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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger
Autoren: Stefan Wolf
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Rothaarige sich bückte und den getöteten Bussard in seinen Rucksack stopfte.
    »Wo man doch heutzutage bestes Fleisch preiswert kaufen kann«, meinte Klößchen kopfschüttelnd. »Da muss so ein Strolch ausgerechnet einen Mäusebussard in der Pfanne haben.«
    »Ein Bussard ist kein Speisevogel«, wurde er von Tarzan belehrt. »Wer den jagt, ist auf die Trophäe scharf. Sicherlich stopft er ihn aus.«
    »Da gibt’s doch ein Fremdwort. Wie nennt man die Leute, die Tiere ausstopfen und haltbar machen?«
    »Präparatoren.«
    Tarzan hatte immer noch das Fernglas vor den Augen und sah gebannt hinüber zu dem Fremden.
    »Jetzt rennt er zur Straße zurück. Zu einer – tatsächlich! – er hat eine Maschine. Sieht wie eine 250er aus. Aber ich kann das Modell nicht erkennen. Er wickelt das Gewehr in eine Decke. Aber vorher hat er es in zwei Teile zerlegt – hat den Kolben abgenommen. Findet alles im Rucksack Platz. Siehst du ihn noch?«
    »Jetzt nicht mehr«, meinte Klößchen, denn der Wilddieb hatte sein Motorrad gestartet und war hinter einer Reihe dichter Büsche verschwunden, die die Straße säumten. Er fuhr in Richtung Stadt.
    Tarzan sprang vom Baumstumpf herunter, gab Klößchen das Fernglas zurück, spreizte die Beine und stemmte die Fäuste in die Hüften. Seine Miene war grimmig und entschlossen.
    »Bist du dir darüber klar, Geburtstagskind, wer dieser Rotkopf ist, beziehungsweise, zu wem er gehört?«
    »Keine Ahnung. Zu wem denn?«
    »Zur Trophäen-Bande.«
    »Nie gehört.« Klößchen sah ihn an wie ein gesättigter Vollmond. »Wer ist denn das – die Trophäen-Bande?«
    »Du solltest hin und wieder mal Zeitung lesen. Aber dann nicht nur die Werbesprüche für neue Schokoladensorten.Am Samstag stand ein langer Bericht im Lokalteil. Demnach treiben hier Wilddiebe ihr Unwesen. Aber nicht Fleischjäger, die was für die Pfanne wollen, wie du meinst, sondern Trophäen-Jäger.«
    »Aha. Und was machen die?«
    »Sie fangen, schießen und erschlagen seltene und geschützte Tiere. Wild, das jetzt Schonzeit hat oder überhaupt nicht gejagt werden darf, weil es unter Naturschutz steht. Hauptsächlich seltene Vögel. Diese Tiere werden dann von Präparatoren ausgestopft und als Zierde im Wohnzimmer aufgestellt.«
    »Um Himmels willen!« Klößchen schüttelte sich. »Möchtest du, wenn du frühstückst oder fernsiehst, von einem toten Mäusebussard beobachtet werden?«
    »Ich mag nur lebende Tiere. Aber die Geschmäcker sind verschieden.«
    »Wissen denn die Präparatoren nicht, dass sie sich strafbar machen, wenn sie gewilderte Vögel ausstopfen?«
    »Die ehrlichen werden sich bestimmt nicht darauf einlassen. Aber ein krimineller Typ denkt nur an das Geld, das er dafür kriegt.«
    »Also gehören Wilddiebe und Präparatoren zur Trophäen- Bande?«
    »Sicherlich. Vielleicht wildert auch der Präparator selber, oder er beauftragt Kerle wie diesen Rotkopf. Man weiß ja nicht, wer dahinter steckt. Alles sind nur Vermutungen. Aber die Hinweise trügen nicht. Denn Förster und Naturschützer haben deutliche Spuren gefunden. Von verendeten Tieren. Und solche, die beim Abschuss so zerfetzt wurden, dass sie nicht mehr zu verwenden waren. Außerdem – so steht’s in dem Bericht – hat sich hier im Naturschutzgebiet der Bestand der geschützten Tiere in letzter Zeit deutlich verringert.«
    »Die armen Viecher!« Klößchen steckte sein Fernglas indie Ledertasche. »Aber eigentlich geht uns ja die ganze Sache nichts an.«
    »Wenn ein Unrecht geschieht und du Zeuge wirst, geht es dich immer was an«, erwiderte Tarzan. »Weggucken und sich dumm stellen, kann jeder. Aber diese Laschheit fördert Gemeinheit, Ungerechtigkeit und Kriminalität. Ich sehe nicht weg, wenn ich darauf stoße. Und den Rotkopf, den finde ich. Das kannst du mir glauben.«
    Klößchen grinste. »Stell dir vor, wir hätten mein Fernglas nicht gehabt. Du wüsstest nicht, wie Rotkopf aussieht.«
    Tarzan blickte nachdenklich zu Boden. Mit der Schuhspitze stieß er gegen ein Stück bröckliger Baumrinde.
    »Wir werden systematisch vorgehen«, sagte er, »und die Trophäen-Bande entlarven. Das sind wir den Tieren schuldig. Eben saß der Mäusebussard noch stolz und schön in seinem Revier. Jetzt liegt er tot in einem Rucksack, wird präpariert und für teures Geld verkauft. Eine Schande!«
    Tarzan wandte sich zum Gehen. »Komm, wir verständigen Gaby und Karl.«

3. Im Reptilien-Zoo
    Mit ihren Rädern bogen sie in die schmale Straße ein, in der Gaby Glockner
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