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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks
Autoren: Kit Garland
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1850
     
    »Ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen, mitzukommen«, machte Dominique sich Vorwürfe und spielte wieder mit den Schleifen und Rüschen ihres rosafarbenen Hutes. Ihr Blick aus dem Fenster der Kutsche zeigte ihre Zweifel.
    Nicholas hielt ihre behandschuhten Finger an seine Lippen und erkannte, dass er immer gedacht hatte, nichts auf der Welt könne diese Frau, die Ramzi so clever in den Tod katapultiert hatte, einschüchtern. Und schon gar nicht ein Besuch beim Grafen von Winterthur. »Ohne Sie gehe ich nirgends mehr hin, Madam. Schließlich bin ich eine Bestie.«
    Dominique schaute Nicholas aus den Augenwinkeln heraus an. In ihrem Blick lag ein Ausdruck, der in ihm sofort die farbenfrohen Erinnerungen an die Überfahrt aus Tunis heraufbeschwor, die sie in der Geborgenheit seiner Kabine verbracht hatten. »Ja, da gebe ich dir voll und ganz Recht«, flüsterte sie.
    Nicholas' Blut geriet in Wallung. Er drehte ihre Hand um, um mit seinem Daumen ihren Handteller zu massieren. »Selbst Bestien wie ich wissen, wann es an der Zeit ist, einen hart erkämpften Sieg zu teilen. Dein Anteil an der Rettung des Katzenauges, und ganz Tunis' war nicht kleiner als meiner. Vielleicht sogar noch ein wenig größer. Und du kannst davon ausgehen, dass ich Winterthur auch das erzählen werde.«
    Dominique warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Ist das der Grund, warum wir diesen langen Weg auf uns genommen haben?«
    »Sollte es einen anderen Grund geben?«
    Sie richtete ihren Blick wieder nach draußen, wo mit einem Mal das Herrenhaus des Grafen durch einen kleinen Hain hindurch in Sicht kam. »Ich weiß nicht, Nicholas. Meine Güte, ist das ein herrliches Anwesen!«
    Nicholas lehnte sich nach vorn, um nach über zwanzig Jahren wieder einen Blick auf das prachtvolle Haus des Grafen zu werfen. »Ja, unglaublich herrlich«, griff er ihre Worte auf. Verwundert stellte er fest, dass er dem Anwesen gegenüber eher Bewunderung als zornige Gefühle entgegenbrachte. Ihm wurde klar, dass es keinen Sinn hatte, Dominique etwas vormachen zu wollen. Er seufzte.
    »Verdammt, wenn du es unbedingt wissen willst; ich bin auch gekommen, um die alte Geschichte zu Grabe zu tragen.« Noch immer hatte Dominique ihren Blick nach draußen gerichtet. Ihm blieben die Worte im Halse stecken. »Du weißt schon, ihm vergeben. Dazu ist es höchste Zeit. Und außerdem glaube ich, meine Meinung über Thirlestane war grundlos schlechter Natur.«
    Sie schaute ihn unbeeindruckt an. »Und mich hast du mitgenommen, damit ich dir helfe?«
    »Ohne dich gelingt mir nichts mehr.«
    »Das stimmt nicht, Nicholas. Gerade weil du so klug bist, habe ich dich geheiratet.« Als Dominique ihn anlächelte, schien die Sonne durch den wolkenverhangenen Himmel zu brechen und sie beide einzufangen. Bereitwillig hob sie ihre Lippen zu den seinen. Nicholas schlang seine Arme um Dominique und küsste sie innig. Es dauerte einen kleinen Augenblick, bis sie merkten, dass die Kutsche bereits vor dem Haus angehalten hatte.
    An der Tür wurden sie von einem livrierten Diener empfangen, der sie in das Foyer bat und ihnen mitteilte, sie würden bereits im Salon erwartet. Mit einer Hand auf Dominiques unterer Rückenpartie, folgte das Paar dem Diener. Erinnerungen stürzten auf Nicholas nieder. Selbst der Geruch des Hauses war ihm noch vertraut. Wenngleich ihm das Anwesen weniger Angst einflößend als früher erschien, tauchten doch überall Bilder aus seiner Jugend auf. Sein Blick glitt zu der pompösen Treppe, die mit ihrem geschwungenen Geländer einer Schiffstreppe ähnelte und auf deren Absatz er oft und gern im Schatten der vielen, vom berühmten Künstler Reynolds stammenden Porträts gespielt hatte. Der Spiegel über der Kommode in der Eingangshalle zog ihn magisch an. Davor stehend und sich selbst bewundernd, hatte er das erste Mal Genevieve erblickt. Er hatte sich die Stufen der Treppe hinaufgeschlichen und sie durch das Holzgeländer beobachtet. Das Hallen seiner und Dominiques Schritte erinnerte ihn an den gebieterischen Gang des Grafen, wenn er nach dem Dinner die Halle zu durchqueren pflegte. Seltsamerweise aber riefen all diese Erinnerungen nicht den Schmerz in ihm hervor, den er erwartet hatte. Ganz im Gegenteil, alles wirkte mit einem Mal einladend und freundlich, trotz der Kälte des weißen Marmors.
    Die Türen zum Salon schwangen auf, und Nicholas konnte den Grafen vor sich sehen. Den eingebildeten, von sich selbst überzeugten, cholerischen Menschenfreund
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