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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks
Autoren: Kit Garland
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das zu rauschen begonnen hatte. Und dann, als er eine zärtliche Berührung am Arm spürte, drehte er sich um. Die Gräfin St. Leger stand lächelnd vor ihm. »Deine Gattin hat die Ähnlichkeit bereits bemerkt.«
    »Welche Ähnlichkeit?«, fragte Nicholas völlig verwirrt und starrte in die silbrig glänzenden Augen der Gräfin. Sein Blick wanderte nun wieder zum Fenster, wo der Graf stand. Selbst in diesem für ihn so demütigenden Moment wirkte er stolz und überheblich. Sein Profil war wie aus Glas geschliffen. Es war, als schaute Nicholas sich selbst an.
    Nicholas' Blick flog zur Gräfin zurück. Es kostete ihn allergrößte Mühe, den wütenden Ton in seiner Stimme zu unterdrücken. »Ich verlange auf der Stelle, die ganze Wahrheit zu erfahren!«
    »Dein Gefühl hat dir die Wahrheit bereits gesagt. Aber wärest du bereit gewesen, die Wahrheit anzuerkennen, wenn du nicht gekommen wärst, um den Mann, der dein Vater ist, ein wenig besser kennen zu lernen? Wärst du wirklich bereit gewesen, dein Erstgeburtsrecht anzuerkennen?«
    Nicholas erstarrte. Warum duzte sie ihn? »Herrgott...«
    Die Gräfin nahm seinen Arm. »Edmund verehrte seine Frau zu sehr, als dass er dich als seinen Sohn hätte anerkennen und seine Schwäche für die Zofe hätte zugeben können, das ihn über alles liebte. Gib ihm nicht die Schuld. Er wusste, die Wahrheit würde seine Frau umbringen, denn sie konnte ihm keine Kinder schenken. Nachdem sie gestorben war, hattest du dich bereits für Genevieve entschieden, und Edmund hatte nicht die Stärke und sah auch seine Karriere als zu wichtig an, als dass er dich als seinen unehelichen Sohn anerkennen konnte. Davon abgesehen, wärst du gar nicht bereit gewesen, es ihm zu verzeihen, dass er deine Mutter aus dem Haus geworfen hatte. Es war eine Tragödie, und ich widmete mein Leben dem Versuch, sie wiedergutzumachen.«
    »Sie?«
    Das Gesicht der Gräfin war voller Gram. »Ja, mein geliebter Sohn. Bitte hasse mich nicht.«
    Ihr Sohn? Nicholas Gedanken rasten. »Das tue ich nicht.«
    Tränen rannen ihre Wangen herunter. »Seit dem Tag, an dem ich dich verlassen habe, trauere ich. Ein Teil von mir ist an jenem Tag gestorben. Aber in meiner damaligen Verzweiflung sah ich keine andere Möglichkeit. Edmunds Mutter bot mir eine beachtliche Summe Geld, wenn ich das Haus verließe, denn in dem Moment, in dem sie dich das erste Mal sah, wusste sie, dass du ihr Enkelsohn warst, und sie wusste natürlich auch, dass die Gräfin ihrem Sohn keinen Erben schenken konnte. Sie war davon überzeugt, dass auch er alles dafür tun würde, dass das Winterthur-Erbe nicht in die Hände seines gierigen Neffen fiel. Sie war der Meinung, dass Stolz niemals der Nachkommenschaft im Weg stehen würde, aber als sie starb, wähnte sie sich im Unrecht. Ich verschwand also, und einige Monate später spielte ich dem Grafen die Nachricht zu, ich sei verstorben. Das Geld aber investierte ich erfolgreich in die nationale Eisenbahn und fasste den Plan, ein neues Leben zu beginnen. Ich heiratete einen befreundeten Gentleman, kaufte mir ein gemütliches Stadtpalais, und mit der Zeit erarbeitete ich mir eine gute gesellschaftliche Stellung.«
    Die Gräfin warf Nicholas einen intensiven Blick zu. »Ich verfolgte dein Leben, was nicht weiter schwer war, denn die Zeitungen hatten immer etwas über dich zu berichten. Aber ich spürte genau, dass die Gerüchte dir nicht gerecht wurden. Ich war nämlich mit einigen Admiralsfrauen befreundet, deren Meinungen über dich und dein Verhalten weit von denen derer abwichen, die dich als Schwerenöter sahen. Schon bald erkannte ich für mich die Gelegenheit, dir meine Dienste als Mittelsmann anzubieten. Das war der einzige Weg, der mir einfiel, den Kontakt zu dir herzustellen, denn wenn wir uns je von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hätten, so wäre das Risiko, dass ich mich verraten hätte, sehr groß gewesen. Als Edmund mich kontaktierte, um deine Dienste in Anspruch zu nehmen, indem du dich auf die Suche nach dem Katzenauge machen solltest, konnte er nicht ahnen, dass ich die Mutter seines Sohnes war. Bis zum heutigen Tage wusste er nicht, dass ich noch am Leben bin.«
    Nicholas starrte in die Glut des Kamins. »Du wusstest von Anfang an, dass das Katzenauge kein Juwel, sondern der Sohn des Bey ist, nicht wahr?«, ergriff er schließlich das Wort.
    »Ja, das wusste ich.«
    »Und du warst dir darüber im Klaren, dass ich den Auftrag nicht angenommen hätte, wenn ich gewusst hätte, dass es
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