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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers
Autoren: Ken Follett
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wieder und fragte Coburn nach seinem Ausweis.
    Coburn wartete angstvoll. Wenn sie ihn ausgerechnet heute einsperrten, dann hatten sie sich den denkbar unmöglichsten Tag dazu ausgesucht. Würde man ihm glauben, daß seine Uhr richtig und die des Offiziers nachging?
    Endlich räumten die Soldaten die Straße, und der Offizier winkte Coburn durch.
    Coburn stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und fuhr langsam weiter.
    So war es eben im Iran.
    *
    Coburns Logistiker gingen daran, Flüge zu buchen, Busse zu chartern und fotokopierten die zu verteilenden Anweisungen. Um zehn Uhr rief Coburn die Gruppenleiter im Bukarest zusammen und ließ durch sie die betroffenen Familien benachrichtigen.
    Für die meisten bekam er einen PanAm-Flug nach Istanbul am Freitag, den achten Dezember. Der Rest – einschließlich Liz Coburn und ihrer Kinder – würde am selben Tag mit der Lufthansa nach Frankfurt fliegen.
    Sobald die Buchungen bestätigt worden waren, verließen die beiden Spitzenmanager Merv Stauffer und T. J. Marquez den EDS-Stammsitz in Dallas und flogen nach Istanbul, um dort die Evakuierten zu empfangen, sie in Hotels unterzubringen und die nächste Etappe der Heimreise zu organisieren.
    Im Laufe des Tages wurde der Plan ein wenig geändert. Paul sträubte sich noch immer dagegen, seine Arbeit im Iran aufzugeben. Er schlug vor, einen harten Kern von ungefähr zehn erfahrenen Mitarbeitern zurückzubehalten, die das Büro sozusagen im Leerlauf betreiben sollten – in der Hoffnung, der Iran würde zur Ruhe kommen und EDS könnte schließlich wieder zum geregelten Arbeitsablauf zurückkehren. Dallas war einverstanden. Zu denen, die freiwillig im Land blieben, gehörten Paul selbst, sein Stellvertreter Bill Gaylord, Jay Coburn und die meisten Kollegen aus dessen Logistik-Gruppe.
    Die Taschen voller Schmiergeld in Form von 10 000-Rial-Scheinen (etwa 140 Dollar), besetzten CoburnsLeute am Freitagmorgen praktisch einen Teil des Flughafens Mehrabad westlich von Teheran. Coburn hatte seine Leute überall: an den PanAm-Schaltern zur Ausstellung der Tickets, an den Paßkontrollen, in der Abflughalle und bei der Gepäckabfertigung. Das Flugzeug war überbelegt, und die Schmiergelder sorgten dafür, daß niemand von den EDS-Leuten das Nachsehen hatte.
    Zweimal wurde es brenzlig. Eine der Ehefrauen, die einen australischen Paß besaß, hatte kein Ausreisevisum, weil die iranischen Regierungsbehörden, die die Ausreisegenehmigungen erteilten, streikten. Ihr Mann und ihre Kinder hatten amerikanische Pässe und brauchten daher keine Ausreisegenehmigung. Als der Ehemann an der Paßkontrolle stand, gab er seinen Paß mitsamt denen der Kinder in einem Stapel mit sechs oder sieben weiteren ab. Während der Beamte versuchte, die einzelnen Gesichter zu identifizieren, fingen die EDS-Leute hinten in der Schlange an, sich vorzudrängeln, um Verwirrung zu stiften. Ein paar Leute aus Coburns Team pflanzten sich vor dem Schalter auf, stellten lauthals Fragen und taten, als seien sie wütend über die Verzögerung. In dem allgemeinen Durcheinander ging die Frau mit dem australischen Paß ungehindert zur Abflughalle durch.
    Eine andere EDS-Familie hatte ein iranisches Baby adoptiert und noch keinen Paß für das Kind bekommen können. Das nur wenige Monate alte Baby schlief mit dem Gesicht nach unten in der Armbeuge seiner Mutter. Da nahm eine andere EDS-Frau – Kathy Marketos, von der man sich erzählte, daß sie alles zumindest einmal ausprobierte – das schlafende Kind selbst auf den Arm, drapierte ihren Regenmantel darüber und trug es ins Flugzeug.
    Dennoch dauerte es Stunden, bis alle in der Maschine saßen. Beide Abflüge hatten Verspätung. Im Flughafen gab es nichts zu essen, und da die Flüchtlinge einen Mordshunger hatten, fuhren ein paar von Coburns Leuten kurzvor Beginn der Ausgangssperre durch die Stadt und kauften alles auf, was sie an Eßbarem finden konnten. Sie erwarben das gesamte Angebot einiger Straßenstände, die Süßigkeiten, Obst und Zigaretten feilboten. Einer Kentucky-Fried-Chicken-Filiale handelten sie ihren gesamten Brötchenvorrat ab. Als sie den EDS-Leuten in der Abflughalle ihre Schätze aushändigten, wurden sie von den anderen hungrigen Passagieren bestürmt, die auf dieselben Flüge warteten. Auf dem Weg zurück in die Stadt wurden zwei von der Gruppe angehalten und verhaftet, weil sie nach Beginn der Ausgangssperre noch unterwegs waren – glücklicherweise aber wurde der Soldat von einem anderen Auto
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