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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers
Autoren: Ken Follett
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sich seine Kinder Mike und Dawn auf ihn.
    Taylor hatte heute Geburtstag. Er wurde einundvierzig Jahre alt. Es war der schönste Geburtstag seines Lebens.
    John Howell sah seine Frau Angela vorne im Bus gleich hinter dem Fahrer sitzen, den elf Monate alten Michael auf dem Schoß. Der Kleine trug Blue Jeans und ein gestreiftes Rugby-Hemd. Howell hob ihn hoch und sagte: »He, Michael, erkennst du deinen Daddy wieder?«
    Er setzte sich neben Angie und legte den Arm um sie. Dabei fühlte er sich hier im Bus ein bißchen komisch, denn für solche öffentlichen Liebesbezeugungen war er normalerweise zu scheu. Jetzt aber hielt er sie einfach in seinen Armen. Es tat so gut.
    Ralph Boulware wurde von Mary und ihren Töchtern Stacy und Kecia erwartet. Er hob Kecia hoch und sagte: »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!« Es ist alles, wie es sein soll, dachte er, während er seine Familie umarmte. Er hatte seine Aufgabe erledigt, seine Familie war hier. Er hatte das Gefühl, etwas bewiesen zu haben, und sei es auch nur vor sich selbst. Während seiner Zeit bei der Luftwaffe, als er entweder mit irgendwelchen Apparaturen herumhantiert oder in einem Flugzeug gesessen und zugeschaut hatte, wie die Bomben ausgeklinkt wurden, hatte er nie das Gefühl gehabt, sein Mut würde auf die Probe gestellt. Seine Bekannten besaßen Orden für ihre Bodeneinsätze, ihn jedoch verließ nie das ungute Gefühl, daß ihm der leichtere Teil zugefallen war. Es war wie in den Kriegsfilmen, wo irgendein Kerl Essen auf die Teller derjenigen häuft, die als echte Soldaten in den Kampf ziehen. Immer schonhatte er sich gefragt, ob er genug Mumm hätte. Jetzt dachte er an die Türkei, dachte daran, wie er in Adana steckengeblieben war, an die Fahrt durch den Schneesturm in dem gottverdammten vierundsechziger Chevy, an den Reifenwechsel mit den Söhnen von Mr. Fishs Vetter in der Banditengegend. Perots Trinkspruch auf die Männer, die sich etwas vorgenommen und erledigt hatten, fiel ihm ein, und nun wußte er auch die Antwort auf seine eigene Frage: O ja, er hatte den nötigen Mumm.
    Pauls Töchter Karen und Ann Marie trugen gleichgemusterte Faltenröcke. Ann Marie, die kleinste, erreichte ihn zuerst, und er nahm sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Hinter den beiden stand Ruthie, sein größtes kleines Mädchen, in einem Kleid in Beige- und Goldtönen. Er küßte sie lang und innig, sah sie an und lächelte. Selbst, wenn er es gewollt hätte, hätte er nicht aufhören können, zu lächeln. Er fühlte sich weich und abgeklärt; noch nie war es ihm so gutgegangen.
    Emily sah Bill an, als könne sie nicht glauben, daß er wirklich vor ihr stünde. »Herrje«, sagte sie unbeholfen, »wie schön, dich wiederzusehen, Liebling.« Es wurde ziemlich still im Bus, als er sie küßte. Rachel Schwebach fing an zu weinen.
    Bill küßte seine Töchter Vicki, Jackie und Jenny, dann sah er seinen Sohn an. Chris wirkte in seinem blauen Anzug, den er zu Weihnachten bekommen hatte, schon recht erwachsen. Bill kannte den Anzug von einer Fotografie her, die Chris vor dem Weihnachtsbaum zeigte: Diese Fotografie hatte über Bills Koje gesteckt, in einer Gefängniszelle, vor langer Zeit, in einem fernen Land ...
    Emily berührte ihn immer wieder, als wolle sie sich vergewissern, daß sie ihn tatsächlich wiederhatte: »Du siehst wunderbar aus.«
    Bill wußte, daß er absolut gräßlich aussah. »Ich liebedich«, sagte er. Ross Perot stieg in den Bus und sagte: »Sind alle Mann an Bord?«
    »Mein Dad nicht!« piepste eine traurige Stimme. Das war Sean Sculley.
    »Nur keine Bange«, sagte Perot. »Er kommt sofort.«
    Pat Sculley war von einem Zollbeamten angehalten und gebeten worden, seinen Koffer zu öffnen. Er trug das viele Geld bei sich, und natürlich hatte der Beamte es gesehen. Weitere Zöllner wurden herbeigerufen, und Sculley wurde zum Verhör in ein Büro gebracht. Die Beamten zogen etliche Formulare hervor. Sculley setzte zu einer Erklärung an, aber sie wollten nichts hören, nur ihre Formulare ausgefüllt haben.
    »Gehört das Geld Ihnen?«
    »Nein, es gehört EDS.«
    »Wann und wie sind Sie aus den Staaten ausgereist?«
    »Vor einer Woche an Bord einer privaten 707.«
    »Wohin sind Sie geflogen?«
    »Nach Istanbul und von dort aus zur iranischen Grenze.«
    Ein weiterer Beamter kam in das Büro und fragte: »Sind Sie Mr. Sculley?«
    »Ja.«
    »Es tut mir außerordentlich leid, daß man Ihnen solche Schwierigkeiten gemacht hat. Mr. Perot erwartet Sie
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