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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger
Autoren: Stefan Wolf
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Klößchen holten ihre Räder aus dem Fahrradkeller. Tarzan hatte ein Rennrad, auf das er besonders stolz war. Mit Ferienarbeit hatte er sich das Geld dafür selber verdient.
    Klößchen hängte sich die Ledertasche mit dem Fernglas um. Sie fuhren durchs Tor und radelten die Straße entlang.
    »Habe ich dich schon zu meiner Geburtstagsfeier eingeladen?«, fragte Klößchen, als er keuchend neben Tarzan strampelte.
    »Dreimal. Aber ich höre es immer wieder gern.« »Samstag. Bei uns zu Hause. Sobald meine Eltern zurück sind. Um 15 Uhr.«
    »Ich werde mich bemühen, pünktlich zu sein.«
    Klößchen grinste. »Das wird eine Wucht. Natürlich gehen wir in unser Hallenbad. Gaby sagte, sie werde ihren neuen Badeanzug einweihen. Und Karl hat mit mir gewettet, dass er 30 Meter tauchen kann. Das schafft er nie.«
    »Gaby schafft es.«
    Sie und Karl gehörten, wie Tarzan und Klößchen, zur TKKG-Bande wie ein linker Schuh zum rechten. Sie gingen alle in die 9 b. Gaby Glockner, fast 13, wohnte bei ihren Eltern in der Stadt und war mit ihrem langen, goldblonden Haar und den dunklen Wimpern über den blauen Augen sicherlich das hübscheste Mädchen der Schule. Sie als Einzige brachte es manchmal – absichtlich oder ungewollt – fertig, dass Tarzan die Fassung verlor und rot wurde. Ihren Spitznamen PFOTE hatte sie wegen ihrer Tierliebe bekommen. Einen Hund, der ihr nicht sofort vertraute und die Pfote gab, konnte man sich einfach nicht vorstellen.
    Gabys ständiger Begleiter war Oskar, ein schwarz-weißer Cockerspaniel.
    Karl, genannt COMPUTER, wohnte ebenfalls in der Stadt. Er hatte ein unglaubliches Gedächtnis, was ihm den Spitznamen eingebracht hatte. Sein Vater war Professor für Mathematik an der hiesigen Universität.
    Zu einer verschworenen Gemeinschaft, der TKKG-Bande, hatten sich die vier Freunde zusammengetan. TKKG – das bedeutete: Tarzan, Karl, Klößchen, Gaby.
    Nach dem Unterricht trafen sich die vier nahezu täglich. Auch für heute Nachmittag waren sie in der Stadt verabredet.

2. Der rothaarige Wilddieb
    Die Sonne stieg.Es wurde wärmer. Bienen summten.Aus den Wiesen stieg wabernder Dunst. Im Wald hallte Vogelkonzert.
    Längst hatten die beiden das Vogelschutzgebiet – weit entfernt von der Stadt – erreicht. Eine Straße führte in großem Bogen daran vorbei, aber nicht hinein. Der Weg, den sie jetzt entlang holperten, sah aus wie gepflügt. Er stieg an. Große Steine lagen im Weg. Klößchen schnaufte.
    »So eine Schinderei!«, schimpfte er. »Ich wünschte, ich wäre noch zwölf. Dann könnte ich absteigen, ohne mich vor dir zu blamieren.«
    »Mir tun auch meine Reifen Leid.« Tarzan lachte.
    Sie stiegen ab. Hier begann der Wald. Die Räder weiterzuschieben war sinnlos.
    An einer jungen Buche ließen sie die Stahlrösser zurück – natürlich nicht, ohne sie mit ihren Kabelschlössern zu sichern.
    »Eigentlich Unsinn!«, meinte Klößchen. »Wer sich in dieser herrlichen Natur aufhält, ist ein edler Mensch und wird keine Tretmühlen klauen.«
    »Da wäre ich nicht so sicher. Bedenke: Wenn es ein fußkranker Fuchs eilig hat, käme ihm dein Klapprad wie gerufen.« »Du hast ja keine Ahnung. Füchse hassen Räder. Weil sie immer mit dem Schwanz in die Speichen kommen.« »Biologie sehr gut, Sauerlich. Weiter so!«
    Sie verließen den Weg und liefen durch den Wald. Lautlos, um Wild und Vögel nicht zu verscheuchen, glitt Tarzan über den moosigen Boden.
    Unter Klößchens Sohlen zerbrachen krachend trockene Äste. Er hatte kein Talent, sich zu bewegen.
    Tarzan hatte es schon auf der Zunge, ihn zurechtzuweisen. Aber dann hielt er den Mund. Denn schließlich: Wer Geburtstag hat, mit dem geht man nachsichtiger um als an anderen Tagen.
     
    Eine Waldschnepfe, über die Tarzan beinahe gestolpert wäre, flog auf. Ihre laubbraune Färbung hatte sie, solange sie auf dem Boden saß, vorzüglich getarnt.
    Klößchen holte sein Fernglas hervor. Aber der Vogel verschwand zwischen den Bäumen. Wildtauben zogen über die Wipfel und in der Nähe hämmerte ein Specht.
    »Vielleicht gibt’s hier noch Haselhühner«, hoffte Tarzan. Er redete leise. »Die sind sehr selten geworden in Europa. Auerhähne soll’s hier auch geben, sagt Dr. Wagner. Birkhühner und Jagdfasane.«
    »Woran erkennt man Fasane?«
    »Der Hahn trägt ein grünblau oder kupferrot gefärbtes Gefieder. Und der Kopf hat rote Augenflecken. Die Schwanzfedern sind lang und zugespitzt. Dagegen ist die Henne recht unansehnlich. Nur grau, bräunlich und
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