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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger
Autoren: Stefan Wolf
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handelte es sich um Fräulein Obermüller.
    »Die Sicherheitsschlösser scheinen wirklich sicher zu sein«, meinte Tarzan. »Aber das Glas sieht nicht wie Panzerglas aus. Genügt denn das?«
    »Völlig!«, erwiderte Fräulein Obermüller. »Es ist das gleiche Verbundglas wie bei Windschutzscheiben. Sicherlich – die großen Schlangen könnten es eindrücken. Aber auf die Idee kommen sie nicht. Die Pythons, die ich hier habe, sind in Zoos zur Welt gekommen. Ihr Freiheitsdrang ist nicht groß. Anders wäre es, hätte man sie in der Wildnis gefangen. Wie die kleineren Vipern und Nattern. Die habe ich selbst aus Nord- und Westafrika mitgebracht.«
    »Sie selbst?«, staunte Klößchen.
    Auch die drei andern blickten respektvoll. Denn wie eine Schlangenfängerin, die sich in der Wildnis auskennt, sah das zierliche Fräulein Obermüller nicht aus.
    »Jetzt zeige ich euch was ganz Seltenes.« Sie führte die Kinder zu einem großen Terrarium. »Das ist meine Tigerpython, fast vier Meter lang.«
     
    »Ulkig!«, meinte Klößchen, denn die kräftige Schlange hatte sich zu einem exakten Kegel zusammengerollt, aus deman der Spitze der Kopf heraussah. Im Abstand von wenigen Sekunden lief ein zitterndes Zucken durch die schenkeldicken Muskelringe des Schlangenkörpers.
    »Sie ist Mutter geworden«, erklärte Fräulein Obermüller, »und brütet ihre Eier aus. Die könnt ihr nicht sehen, weil sie die mit ihrem Leib umgibt. Die Tragzeit betrug drei Monate. Dann hat sie 22 Eier gelegt und regelrecht zu einer Pyramide aufgeschichtet. Das geht, denn die Eier kleben aneinander. Jetzt wird sie sie etwa zwei Monate ausbrüten. Dabei rührt sie sich nicht von der Stelle. Sie stützt, wie ihr seht, eine Körperschlinge auf die andere, bildet also ein Nest und schafft damit einen Wärmeausgleich für die Brut. Innerhalb dieses lebenden Nestes ist es zwölf Grad wärmer als draußen. Eines Tages schlüpfen dann die kleinen Schlangen aus. Und während der ganzen Zeit nimmt die Python keinerlei Nahrung zu sich.«
    Die Kinder waren beeindruckt.
    Klößchen sagte: »Also, ein Brüter werde ich nicht. Es sei denn, man stellt mir zwei Zentner Schokolade daneben.«
    »Um dich so elegant zu ringeln«, sagte Gaby, »musst du aber noch erheblich gelenkiger werden.«
    Dann bückte sie sich. Ein kleiner Hund war durch die geöffnete Tür hereingewieselt, hatte Gaby sofort als besondere Hundeliebhaberin erschnüffelt und sprang ihr mit den Vorderpfoten gegen die Knie. Es war eine Hündin. Sie hatte ein weiß-braunes Fell und einen Kopf wie ein lustiges Füchslein. Der Schwanz war länger als ihr Körper und sie trug ihn steil erhoben wie ein Basset.
    »Du bist ja süß!«
    Gaby kraulte sie und ließ sich die Pfote geben.
    »Die Rasse kenne ich gar nicht.«
    »An Jörgi«, sagte Fräulein Obermüller, »sie heißt eigentlich Jörgine, sind mehrere Rassen beteiligt.«
    »Mach dir nichts draus«, meinte Gaby. »Ich habe auch keinen Stammbaum.«
    Karl war schon ein Stück weitergegangen, interessierte sich für Abgottschlangen, für eine gewaltige Netzpython und für eine Hornviper, die sich gerade häutete, indem sie aus ihrer zu klein gewordenen Haut wie aus einem Damenstrumpf schlüpfte – das heißt, die Innenseite wurde nach außen gestülpt.
    Tarzan erkundigte sich nach dem Speiseplan der großen Würgeschlangen und erfuhr, dass nur tote Ratten auf dem Küchenzettel stünden. Gefüttert wurde im Abstand von acht bis zehn Tagen.
    Einer plötzlichen Idee folgend, fragte er: »Kann man eigentlich auch Schlangen präparieren?«
    »Freilich!« Fräulein Obermüller steckte sich eine frische Zigarette an, obwohl ihr Husten sehr nach Bronchitis klang. »Ausgestopfte Kobras, zum Beispiel, werden in gewissen Andenkenläden verkauft. In Europa präpariert man sie, indem die Schlange nach dem Ausweiden mit Kunststoff aus- geschäumt wird. Natürlich muss die Haut vorher behandelt werden – mit Chemikalien, damit sie nicht verwest. Im Orient oder in Afrika werden die Bälge nur mit Holzwolle oder gar mit Zeitungspapier ausgestopft. So habe ich’s gesehen.«
    Sie spürte das Interesse der Kinder und begleitete sie bei dem Rundgang. Nach den Terrarien mit Riesentausendfüßlern, Vogelspinnen und Skorpionen kam man zu den gefährlichsten Reptilien, den Giftschlangen.
    Eine zwei Meter lange Schreckensklapperschlange richtete sich hinter ihrer Glaswand auf.
    »Sehr giftig«, erklärte Fräulein Obermüller. »Wer den Biss überlebt, erblindet. Sie bringt übrigens
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