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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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Einsamkeit der Lofoten liebte und Orte, wo er kaum auf Menschen traf. Im Zimmer gegenüber aber schlief Emmerlein!
    Hastig presste er sein Ohr an das Holz der Tür, die zu dessen Zimmer führte.
    War da ein Flüstern? Raunte Sarah Emmerlein Worte in das Ohr? Aber was sagte sie ihm? Warnende Worte? Zärtliche Worte?
    Fest presste er die Lippen aufeinander.
    Wenn sie Emmerlein jetzt und sehr eindringlich warnte, wenn der eilig nach Deutschland zurückkehrte, wo er geschützt war vor seinem Verfolger, der Bachmann hieß und einmal ein ehemaliger Fallschirmjäger war, was sie ihm jetzt, in diesem Augenblick, verraten konnte? Aber wusste sie nicht, dass ihr Mann sich in einem Stadium befand, wo er jeden töten würde, der sich schützend vor Emmerlein stellte, selbst sie? Sarah kannte ihn lange genug, länger als jeder andere Mensch.
    Wieder glaubte er ein Flüstern zu hören, dass aber auch nur einfach eine Wahrnehmung sein konnte, die seiner überhitzten Fantasie entsprang. Dann vernahm er ein Rascheln, doch konnte dieses Geräusch von einem sich im Schlaf hin und her wälzenden Emmerlein stammen.
    In einem anderen Zimmer bekam eine Frau einen Hustenanfall, der nicht vergehen wollte. Es war wohl besser für ihn, wenn er den Flur rasch verlassen würde, denn er wollte vor Emmerleins Zimmer nicht gesehen werden, auf keinen Fall. Nun wurde die Frau von einer männlichen Stimme beruhigt.
    Rasch schlich er in das Zimmer zurück.
    In seinem Bett liegend, wusste er, dass er nun lange warten musste, denn Sarah glaubte mit Sicherheit viel Zeit zu haben, da sie ihn in der Phase seines Tiefschlafs wähnte.
    Bei wem aber war sie?
    Doch wusste er es genau, auch, wenn er die Wahrheit verdrängen wollte. Der Hass durchflutete unvermittelt seinen ganzen Körper, vom Kopf bis zu den Zehen, verging nicht. Mit geballten Fäusten und zornbebend lag er im Bett, und ihm war bewusst, was er tun musste. So erhob er sich wieder, um den Wecker zu stellen.
    Erneut legte er sich hin, wartend, bis er ein leises Geräusch vernahm. Sarah huschte in das Zimmer, verharrte einen Augenblick lang, um dann rasch in ihr Bett zu schlüpfen, offensichtlich glaubend, ihn wieder überlistet zu haben.
    Er versuchte sich zu entkrampfen. Morgen, in aller Frühe, fahre ich zu den Grasdünen zwischen Andenes und Bleik, dachte er, und hebe Emmerleins Grab aus und übermorgen töte ich ihn! Ich muss nun rasch handeln, ohne Aufschub, ich bestimme den Tag und die Stunde des tödlichen Aufeinandertreffens. Ich allein! Auch Sarah wird meine Absicht erst erfahren, wenn ich zurück bin, erst dann. Noch mag sie glauben, dass vielleicht nichts geschehen wird, dass ich vielleicht meinen Plan aufgegeben habe.
    Dann lag er und wartete ungeduldig auf den Schlaf, aber sein Körper war zu angespannt, sein Geist war wach, und die quälenden Gedanken wollten nicht weichen.
    Und dann schlief er doch ein und er träumte, das war ihm am nächsten Tag bewusst, den fürchterlichsten aller Albträume in seinem Leben, der ihn zurückführte nach Leipzig und in dem Sarah eine Rolle spielte und auch Manu und diese so Friedliche Revolution, die schon so lange zurücklag. Der Traum aber verlief anders als die Wirklichkeit, er endete wie ein Bild des Malers Bosch, er drehte das wahre Geschehen auf den Kopf, er schuf die Hölle, die wohl nur der sehen konnte, der ihr so nahe war, wie er selbst …
    Die Masse umgibt sie in der Dunkelheit, eine gewaltige Ansammlung von Menschen, die um den Innenstadtring ziehen, vorbei am Elbsandsteinbau der Oper und der großen Glasfassade des Gewandhauses und auf die Marx verwundert herabzublicken scheint.
    »Wir sind das Volk!«, dröhnt es in einem Chor aus zehntausenden von Kehlen. Keiner kennt wohl die genaue Zahl. Und doch ist auch die Bangigkeit da bei so manchem. Wenn der Staat DDR zuschlagen will, muss er es heute tun, sonst spült diese Friedliche Revolution über ihn hinweg. Der Karl-Marx-Platz kann zu einem Pulverfass werden.
    Er hat seinen Arm um Sarah gelegt, die unbedingt mit wollte, auf jeden Fall. Ihre Mutter ist bei Manuela, die also wohl behütet schläft, ihr Kind, auf das sie solange warten mussten, da Sarah einfach nicht schwanger wurde. Lieber wäre es ihm gewesen, sie wäre bei Manu geblieben.
    Aufmerksam blickt er hoch zu den Dächern, zur Hauptpost, zur Verwaltung eines Chemiekombinates, zum Kroch-Hochhaus mit den Figuren, die mit Hämmern auf eine Glocke klopfen. Doch kann er keine Schützen entdecken, nirgendwo.
    Aber sie können
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