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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Hodder
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hervor. »Was ist hier passiert, zum Henker?«
    Burton hob sein Gewehr auf, hievte es sich mit dem Kolben voraus über die Schulter und trat aus dem Unterholz hervor.
    Der Polizist drehte sich um und sah ihm ins Gesicht.
    Burton zögerte. Die jungen, kantigen Züge mit den geweiteten Augen gehörten William Trounce.
    »Wer zum Teufel   …«, setzte der Constable an.
    Burton rammte den Gewehrkolben gegen die Stirn des jungen Mannes. Trounce’ Helm wirbelte davon. Der Constable stöhnte auf und brach zusammen. Der Agent des Königs beugte sich über ihn und überprüfte, ob er noch atmete. Dem war so.
    Schreie und Pfiffe hallten durch die Luft.
    Burton richtete sich auf und kehrte zu dem Koffer und zur Schmuckkassette zurück. Er brachte beides zu der Stelle, wo Oxford seinen Zeitreiseanzug aufgehängt hatte, ergriff das saubere, makellose Material und stopfte es in den Koffer zu der älteren, versengten Version davon. Mit leichten Schwierigkeiten gelang es ihm, auch den Helm und die Stiefel hineinzuzwängen.
    Er zog seine Jacke aus und wickelte das Gewehr darin ein, dann hob er alles auf und bahnte sich zwischen den Bäumen hindurch den Weg zur hohen Mauer hinter dem Dickicht. Er ging den Rand des Parks entlang, bis er zu einem Baumstumpf unmittelbar neben dem Mauerwerk gelangte, stieg darauf, fasste nach oben und legte das Gewehr und die Schmuckkassette auf der Oberkante der Mauer ab. Dann schlang er den Arm durch die Griffe des nunmehr bauchigen Koffers, zog sich hoch, schwang sich auf die andere Seite und ließ sich zu Boden hinab. Seine Rippen litten unter den Strapazen, und einen Moment lang fürchtete er, die Besinnung zu verlieren. Er lehnte sich an das Mauerwerk.
    »Sangappa«, ertönte eine Stimme.
    Der Entdecker schaute auf und erblickte einen Straßenkehrer, der in der Nähe auf dem Gehweg stand.
    »Wie bitte?«
    »Sangappa«, wiederholte der Mann. »Das ist der beste Weichmacher für Leder, den man für Geld bekommt. Wird aus Indien hergeschickt. Schwierig aufzutreiben und ein wenig teuer, aber jeden Penny wert. Es gibt nichts Besseres. Sangappa. Würde Ihrem überfüllten Koffer sehr guttun, glauben Sie mir.«
    Burton benutzte den Ärmel, um sich Schweißperlen von der Stirn zu wischen.
    Der Straßenkehrer stützte sich auf seinen Besen und fragte: »Geht es Ihnen gut?«
    »Ja«, antwortete Burton. »Aber ich habe einen schlechten Tag.«
    »Sieht ganz so aus. Keine Sorge, morgen schaut die Welt schon wieder ganz anders aus!«
    Plötzlich setzte der Mann eine verwirrte Miene auf. Er kratzte sich am Kopf.
    »Komisch   – ich kann mich nicht mehr an heute Morgen erinnern. Ich drehe wohl allmählich durch.« Er hob seinen Besen an und trat vom Gehweg auf die Straße. Mit nachdenklicher Miene begann er, Pferdedung in den Rinnstein zu kehren.
    Burton schluckte und leckte sich über die Lippen. Er brauchte etwas zu trinken, fühlte sich merkwürdig und desorientiert. Er war nicht sicher, wo er sich befand, was er hier tat, weshalb er es tat.
    Rasch holte er das Gewehr und die Juwelen und setzte dazu an, weiterzugehen.
    »He!«, rief ihm der Mann hinterher. »Nicht vergessen. Sangappa. Sie bekommen es in Jamborys Eisenwarenhandlung an der Ecke der Halfmoon Street.« Er zeigte in die Richtung. »Da lang. Sagen Sie dem alten Jambory, dass Carter, der Straßenkehrer, Sie geschickt hat.«
    Burton nickte und humpelte weiter. Er versuchte, zusammenzusetzen, was sich gerade zugetragen hatte, doch in seinem Verstand herrschte Chaos.
    Der Agent des Königs überquerte die Straße, passierte Jamborys Eisenwarenhandlung, lief weiter und betrat die Berkeley Street, wo er einen betagten Mann aus einem Fenster im Erdgeschoss spähen sah. Burton blieb stehen und betrachtete das weißbärtige, zernarbte Gesicht, die scharf geschnittenen Wangenknochen, die dunklen, gequälten Augen.
    Der Mann erwiderte seinen Blick.
    Der Mann bewegte sich, wenn er es tat.
    Was? Nein! Das ist nicht möglich! Das bin ich! Mein Spiegelbild. Aber wieso? Wie kann ich alt sein? Ich bin erst neunzehn!
    Er blickte auf seine Hände. Sie waren braun, runzlig und verwittert. Keinesfalls die Hände eines jungen Mannes.
    Was ist passiert? Wie kann das sein?
    Er stolperte weiter und gelangte über den Berkeley Square in die Davies Street, dann in die Oxford Street, wo reger Verkehr pferdebetriebener Fahrzeuge herrschte. Nur pferdebetriebener Fahrzeuge, keiner anderen. Das überraschte ihn. Er hatte keine Ahnung, weshalb.
    Was habe ich denn zu sehen
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