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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers
Autoren: Ken Follett
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draußen.« Er wandte sich an die Zöllner. »Die Formulare können Sie zerreißen.«
    Sculley lächelte und ging. Hier war er nicht mehr im Mittleren Osten. Hier war er in Dallas, und hier war Perot Perot. Sculley bestieg den Bus und erblickte Mary, Sean und Jennifer. Er umarmte und küßte sie alle, dann fiel das Stichwort: »Und nun?«
    »Nun gibt’s einen kleinen Empfang für euch«, sagte Mary.
    Der Bus fuhr los, hielt jedoch dann ein paar Meter weiter vor einem anderen Tor, und sie wurden alle in denFlughafen zurück und zu einer Tür mit der Aufschrift Concorde Room geführt. Bei ihrem Eintritt erhoben sich, jubelnd und klatschend, ungefähr tausend Leute. Irgendwer hatte ein riesiges Tuch aufgehängt, auf dem zu lesen stand:
     
    J OHN H OWELL
    N O . 1
    D ADDY
     
    Jay Coburn war von der Menschenmenge und ihrer Reaktion völlig überwältigt. Es war eine gute Idee gewesen, den Männern Gelegenheit zu geben, erst ihre Familien zu begrüßen, bevor sie hierher kamen. Und wer hatte dafür gesorgt? Merv Stauffer natürlich.
    Coburn ging durch den Saal nach vorne, und aus der Menge streckten sich ihm Hände entgegen, Wildfremde sagten »Schön, Sie zu sehen!« und »Willkommen zu Hause« zu ihm. Er lächelte und schüttelte eine Hand nach der anderen – irgendwo tauchten die Gesichter von David Behne und Dick Morrison auf – die Gesichter verschwammen, und die Worte verschmolzen zu einem einzigen warmen Hallo. Als Paul und Bill mit ihren Frauen und Kindern eintraten, ging der Jubel erst richtig los. Ross Perot, der vorne stand, traten Tränen in die Augen. Er war erschöpfter als je zuvor in seinem Leben, fühlte sich jedoch auch zufriedener denn je. All die glücklichen Umstände, die die Rettungsaktion ermöglicht hatten, gingen ihm durch den Kopf: Daß er Simons kannte, daß dieser mitmachte, daß EDS Vietnamveteranen beschäftigte, die ebenfalls sofort zugestimmt hatten, daß die Belegschaft im sechsten Stock an der Forest Lane wußte, wie man die Dinge in Bewegung brachte, daß der Mob das Gasr-Gefängnis gestürmt hatte ...
    Und er dachte daran, was alles hätte schiefgehen können. Ein Sprichwort fiel ihm ein: Der Erfolg hat vieleVäter, der Mißerfolg ist ein Waisenkind. In ein paar Minuten würde er da vorne stehen und den Anwesenden erzählen, was passiert war und wie sie Paul und Bill heimgebracht hatten. Es würde nicht einfach werden, die Risiken, die sie alle auf sich genommen hatten, in angemessene Worte zu kleiden, und erst recht nicht die Konsequenzen eines Fehlschlags, der sie alle als Angeklagte vor Gericht gebracht hätte. Er erinnerte sich an seinen Abflug aus Teheran, als er sein Glück wie Sand durch ein Stundenglas hatte rinnen sehen. Plötzlich sah er das Stundenglas wieder vor sich, und der Sand war durchgelaufen. Er nahm das imaginäre Glas in die Hand und drehte es einfach um. Simons beugte sich zu Perot hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: »Weißt du noch, daß du mich bezahlen wolltest?«
    Das würde Perot nie vergessen – diesen berühmten Simons-Blick, bei dem einem das Blut in den Adern gefror. »Natürlich weiß ich es noch.«
    »Siehst du das dort?« sagte Simons und deutete mit dem Kopf.
    Paul kam auf sie zu. Er trug Ann Marie auf den Armen und schritt durch die Beifall klatschende Menge. »Ja, seh ich«, erwiderte Perot.
    »Damit bin ich bezahlt«, sagte Simons und zog an seinem Zigarillo.
    Endlich wurde es ruhig im Raum, und Perot begann mit seiner Ansprache. Er rief nach Raschid und legte seinen Arm um die Schultern des jungen Mannes. »Ich möchte Ihnen allen eines unserer wichtigsten Teammitglieder vorstellen«, sagte er. »Wie Colonel Simons es ausdrückt: Raschid wiegt zwar nur hundertfünfundzwanzig Pfund, verfügt aber über mindestens fünfhundert Pfund Mut.«
    Alle lachten und klatschten. Raschid sah sich um. Viele, unzählige Male hatte er daran gedacht, nach Amerika zu gehen, aber selbst in seinen wildesten Träumen hatte er sich den Empfang nicht so vorgestellt.
    Perot begann mit seiner Geschichte. Beim Zuhören kam sich Paul merkwürdig klein vor. Er war gar kein Held – die anderen waren die Helden. Er hatte lediglich das Privileg, die wunderbarsten Menschen der Welt zu Freunden zu haben.
    Bill sah sich in der Menge um und erblickte Ron Sperberg, einen guten Freund und langjährigen Kollegen. Sperberg trug einen riesigen Cowboyhut. Wir sind wieder in Texas, dachte Bill. Dies ist das Herz der USA und der sicherste Platz auf Erden; hier schnappen sie uns
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