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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger
Autoren: Stefan Wolf
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Gänsehaut über den Rücken.
    »Würdest du die anfassen?«, fragte Klößchen. »Als Mutprobe?«
    »Da müsste ich aber einen sehr mutigen Tag haben.«
    »Wenn du die anmachst«, sagte Karl, »hilft Judo nicht viel. Nützen kann dann nur, dass du die 100 Meter in 11,8 Sekunden schaffst.«
    »Ist ja eine tolle Zeit«, meinte Fräulein Obermüller. »Wenn die Gabun-Viper hinter mir her wäre«, lachte Tarzan, »würde ich meinen eigenen Rekord brechen. Aber wie ist das eigentlich, wenn Sie das Terrarium säubern? Rückt dann die Viper höflich beiseite?«
    »Wenn sie gefressen hat, ist sie träge. Mit dem Fangeisen hebe ich sie heraus. Sie wird in eine Kiste gelegt und bleibt dort, bis ich mit dem Säubern fertig bin.«
    Fräulein Obermüller zeigte den Kindern ein Fangeisen. Es war ein mehr als meterlanger Metallstab mit schräg angebrachtem Griff. Die Gabel am Ende hatte die Form eines Herzens, dessen Spitze aufgebogen ist. Um die Taille, die dabei entsteht, war ein kräftiges Gummistück geschlungen.
    »Mit dem Gummi«, erläuterte Fräulein Obermüller, »drückt der Fänger Kopf und Genick der Schlange auf den Boden. Dann muss man freilich so zupacken, dass sie den Kopf nicht bewegen kann. Hätte man sie nur im Genick gefasst, würde sie mit ihren langen Giftzähnen nach rechts und links hinter sich schlagen.«
    Gaby schüttelte sich. Karl meinte, als Haustier käme eine Viper für ihn nicht in Betracht. Klößchen erklärte, das alles wäre sehr interessant und er werde wiederkommen, um seine Eindrücke zu vertiefen. Im Namen aller bedankte sich Tarzan bei Fräulein Obermüller für die ausführlichen Erklärungen.
    Als sie zum Ausgang gingen, fiel sein Blick auf die Fenster. Sie lagen ebenerdig, denn es waren ja Kellerfenster. Er sah auf den Hof hinaus, wo Kisten standen und allerlei Gerümpel lag.
    Wie leicht könnte man hier einbrechen, dachte er.
    Zwar schützten Gitter die Fenster. Aber die Stäbe sahen nicht aus, als würden sie einer Metallsäge widerstehen.
    Ist ja albern!, dachte Tarzan. Wer klaut denn Schlangen! Und er wollte den Gedanken gleich wieder beiseite schieben. Aber so ganz gelang ihm das nicht.
    Jörgi begleitete sie die Treppe hinauf.
    Es war warm geworden, ungewöhnlich warm für Mitte Juni.
    Nur wenige Schönwetterwolken betupften das hohe Blau des Himmels.
    Klößchen sagte, er hätte Mordshunger und brauche unbedingt eine Tafel Schokolade.
    Gaby bückte sich. Jörgi sollte ihr zum Abschied die Pfote geben. Klößchen und Karl standen lächelnd daneben, während Tarzan zur anderen Seite der Hofeinfahrt ging, um sein Rad zu holen.
    Jörgis Kläffen veranlasste ihn, sich umzudrehen.
    Die kleine Hündin hatte kehrtgemacht und war zum hinteren Teil des Hofes gelaufen. Dort befand sich ein Durchgang zur Parallelstraße. Ein Torbogen spendete Schatten und ein Bretterstapel versperrte die halbe Breite des Durchgangs.
    Jörgi kläffte nicht umsonst. Sie hatte ihren Feind entdeckt.
    Der Picklige stand hinter dem Bretterstapel. In der vorgestreckten Hand hielt er ein stählernes Katapult, eine Sportschleuder, deren Gummizüge er auf höchste Länge dehnte. Der Kerl zielte auf Tarzan.
    Gaby schrie auf. Jörgi kläffte noch lauter.
    Und Tarzan handelte blitzartig. Sein Glück war, dass neben seinem Rad eine leere Mülltonne stand.
    Er riss sie hoch und hielt sie vor sich, zog den Kopf ein und wollte die Griffe fester packen. Im gleichen Bruchteil der Sekunde spürte er den wuchtigen Anprall. Wie von einem Hammerschlag getroffen, dröhnte die Mülltonne.
    Tarzan hörte, wie das Geschoss auf den asphaltierten Boden fiel.
    Das Blech der Tonne wimmerte. Tarzan ließ sie fallen. Wie von der Sehne geschnellt, spurtete er über den Hof.
    Im selben Moment warf der Picklige den über mannshohen Bretterstapel um. Krachend stürzten Bretter, Bohlen und Latten zu Boden. Sie verbarrikadierten den Durchgang.
     
    Tarzan verlor wertvolle Sekunden, als er hinüberkletterte. Endlich war er drüben. Er rannte unter dem Torbogen durch, auf eine stille Nebenstraße. Nur auf der einen Seite standenHäuser. Die gegenüberliegende wurde von der hohen Hecke des Stadtparks begrenzt. Er war der Stolz der Stadt, groß genug, um sich darin zu verlaufen, und reich bepflanzt mit Laub- und Nadelbäumen und ganzen Kolonien von Ziersträuchern.
    Ein Motorrad dröhnte.
    Der Picklige saß noch nicht sicher im Sattel, fuhr aber, als wäre der Teufel hinter ihm her, und hatte schon 50 Meter Vorsprung.
    Tarzan fluchte. Dann ging er zu
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