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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art
Autoren: Leena Lehtolainen
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drang die Stimme von Pertsa Ström aus dem Funkgerät.
    »Weiß jemand, wo diese verfluchte Kallio steckt?«
    Ich schnappte mir das Mikrofon, stellte das Tonbandgerät an und spielte Pertsa die entscheidenden Stellen vor. Er hörte sie sich leise fluchend an, und ich fragte mich, wo mein Triumphgefühl blieb.
    »Hellström wäre als Nächster dran gewesen, nachdem ich Hänninen laufen lassen musste«, blaffte Pertsa schließlich. »Zum Donnerwetter, Kallio, du hättest mich mitnehmen sollen! Ohne Verstärkung nimmt man keine Verhaftungen vor, so viel solltest du auf der Polizeischule wenigstens gelernt haben!«
    Wir wurden von einer Durchsage unterbrochen: Der BMW des Arztes war soeben auf die äußere Umgehungsstraße eingebogen und fuhr Richtung Osten. Pertsa war gerade auf dem Westring bei der Abfahrt Espoo-Zentrum. Er teilte mit, er werde Hellström entgegenfahren, und fügte hinzu:
    »Maria, es wird dich sicher interessieren, dass die Schwester von der Mäenpää das Bewusstsein wiedererlangt hat. Wir können sie heute Abend noch vernehmen.«
    Ich lehnte mich zurück und schluckte die aufsteigenden Tränen herunter, erleichtert, dass außer mir noch jemand Hellströms Klauen entronnen war. Wir fuhren weiter Richtung Kauklahti und waren gerade auf die Umgehungsstraße eingebogen, als sich Pertsa wieder meldete, diesmal in heller Aufregung.
    »Objekt von zwo gesichtet, einen Kilometer südlich von Kauklahti. Wir haben die Verfolgung aufgenommen. Achtung, alle Einheiten nach Kauklahti!«
    Es rauschte und knackte, dann brach die Verbindung ab. Vor uns sahen wir eine aus zwei Streifenwagen und einem Nagelteppich errichtete Straßensperre – irgendwer hatte fix reagiert. Mit heulenden Sirenen schlängelten wir uns durch den stehenden Verkehr. Ich versuchte, unter den Polizisten, die wartend in ihren Autos saßen, Pertsa zu entdecken. Plötzlich hörte ich seine Stimme durchs Megaphon:
    »Achtung, er kommt!«
    Polizeikellen und Waffen wurden gezückt, und drei Megaphone bellten Stoppbefehle, als der weiße BMW in rasender Geschwindigkeit über die Hügelkuppe schoss, mindestens zwei Streifenwagen hinter sich. Von da an ging alles ganz schnell. Der BMW verlangsamte seine Fahrt nicht. Als Hellström den Nagelteppich bemerkte, riss er das Steuer herum und hielt direkt auf den Wald zu. Er hatte mindestens hundertfünfzig Sachen drauf, der Wagen pflügte zwanzig Meter Gestrüpp um, bevor er gegen eine Felswand knallte.
    Jede Hilfe kam zu spät. Der BMW war um die Hälfte kürzer; wie viel von Hellström übrig war, wollte ich erst gar nicht wissen.

Sechzehn
Maria Marple
    Sonnenlicht fiel durch die dicht belaubten, schwer herunterhängenden Zweige der Birken auf dem alten Friedhof. Die Schatten der Bäume auf dem Sandweg veränderten ihre Gestalt, sooft ein Windstoß durch die Zweige fuhr. Licht und Schatten wechselten, das rötliche Fell des Eichhörnchens, das von einem Grabstein zum anderen hüpfte, färbte sich dunkel, wenn es aus der Sonne in den Schatten sprang.
    Wir suchten Sannas Grab. Antti, der damals an der Beerdigung teilgenommen hatte, glaubte den Stein wieder zu erkennen, wenn er ihn sähe. Im Vorbeigehen betrachtete ich die verblichenen Buchstaben auf den Grabsteinen, entdeckte hier und da einen bekannten Namen. Ich setzte mich auf eine rostige Bank und ließ Antti allein weitersuchen.
    Die letzten Tage waren die reine Hölle gewesen. Sobald Hellströms Überreste geborgen waren, hatte mich Pertsa einem scharfen Verhör unterzogen. Er hatte mich in sein Auto bugsiert und nach Nihtisilta gebracht, wo ich ihm fünfmal nacheinander erzählen musste, was passiert war. Dann hatte er gedroht, mich in die Zelle zu stecken, in der bis vor einigen Stunden Kimmo gesessen hatte.
    »Ich könnte dich zigmal belangen, Kallio, unter anderem wegen Beweisunterdrückung, Unterschlagung eines Abschiedsbriefes, Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Zu schade, dass man dich nicht wegen Gefährdung deines eigenen Lebens anklagen kann. Warum lässt du die Polizei nicht ihre Arbeit tun? Du warst immer schon verdammt ungeduldig; wenn du noch zwei Tage gewartet hättest, wären wir dem Medizinmann auch auf die Spur gekommen.«
    »Wenn ich eine mickrige halbe Stunde gewartet hätte, wäre Marja Laaksonen jetzt tot.«
    »Vielleicht hätte sie sich erst gar nichts angetan, wenn du sie nicht so beunruhigt hättest. Und ohne dich wäre der verdammte Gynäkologe auch noch am Leben.«
    »Dann zeig mich doch gleich wegen Mordes an,
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