttäuscht war, als das Stück zur Pause unterbrochen wurde. Es war lange her, dass ich bei einem Theaterstück so gelacht hatte.
    In der Pause spendierte Dr. Wantisek mir ein Glas Sekt, und wir stießen an.
    „Auf einen wunderbaren Abend“, sagte ich.
    „Und eine wunderbare Frau.“
    „Sie sind ja ein Schmeichler.“
    „Ein Schmeichler würde Ihnen wohl ein Lied singen oder ein Gedicht schreiben“, meinte er daraufhin, und wir unterhielten uns über Musik. Ich stellte fest, dass wir beide ein Faible für Klassik und Barock hatten. Er spielte Klavier, und ich hatte in meinen Jugendtagen Gesangsunterricht genommen.
    Dr. Wantisek erzählte mir gerade eine Anekdote über die bekannte Opernsängerin Erna Berger, da unterbrach uns ein Gong, der den zweiten Teil des Stückes ankündigte. Ich war ein wenig traurig, die Unterhaltung nicht fortführen zu können, aber wir begaben uns wieder auf unsere Plätze und genossen die Fortsetzung der Geschichte. Einmal stieß Dr. Wantisek mit seinem Knie sachte an meines. Das ließ sich als Annäherungsversuch deuten oder als Versehen. Mein Knie kribbelte an der Stelle, wo er mich berührt hatte und ich sog unwillkürlich die Luft ein, aber Dr. Wantisek blickte auf die Bühne. Vielleicht war es doch ein Versehen. Doch nur wenige Augenblicke später spürte ich seine Hand auf meinem Knie. Das war volle Absicht.
    „Das Stück ist klasse, oder?“, flüsterte Dr. Wantisek und ich nickte zustimmend. Er fügte hinzu: „Fast so klasse wie die Tatsache, dass ich es mit Ihnen ansehen darf.“
    Ich meinte, einen Funken Lust in seinen Augen zu sehen. Er dachte also das gleiche wie ich: Wir würden uns selbst heute Abend unsere ganz eigene Vorstellung darbieten. Glücklicherweise hatte ich mich doch dazu entschlossen, farblich abgestimmte Unterwäsche anzuziehen und dafür auf Gemütlichkeit verzichtet. Blitzschnell analysierte ich meine Situation:
    Ich war eine 42-jährige Frau mit einem jugendlichen Sohn, einer zerrütteten Ehe und einem nicht existierenden Sexleben. Ich war dabei, mich neu zu orientieren und meinen Bedürfnissen nachzugehen. Viel zu lange hatte meine Libido in einem dunklen Verlies eingeschlossen gelebt. Es war Zeit, sie zu befreien und ihr ein wenig Spaß zu gönnen. Ich setzte daher einen Schlafzimmerblick auf und hauchte zurück:
    „Vielleicht kriegen Sie heute ja noch mehr zu sehen.“
    Ich hoffte, dass es genau so verführerisch klang wie ich es mir vorstellte, denn ich war aus der Übung. Aber Dr. Wantiseks hingerissene Blicke sprachen für sich. Noch
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