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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art
Autoren: Leena Lehtolainen
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sich in meinen Haaren fest.
    »Das Geschwätz von zwei hysterischen Weibern gegen das Wort eines angesehenen Arztes – was glaubst du wohl, was mehr wiegt? Wie unglaublich dumm von dir, hier aufzutauchen und mir zu verraten, wie viel du weißt! Du bist genauso blöd wie Armi. Sie hat mich nicht direkt erpresst, nur gefragt, ob ich selbst zur Polizei gehe oder ob sie es tun muss. Bis zu dem Morgen hatte ich keine Ahnung, dass sie über Sanna Bescheid wusste. Ich dachte, es ginge nur um Marjas Unfall. Da hätte mir keiner was nachweisen können. Aber mein Verhältnis mit Sanna, das war etwas anderes. Armi hatte Sannas vorletztes Tagebuch in ihren Besitz gebracht, sie hatte es Kimmo geklaut und natürlich gelesen. Weißt du, was Sanna immer gesagt hat? Armi bringt nichts als Ärger. Damit hatte sie verdammt Recht!«
    Hellström versuchte zu lachen, aber ich sah ihm an den Augen an, dass er mich gleich attackieren würde. Ich stand vorsichtig auf und machte mich bereit, loszupreschen, was die Beine hergaben. Aber er setzte mir schon nach, als ich gerade erst bis zur Küchentür gekommen war. Hellström war zwanzig Zentimeter größer und sicher dreißig Kilo schwerer als ich. Als er zum Sprung ansetzte, warf ich mich zur Seite, und er stürzte krachend zu Boden. Er rappelte sich hoch, aber ich war schneller und besser in Form. Außerdem hatte Hellström keine Vorstellung davon, wie stark ich trotz meiner geringen Körpergröße war. Er verfolgte mich durch die große Diele im Obergeschoss und trieb mich ins Bibliothekszimmer. Als er versuchte, mich am Bein zu packen und zu Fall zu bringen, trat ich ihm mit voller Wucht gegen das Kinn. Sein Kiefer brach mit einem entsetzlichen Geräusch, trotzdem bemühte er sich unbeirrt, mein Bein zu ergreifen. Ich schlug ihm die Brille von der Nase und wollte zur Haustür laufen, doch da erwischte er mich am Knöchel, hängte sich mit seinem ganzen Gewicht an mich und versuchte mich ins Straucheln zu bringen.
    Ich trat wild um mich, doch es gelang mir nicht, mich aus seinem Griff zu befreien. Da packte mich plötzlich eine neue, kalte Wut. Es ging nicht nur um mich; auch um Armis, Sannas und Mallus willen musste ich den Kampf gewinnen. Ich bückte mich und biss in die Hand, die mich festhielt. Da ließ Hellström los.
    Ich sah mich um und suchte nach einer passenden Waffe, mit der ich ihn k. o. schlagen konnte. Auf dem Regal stand eine Bronzestatue, die mir geeignet schien. Hellström, der meine Absicht erriet, versuchte mir zuvorzukommen. Da trat ich ihm in den Magen und setzte gleich noch einen Faustschlag nach, der das bereits lädierte Kinn traf. Die Statue brauchte ich gar nicht mehr, denn mein rechter Haken tat seine Wirkung: Hellström lag reglos auf dem purpurroten Teppich vor dem Regal.
    Mit dem Verbindungskabel der Stereoanlage fesselte ich ihm die Hände auf dem Rücken und rief die Polizei an. Hellström atmete gleichmäßig; es würde nicht lange dauern, bis er wieder zu Bewusstsein kam. Der Dienst habende Beamte versprach, einen Streifenwagen zu schicken und Pertsa zu informieren.
    Hellström würde kaum im Obergeschoss aus dem Fenster springen, also hob ich meinen Rucksack auf, zog den Schlüssel ab, der von innen an der Tür des Bibliothekszimmers steckte, schloss Hellström ein und lief ins Erdgeschoss, um ein dickeres Seil und eine behelfsmäßige Waffe zu suchen.
    Gerade hatte ich in einer Küchenschublade ein Furcht erregendes Brotmesser entdeckt, als im Flur ein Poltern zu hören war. Hellström hatte sich befreit! Verdammt, natürlich hatte ich vergessen, seine Taschen zu durchsuchen, in denen wahrscheinlich Zweitschlüssel steckten. Blut tropfte ihm vom Kinn, doch er rannte blindlings aus dem Haus und knallte mir die Tür ins Gesicht. Obwohl er nur zehn Meter Vorsprung hatte, holte ich ihn erst ein, als er die Autotür zuschlug. Er raste über den Hof auf die Straße und zögerte nur kurz, als er den herannahenden Streifenwagen bemerkte. Dessen Fahrer brauchte etwas länger, um die Situation zu begreifen. Er stellte sogar den Motor ab, startete aber schleunigst wieder, als ich mich auf den Rücksitz warf und schrie, er solle die Verfolgung aufnehmen.
    Es war anzunehmen, dass Hellström über den Westring in Richtung Hankoo zu entkommen versuchte, denn die Umgehungsstraßen und die Helsinkier Innenstadt waren um diese Zeit verstopft. Der Streifenwagen gab Beschreibung und Kennzeichen von Hellströms BMW an alle Streifen im Großraum Helsinki durch.
    Plötzlich
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