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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger
Autoren: Stefan Wolf
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nicht Eier zur Welt, sondern lebende Junge.«
    Sie sahen Kobras, grüne und schwarze Mambas,Texasklapperschlangen, Kettenvipern und vieles mehr.
    Fräulein Obermüller erklärte den Unterschied zwischen Vipern und Nattern. Sie erzählte, dass Nattern Nervengiftverspritzen, Vipern aber Blutgift. Wobei der Biss größerer Vipern so schmerzhaft ist, dass schon der Schock töten kann.
    Gaby, die für ein Mädchen nicht gerade ängstlich ist, schnatterte mit den Zähnen. Unwillkürlich lehnte sie sich an Tarzan, als suche sie Schutz.
    Die Berührung durchströmte ihn wie eine heiße Woge. Vorsichtig legte er den Arm um ihre Schultern.
    »Keine Angst. Sie sind ja hinter Glas. Außerdem träge, weil sie gefressen haben.«
    »Ich stelle mir nur vor, wie das wäre, wenn ich im Wald einer Viper begegne«, schnatterte Gaby und kuschelte sich an Tarzans Schulter.
    Er roch den feinen Duft, der aus ihrem goldblonden Haar aufstieg. Ihm wurde ganz taumelig und feierlich zu Mute. Aber dann sah er Klößchens grinsendes Mondgesicht; und selbst Karl blinzelte amüsiert hinter seiner Nickelbrille.
    Am liebsten hätte Tarzan die beiden geohrfeigt. Stattdessen nahm er den Arm von Gabys Schultern, aber behutsam, nicht zu plötzlich; denn eigentlich pfiff er darauf, was die anderen dachten.
    »Die gehört zu meinen großartigsten Exemplaren«, sagte Fräulein Obermüller und wies auf ein Terrarium.
    Der Besucher, den Tarzan vorhin im Hintergrund bemerkt hatte, stand immer noch davor, als könnte er sich von dem Anblick nicht losreißen.
    Es war ein etwa 17-jähriger Junge. Tarzan hatte ihn von der Seite gesehen, aber jetzt drehte er den andern den Rücken zu. Sein breiter Nacken war mit Pusteln übersät. Er steckte in schmutzigen Cordhosen und einer Natojacke, wirkte verlottert und hielt es offenbar für überflüssig, seine fettigen Haare mit einem Kamm zu beunruhigen. Er war größer als Tarzan und klotzig gebaut.
    Seine Hose schien nach vergammeltem Fleisch oder Pansen zu riechen.
    Jörgi jedenfalls, die kleine Mischlingshündin, beschnupperte ausgiebig seine Waden.
    Mochte der Himmel wissen, warum das dem Pickligen missfiel.
    Er reagierte abscheulich: »Hau ab, du Mistköter!«, tönte eine kratzige Stimme.
    Gleichzeitig trat er dem kleinen Hund in die Rippen.
    Jörgi jaulte auf. Der Tritt war so wuchtig, dass sie durch die Luft geschleudert wurde und gegen ein Terrarium mit Schildkröten prallte. Sie fiel auf den Rücken, dann auf die Beine. Fiepend floh sie zu ihrem Körbchen.
    Der Picklige wusste nicht, wie ihm geschah, als er herumgerissen wurde.
    »Nicht Mistköter, sondern Mistkerl!«, schrie Tarzan ihn an. »Bist du übergeschnappt? Den kleinen Hund zu treten, ist eine Rohheit. Mach das nochmal und du kannst wählen: Entweder ich stopfe dich zu den Giftschlangen hinein, oder du kriegst ein paar hinter die Ohren, dass du für alle Zeiten ein Hörgerät brauchst.«
    Tarzan kochte. Er starrte in ein breites Gesicht, in dem die Haut blühte. Aber Pusteln und Pickel sind nichts, was das Auge erfreut. Auf der Oberlippe spross ein albernes Bärtchen. Dadurch wurde das düstere Gesicht noch düsterer. Der Bursche hatte schiefe Zähne und ein schweres Kinn.
    »Was sagst du?« Seine Stimme kratzte, als hätte er schon Tausende von Zigaretten geraucht. »Wer stopft hier wen zu den Giftschlangen rein?«
    »Es ist unerhört, meinen Hund zu treten«, mischte sich Fräulein Obermüller ein. »Gehen Sie raus! Verlassen Sie augenblicklich meinen Zoo! Ich will Sie hier nicht wieder sehen.«
    Der Picklige grinste. Man sah ihm an, was er hinter seiner niedrigen Stirn dachte: Nur keinen Streit vermeiden.
    »Sie spinnen wohl, Fräulein!«, fuhr er sie an. »Ich habe bezahlt, aber erst die Hälfte gesehen. Ich bleibe, solange ich will. Und bis ich alles gesehen habe. Klar?«
    »Ich mache von meinem Hausrecht Gebrauch! Gehen Sie! Ihr Geld gebe ich Ihnen zurück. Aber machen Sie, dass Sie rauskommen.«
    »Nicht bevor ich mir die letzte Laus angesehen habe. Und du«, wandte er sich an Tarzan, »reiß das Maul nicht so weit auf, sonst stopfe ich dir eine Faust rein, an der du erstickst.«
    »Sie könnten die Polizei rufen«, sagte Tarzan zu Fräulein Obermüller. »Denn was der macht, ist Hausfriedensbruch. Aber wenn’s Ihnen recht ist, setze ich ihn vor die Tür.«
    »Dann mal los!«, zischte der Picklige.
    Eine derbe Faust packte Tarzan an der Brust.
    Was dann geschah, kam für Tarzans Freunde nicht überraschend. Sie kannten ihren Supersportler und
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